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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
Autoren: N. Schwalbe
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bloß auf solchen Schuhen laufen? Wackelig stolperte sie über das Pflaster.
    „Oh, sieh mal, Rudi! Hier ist der Aufstiegspfad zum Vulkan. Siehst du, hab ich doch recht gehabt.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und schaute ihren Begleiter triumphierend an.
    Dieser winkte lässig ab. „Ja, ja ... schon gut. Du hast doch immer recht, Berta!“
    Ob die wohl verheiratet waren?
    „Also, wenn du mich fragst, sollten wir hier unten bleiben und uns den Tempel angucken. Hier gibt es sogar ein paar Schreine. Die interessieren mich brennend“, ereiferte sich der dicke Rudi.
    Vergnügt beobachtete ich die zwei. Auch Thorsten konnte seinen Blick nicht von den beiden abwenden.
    „Och du, nu lass doch mal die Arbeit ruhen. Zuhause ha’m wir schon nix anderes als deine doofen Särge. Jetzt muss ich mir die Dinger auch noch im Urlaub angucken? Ich würde mir lieber den Krater ansehen. Das ist Abenteuer pur.“
    „Auf den Schuhen?“ Zweifelnd zog Rudi die Augenbrauen hoch und musterte sein Weib. „Berta, in all den Jahren, die wir jetzt schon verheiratet sind ...“
    Aha!
    „Zehn, Rudi, zehn Jahre ...“
    „Gut, Berta! In den zehn Jahren, die wir schon verheiratet sind, ist kaum ein Tag vergangen, an dem du nicht über meine Arbeit gemeckert hast. Warum hast du mich überhaupt geheiratet?“
    „Weil du Kohle hattest“, giftete sie ihn an.
    „Ist das alles?“, entgegnete er enttäuscht.
    „Naja“, abschätzend fixierte sie seinen Bauch, „vom Leichengeruch mal ganz abgesehen, den ich seit zehn Jahren Abend für Abend an dir ertragen muss, warst du damals - ich betone, damals - ja auch noch ganz attraktiv ... bevor du diese Bierwampe bekommen hast.“
    „Ich esse halt gerne, Berta.“ Verlegen schaute er mich an und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    „Wir hätten Kinder bekommen sollen. Obwohl ... vielleicht ist es ja besser so. Wer weiß, was die gedacht hätten, wenn der Papa jeden Tag totes Fleisch schminkt und die Ruhestätte der toten Kundschaft selbst schnitzt.“ Abfällig schnipste sie etwas Dreck von ihrem Fingernagel auf den Weg und warf mir einen giftigen Blick zu.
    Ich zog erschrocken die Augenbrauen hoch und wandte mich ab. Thorsten kam zu mir und überprüfte unsere Wasservorräte.
    „Gott, dass diese Schwuchteln hier frei herumlaufen dürfen“, zischte sie so laut, dass wir sie unmissverständlich hören konnten.
    Ich verdrehte die Augen. Solche Feindseligkeiten war ich bisher nur von meiner Arbeit als Staatsanwalt gewohnt, wenn ich mal wieder eine Anzeige wegen Beleidigung auf dem Tisch liegen hatte. Ich persönlich war bisher davon verschont geblieben.
    „Diese Kinderschänder sollte man alle einsperren“, fügte sie noch eine Spur bissiger hinzu.
    Wütend fuhr Thorsten herum und stapfte auf die Frau zu.
    Alarmiert streckte Rudi seinen Bauch heraus und näherte sich den beiden, um seiner Frau zur Hilfe zu eilen.
    „Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie unverschämte Person, Sie! Wenn Sie nicht ...“, begann Thorsten.
    „Sprechen können Sie auch? Ich dachte, Affen können das nicht.“ Hochmütig spitzte sie ihre Lippen.
    Ich ging auf die beiden zu, um schlimmeres zu verhindern, doch bevor ich Thorsten erreicht hatte, hatte er die Frau auch schon am Handgelenk gepackt und herumgewirbelt. Im professionellen Polizeigriff hielt er sie vor sich. Atemlos schnaufte die blonde Berta und versuchte, sich laut kreischend zu befreien.
    „ Rudi, hilf mir! Der Mann will mir an den Kragen!“
    Rudi blieb wie angewurzelt stehen und stemmte nun seinerseits die Hände in die Hüften. „Ach, nee, Berta! Will er das? Woran mag das wohl liegen? Vielleicht daran, dass du ihn als Affen betitelt hast, von den anderen Gemeinheiten ganz zu schweigen ...“ Er beugte sich vor und sah seiner Frau ins Gesicht.
    „ Tu doch was, Rudi “, herrschte sie ihn an.
    Doch Rudi drehte sich in aller Seelenruhe von ihr weg und trat zur Seite. Lässig wippte er mit dem Fuß, während er sich genüsslich eine Zigarre anzündete und mir ebenfalls eine anbot.
    Ich schüttelte dankend den Kopf.
    „Wenn Sie sich nicht sofort bei uns entschuldigen, zeige ich Sie an, Fräulein!“
    „ Ich bin kein Fräulein “, rief sie entrüstet.
    Thorsten verschärfte den Griff.
    Ich glaubte, ein leises Knacken gehört zu haben und sah ihn zweifelnd an. „Ich denke, das reicht, Thorsten“, wisperte ich ihm zu, aber mein Göttergatte reagierte nicht. Er war auf hundertachtzig. So hatte ich ihn noch nie erlebt.
    „Ich bin weder eine
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