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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
Autoren: N. Schwalbe
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aus dem Auto. Zur besseren Orientierung schlug ich die Landkarte in meinem Reiseführer auf. „Das muss die Hauptstraße von Ubud sein. Sollen wir einfach mal in den Dorfkern wandern?“
    Thorsten nickte und ergriff meine Hand. Gemeinsam liefen wir an den Bäumen vorbei und machten Halt an einem kleinen Kunsthandelsgeschäft.
    „Sieh nur, die vielen Tonfiguren. Wie findest du die hier?“ Ich zeigte auf ein dickes, rundes, männliches Ding mit zwei Löchern in der Brust und dünnen Armen, die dem Männchen scheinbare Hängebrüste verliehen.
    „Also, ich weiß nicht“, zögerte Thorsten. „Was soll das denn sein?“
    Eine junge Frau schaute heraus und begrüßte uns lächelnd. „Das sein Bali-Hausgeist“, erklärte sie in gebrochenem Deutsch.
    Beeindruckt von ihren Bemühungen, unsere Sprache zu sprechen, beschloss ich, diesen Hausgeist zu kaufen. „Wir könnten eine davon vor unsere Haustür stellen und die andere schenken wir Jürgen und Klaus. Als Mitbringsel von der Reise. Die freuen sich bestimmt darüber.“
    Obwohl Thorsten von meiner Idee nicht sonderlich überzeugt war, zückte er sein Portemonnaie.
    „Hausgeist bringen Frieden und Glück“, sagte die Verkäuferin leise lächelnd.
    „Super.“ Entschlossen schob ich Thorsten nach vorne. „Wir nehmen zwei. Two, please!“ Die Frau nickte und ging mit zwei Hausgeistern in die Hütte. Ich folgte ihr und beobachtete sie dabei, wir ihre kleinen Finger die Figuren geschickt und flink verpackten. Nach mehreren Schichten dünnem Papier ließ sie sie in eine Plastiktüte rutschen - die ich besser von unten stützen sollte, damit sie den Rückweg überhaupt überlebte - und nahm von Thorsten das Geld entgegen.
    Hochzufrieden verließ ich das Geschäft mit meiner ersten balinesischen Errungenschaft und hüpfte ausgelassen auf den Fußweg. „Danke, mein Schatz!“ Ich küsste Thorsten auf die Wange und grinste triumphierend.
    „Bitte, mein Schatz! Du hättest dir diese hässlichen Dinger zwar auch selbst kaufen können, aber es war mir eine außerordentliche Freude, mein hart verdientes Geld für diesen Mist auszugeben. Wohin gehen wir jetzt?“
    Ich zeigte bergaufwärts und ignorierte seine spitze Bemerkung. Langsam trotteten wir ins Dorf. Hier und da passierten wir kleine Läden, die Massen von diesen Tonfiguren verkauften. Offenbar wurden die hier am Fließband gefertigt. Egal, in Hamburg wusste das ja niemand. An einem Stand blieb Thorsten stehen.
    „Sieh dir das an! Sind das Elfen ?“
    Unsicher schielte ich meinen Göttergatten an. Fand er diese putzigen Fabelwesen jetzt gut oder schlecht? 
    Thorsten lachte auf. „Mann, das ist echt absoluter Kitsch! Wer kauft denn Elfen ? Bestimmt irgendwelche vertrottelten Tussis, deren Männer brav wie Schoßhündchen jeglichen Schnickschnack im Haus erdulden.“
    Ich räusperte mich verlegen. Zufälligerweise stand ich nämlich total auf solch einen Kitsch . Andächtig betrachtete ich die vielen bunten Elfen und überlegte, ob ich mir eine davon kaufen sollte. Es gab welche mit blauen Kostümen, mit rosa- und orangefarbenen oder auch weinroten, einige hatten lange Haare, andere kurze Locken. Und alle hatten diese typischen spitzen Ohren.
    Thorsten, der mittlerweile schon beim nächsten Stand war, drehte sich verwundert nach mir um. Als er meinen sehnsüchtigen Blick vernahm, kam er lachend zurück. „Sag bloß, du stehst auf diese Püppchen ...?“
    „Tue ich gar nicht“, entgegnete ich etwas zu schroff.
    Prüfend sah Thorsten mich an. „Ach, nee?“ Er lachte lauthals los.
    Ich drehte mich zur Seite und beschloss, ihn zu ignorieren. Nur weil ich ein Mann war - und noch dazu schwul - hieß das ja nicht, dass ich diese possierlichen, halbnackten, weiblichen Fabelwesen blöd finden musste. Fantasyfiguren übten einfach einen gewissen Reiz auf mich aus.
    Mein Augenmerk fiel auf eine etwa vierzig Zentimeter große Elfe, ganz in weinrot gekleidet - meine Lieblingsfarbe - an deren Füßen eine große, runde Lampe lag. Mein Herz schlug schneller. Gott, die Lampe war perfekt und würde sich hervorragend auf meinem Nachttisch machen. Vorsichtig nahm ich sie in die Hand und betrachtete sie eingehend von allen Seiten. Jeder Pinselstrich saß, sogar das zarte Gesicht war vollkommen. Auch, wenn ich nicht auf Frauen stand, so gab es doch einige Exemplare unter ihnen, die so schön waren, dass man sie einfach angucken musste. Zärtlich strich ich über die Figur.
    Thorsten hatte aufgehört zu lachen und stand nun etwas
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