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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
Autoren: N. Schwalbe
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pikiert da. Mit verschränkten Armen baute er sich neben mir auf. „Das glaube ich jetzt nicht ...“, brummte er. Er sah aus wie ein trotziges Kind.
    Nun musste ich grinsen. „Bist du etwa eifersüchtig?“
    „Pah! Wegen dieser lächerlichen Puppe da?“ Thorstens linke Augenbraue verabschiedete sich in die entgegengesetzte Richtung, als wollte sie sein Gesicht verlassen.
    Ich spürte, wie der Schalk langsam in mir hochkroch und darauf wartete, dass ich ihn freiließ. „Du bist ei-fer-süch-tig“, fing ich leise an zu singen. Thorsten blinzelte und schwieg. „Du-u bi-ist ei-fer-süch-tig“, sang ich etwas lauter. Ich freute mich ungemein. Mein frisch angetrauter Ehemann regte sich doch tatsächlich darüber auf, dass ich eine kleine, harmlose Elfe aus Stein anhimmelte. Köstlich!
    Ich ließ Thorsten stehen und ging zu der jungen Verkäuferin. Auf Englisch fragte ich sie, was die Elfe kosten sollte.
    „Six hundred thirty-nine thousand two hundred twenty-five“, antwortete die Frau.
    Was? 693.225 indonesische Rupiah? Guter Gott, wie viel war das denn? Ich kramte nach meinem Handy und drückte ein paar Tasten, um den Rechner zu aktivieren.
    „Das sind fünfzig Euro, Schatz“, wisperte Thorsten mir ins Ohr. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er aus seiner Schmollecke herausgekommen war. Dankbar lächelte ich ihn an.
    „Fünfzig Euro ist ’ne Menge Kies für so eine Lampe, findest du nicht? Zumal das hier sicherlich ziemlich viel Geld für einen Balinesen sein dürfte.“
    Meine Dankbarkeit wich dem Groll. Ich ließ ihn stehen und wandte mich wieder an die Frau. „Ich zahle Ihnen ... ähm, sorry ... I pay you five hundred forty-five thousand five hundred seventy-five Rupiah ... das wären dann vierzig Euro“, fügte ich leise hinzu.
    Die Frau nickte und streckte mir ihre Hände entgegen. Ich reichte ihr die Lampe und holte mein Portemonnaie aus dem Rucksack. Sie wickelte die Elfe ein, nahm das Geld entgegen und gab mir meine Errungenschaft zurück.
    Gott, war ich stolz! Ich liebte Elfen - Mann sein, hin oder her - und gehandelt hatte ich auch noch. Männer durften schließlich auch mal verrückt sein, das war schließlich kein Privileg für Frauen. Entschlossen drehte ich mich um und prallte gegen Thorstens muskulöse Brust. Er hielt mich an der Schulter fest und sah mir tief in die Augen.
    „Ich weiß zwar nicht, warum du diese Figuren so toll findest, aber ich respektiere das, weil ich dich respektiere und ... weil ich dich liebe. Wenn dich diese kleinen Fabelwesen glücklich machen, sollst du sie haben. Ich bin auch nur ein ganz kleines bisschen eifersüchtig.“
    Verschmitzt zwinkerte er mir zu und küsste mir auf die Nasenspitze. Dann sah er sich nach allen Seiten um und gab mir einen kurzen, leidenschaftlichen Zungenkuss.
    „Geh du schon mal weiter. Ich habe noch was zu erledigen ...“ Thorsten schob mich zum nächsten Stand und verschwand im Elfenladen.
    Nach einer halben Ewigkeit - mein Zeiteisen zeigte immerhin ganze fünf Minuten an - kam er grinsend wieder heraus und schlenderte auffällig gut gelaunt und mit leeren Händen zu mir. Leise pfiff er vor sich hin und ließ mich grübelnd stehen. Auf unserem restlichen Einkaufsbummel versuchte ich, ihn dazu zu bewegen, mir zu erzählen, was er im Laden gemacht hatte, aber er weigerte sich strikt, mir sein kleines Geheimnis zu verraten.
    Wir schauten hier und da noch ein paar Bilder an und legten in einem Straßencafé eine Pause ein. Meine kostbare Elfentüte klemmte ich mir zwischen die Beine, während Thorsten die Tüte mit den beiden Hausgeistern auf einen Stuhl stellte und für uns einen Kaffee bestellte. Die Bedienung brachte uns vorweg balinesische Erdnüsse. Sie waren nur minimal gesalzen - dachte ich - und schmeckten hervorragend - zugegeben, sie schmeckten so lecker, dass ich gleich noch einen halben Liter Cola hinterher schütten musste, weil das Zeug salziger war, als ich ursprünglich angenommen hatte. Nicht schlecht, diese balinesische Verkaufstaktik. Merkwürdig, dass die Kneipiers sowas in Hamburg nicht nachahmten. Was könnten die verdienen, wenn die etwas Knabbergebäck auf den Tischen verteilen würden, um ihre Gäste durstig zu machen!
    „Wollen wir noch an den Strand und etwas baden gehen?“, fragte Thorsten, nachdem die Cola bereits in meinem halbleeren Magen blubberte und die Erdnussmassen angriff.
    Im ersten Moment war der Gedanke sehr verlockend, doch dann fiel mir wieder meine kleine Elfe ein und ich verneinte.
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