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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut
Autoren: Charlie Huston
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klar.
    Sie legt ihre Hände auf den Tresen.
    – Joe. Es ist mir wirklich egal.
    Sie beugt sich zu mir vor.
    – Ich kann dich nicht ficken. Ich werd dich nie ficken. Wenn du ficken willst, ist das okay für mich. Aber...
    Sie verschränkt wieder die Arme und hört sich die Band an.
    – Aber was, Baby?
    Sie sieht weg.
    – Aber Dienstagabend ist unser Abend, und du hast mir erzählt, dass du unglaublich beschäftigt wärst, und dann fickst du einfach eine andere. Eine andere mit einer Scheißlimousine. Arschloch!
    Sie zieht einen Lappen aus ihrem mit Nieten besetzten Ledergürtel und wirft ihn mir ins Gesicht. Er fällt auf die Theke und über mein Bier. Jemand bestellt ein paar Margaritas, und sie geht weg, um sie zu mixen. Ich nehme den Lappen von meinem Bier und zünde mir eine Zigarette an. Eine Minute später ist sie wieder da und beobachtet die Band.
    – Das war Teil meiner Arbeit, Baby. Ich weiß, das hört sich jetzt scheiße an, aber die Frau war der verdammte Job.
    Sie sieht mir wieder ins Gesicht.
    – Und was ist dein Job? Ich hab keine Ahnung, was du tust, Joe. Ich weiß nicht, warum du so lange wegbleibst und verprügelt wirst, wo du so viel Geld herhast und warum du eine Waffe brauchst und was in diesem kleinen Kühlschrank ist. Sind da Drogen drin, Joe?
    Sie hat sich vorgebeugt und flüstert mir zu.
    – Sind es Drogen? Das ist kein Problem, das macht mir nichts. Ich will’s nur wissen. Also, was ist dein verdammter Job?
    Ich lasse die Glut meiner Zigarette am Aschenbecher entlanggleiten und streife die Asche ab.
    – Er ist hart, Baby. Der Job ist hart.
    Sie dreht sich wieder um.
    – Toll. Danke. Jetzt weiß ich alles.
    Ich spiele weiter mit meiner Zigarette.
    – Der Job ist hart. Aber du bist härter, Baby.
    Sie dreht sich nicht um.
    – Du bist richtig harte Arbeit.
    Schaut die Band an.
    – Aber jede Minute wert.
    Sie steckt sich eine rote Haarsträhne hinters Ohr.
    – Gib her.
    Sie nimmt die Zigarette aus meinen Fingern und nimmt einen tiefen Zug.
    – Ich habe gerade meine Meinung geändert.
    Sie hält mir die Zigarette wieder hin. Ich nehme sie.
    – Ja?
    – Ja. Es ist nicht okay, wenn du andere Frauen fickst. Oder andere Männer. Oder überhaupt jemanden.
    Ich betrachte die Spur ihres Lippenstifts auf dem Filter und schließe meine Lippen darüber.
    – Kein Problem.
    – Und du musst mich zum Essen ausführen.
    – Kein Problem.
    – Heute, nach der Arbeit. Und nicht irgendwohin. Ich will ins Blue Ribbon und Austern essen.
    – Kein Problem.
    – Und ich will bei dir schlafen.
    – Kein Problem.
    Sie verengt ihre Augen zu Schlitzen.
    – Bist du sicher, dass du die Schlampe nicht gefickt hast?
    – Ja.
    – Okay.
    Sie holt ein Bier aus der Kühltruhe und stellt es vor mich hin.
    – Ich muss an die Arbeit.
    – Kein Problem.
    Sie kümmert sich um die Stammgäste, die geduldig gewartet haben, bis sie sich mit ihrem Freund zu Ende gestritten hat.
    Ich trinke Bier, rauche und nutze die Zeit, bis sie fertig ist. Ich nutze sie, um Daniels Versprechen einzuhalten. Ich denke über mein Leben nach.
    Ich denke über das nach, was ich tue und wie lange es wohl noch so weitergeht. Wie lange es dauert, bis Predo endgültig der Geduldsfaden reißt; wie lange Terry mich noch auf seinem Gebiet duldet; und wann Tom seine Gang von Anarchisten von der Leine lässt und mir in einer Seitenstraße auflauert. Ich denke darüber nach, was Daniel gesagt hat: Dass man sich irgendwann verkriechen muss.
    Ich könnte zu Terry gehen und wieder meinen alten Job antreten. Er würde Tom rauswerfen. Das wäre kein Problem für Terry – er würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Aber dann wäre ich da, wo ich vor über zwanzig Jahren schon einmal war – derjenige mit der Peitsche in der Hand. Außerdem könnte es Terry irgendwann mal stören, dass außer ihm noch jemand weiß, dass er das Gebiss hat. Also keine echte Option – ich war lange genug bei der Society. Der Verein ist nichts für mich.
    Ich könnte mich Christian anschließen. Mein eigenes Bike haben. Im Klubhaus der Dusters abhängen – der alte Pike-Street-Traum. Sie würden sich freuen, mich an Bord zu haben. Die Dusters freuen sich über jeden guten Mann, der an ihrer Seite kämpft. Aber ich müsste ihre Farben tragen, ihre Uniform – und in einem Zylinder sehe ich beschissen aus.
    Ich könnte die Stadt verlassen und mein Glück in einem der Außenbezirke versuchen. Vielleicht finde ich ja ein stilles Plätzchen. Irgendwo in Red Hook, Coney
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