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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
Autoren: N. Schwalbe
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Geräusche von sich, als lachten sie uns an - oder aus - und zeigten dabei ihre vielen kleinen Zähne. Als ich meine Hand nach ihnen ausstreckte, tauchten sie ab, kamen jedoch kurz darauf wieder und ließen sich doch tatsächlich streicheln. Ich war überwältigt.
    „Jetzt verstehe ich, warum es so viele Kinder gibt, die man mit Hilfe von Delphinen therapiert“, bemerkte Thorsten mit glänzenden Augen.
    Ich nickte. „Delphine sind wahrlich wundersame Wesen.“
    „Du Poet“, feixte Thorsten.
    Ich nahm eine Handvoll Wasser und spritzte ihn lachend nass. „Na, warte! Komm du mir erst nach Hause ...“, scherzte ich.
    Thorsten machte noch ein paar Fotos, dann brachte uns der Fischer wieder an Land.
    „Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Tag? Ins Hotel zurück, habe ich keine Lust.“
    „Ich auch nicht“, pflichtete Thorsten mir bei. Also zückten wir unseren Reiseführer und blätterten wahllos darin herum.
    „Was hältst du davon, wenn wir nach Jimbaran fahren und den Fischmarkt unter die Lupe nehmen? Früh genug ist es dafür.“ Fragend sah Thorsten mich an.
    „Ehrlich gesagt, esse ich nicht so gerne Fisch - schon gar nicht am Morgen“, erwiderte ich schulterzuckend.
    „Was? Du bist doch ein ... ach nee, du bist kein waschechter Hamburger. Ich vergaß!“ Thorsten seufzte und blätterte weiter. „Gut, also keinen Fisch, du Landratte! Hier ...“, er zeigte mit dem Finger auf einen Punkt in der Mitte der Landkarte. „Das ist Be-sa-kih ... Was steht hier? Pura Besakih ist das bedeutendste, hinduistische Heiligtum auf der Insel, gegründet vermutlich im achten Jahrhundert. Wow, sieh mal! Der Tempel liegt auf einem hohen Berg am Südwesthang des Gunung Agung, einem noch aktiven Vulkan. Ich war noch nie auf einem echten Vulkan. Meine Neffen flippen aus, wenn wir ihnen die Bilder zeigen.“
    „Also auf nach Besakih.“ Ich packte den Reiseführer ein und stieg in den Wagen. Thorsten, mein Polizist auf heißen Rädern, hatte sich bereit erklärt, den Wagen zu steuern und uns sicher über die Insel zu bringen.
    Es dauerte nicht lange, bis wir Besakih erreichten. Thorsten parkte den Wagen und schaltete den Motor aus. „Hoffentlich spuckt der Vulkan nicht ausgerechnet heute Schutt und Asche aus, wenn wir uns den Tempel ansehen“, bemerkte ich ängstlich, als wir ausstiegen.
    Thorsten winkte ab. „Glaub ich nicht. Und wenn, können wir sagen, dass wir ein schönes Leben hatten.“
    „Ich hätte aber gerne noch ein etwas längeres Leben, vor allem mit dir, mein Schatz!“
    Grinsend kam Thorsten ums Auto herum und küsste mich. Gemeinsam liefen wir einen schmalen Sandweg entlang, vorbei an Häusern mit kleinen Tempeln, die teilweise von einer Mauer umgeben waren. Nach einer Stunde strammem Fußmarsch erreichten wir endlich den heiligsten Tempel Pura Besakih. Andächtig blieben wir vor dem hohen Portal der Tempelanlage stehen.
    „Ist schon beeindruckend, was die früher so alles gebaut haben, was?“ Thorsten zückte den Fotoapparat und machte ein paar Bilder.
    Ich holte unterdessen noch einmal den Reiseführer heraus. „Wusstest du, dass der Vulkan zuletzt im März 1963 ausgebrochen ist und dabei fast zweitausend Menschen gestorben sind? Hier steht, dass die Lava den Tempel nur knapp verfehlt hat. Der Lavastrom soll sich auf den Muttertempel zubewegt haben, hat sich aber kurz vorher geteilt und hat die ganze Anlage verschont. Das grenzt echt an ein Wunder.“
    „Da hatte doch bestimmt einer der Inselgötter seine Finger im Spiel“, erwiderte Thorsten, noch immer damit beschäftigt, den Tempel zu fotografieren.
    Eine üppige Frau und ein ziemlich korpulenter Mann mit Hut kamen schnaufend herbeigelaufen. Trotz seiner kurzen Hosen trug er weiße Tennissocken in schwarzen Sandalen. An seinem Schnurrbart hingen diverse Schweißperlen. Vollkommen erschöpft nahm er den Hut von seinem dichten Haar und fegte sich über die klatschnasse Stirn. Die Frau schrie empört auf. „Mensch, Rudi! Pass doch auf. Du machst mich ja ganz nass!“
    „Stell dich nicht so an, Berta. Ist doch nur Wasser.“
    „Schweiß, meinst du, mein Lieber. Schweiß!“ Sie rümpfte die Nase und warf ihre blondgefärbten Locken über die Schulter. Ihr weißes Hosenkostüm mit den riesigen knallroten Punkten und dem roten Hut wirkte doch ein wenig lächerlich. Ihre Füße wurden von hauchdünnen Sandalen mit noch dünneren Riemchen gehalten, die auf hohen Absätzen steckten, gerade mal so dünn wie eine Bleistiftmiene. Wie konnte man
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