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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
Autoren: N. Schwalbe
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Erdnüsse hier hat Jürgen in Chili und Palmzucker geröstet - himmlisch, sage ich euch! Und gleich müsste mein Verlobter“, Klaus wedelte mit der Hand durch die Luft und verzog verzückt das Gesicht, „den Hauptgang fertig haben. Den Salat seht ihr ja bereits auf dem Tisch.“
    „Das heißt, wir essen, genau wie die Balinesen, das, wonach uns ist? Keine Vorspeise, keine Hauptspeise, keinen Nachtisch? Einfach alles durcheinander?“, fragte Thorsten, wobei ich nicht ausmachen konnte, ob er von der Idee angetan war oder nicht.
    Klaus nickte stolz. „Richtig! So, wie in euren Flitterwochen. Wir wollten euch ein ganz besonderes Willkommensessen präsentieren, damit euch der Abschied von Bali nicht ganz so schwer fällt.“
    „Wie lieb von euch“, bedankte ich mich halbherzig - ich gehörte, ehrlich gesagt, nicht zu den Leuten, die mit dem Nachtisch anfingen und dann querbeet aßen.
    Jürgen kam herein. In der einen Hand hielt er eine Suppenterrine, in der anderen einen Porzellantopf, der eher an einen mittelalterlichen Nachttopf erinnerte. „Klaus, nimm mir mal bitte was ab!“
    „Gerne, Schätzchen.“ Geschwind sprang Klaus zu ihm hin und griff nach der Suppenterrine. „Au“, quiekte er auf, „die ist ja heiß!“ Er lutschte auf seinem Finger herum und warf Jürgen einen empörten Blick zu.
    Da dieser so beladen war, dass er ohne Hilfe keine der beiden Schüsseln auf den Tisch stellen konnte, lief ich zu ihm hin und nahm ihm die Terrine ab.
    „Kalt kann ich noch nicht kochen, Schätzchen“, zischte er Klaus beleidigt an, „...oder was meinst du, warum ich Handschuhe trage?“
    Gekränkt drehte sich Klaus weg und verließ das Zimmer, um sich die Hand im Bad zu kühlen.
    „Setzt euch doch, bevor das Essen kalt wird“, forderte Jürgen uns unterdessen auf. Wir nahmen Platz und staunten nicht schlecht, als wir den Reis im Nachttopf und Fleisch mit buntem Gemüse in der Terrine sahen.
    „Hm...wie das duftet, Jürgen! Woher hast du das Rezept?“, fragte ich ihn.
    „Ich habe von Klaus ein balinesisches Kochbuch geschenkt bekommen.“
    „Natürlich nicht ganz uneigennützig“, flötete Klaus und flog an den Tisch. Um den Hals hatte er sich ein buntes Seidentuch geschlungen, das er jetzt geschickt über die Schulter warf, damit es nicht auf seinem Teller landete. „Ich liebe die balinesische Küche. Alles ist so herrlich würzig!“
    „Und macht potent“, feixte Thorsten.
    Ich schnaufte leise und senkte den Blick. Vermutlich war das Essen auf Bali einer der Gründe, weshalb wir täglich mehrfach übereinander hergefallen waren.
    „Na, dann musst du ja heute besonders viel essen, Schatz“, bemerkte Jürgen mit einem leicht sauren Unterton.
    Klaus, der sich gerade die große, weinrote Stoffserviette auf den Schoß gelegt hatte, nahm diese und warf sie mit Karacho auf den Tisch. „Oh, du bist ja so gemein zu mir heute!“ Heulend stieß er den Stuhl um und verließ fluchtartig das Zimmer.
    „Was ist denn mit euch beiden los?“, fragte ich stirnrunzelnd. „Habt ihr Stress?“
    Jürgen winkte genervt ab. „Nee, eigentlich nicht. Aber bei Klaus geht’s seit eurer Hochzeit nicht mehr.“
    „Wie meinst du das?“, hakte ich verdattert nach.
    „Na, er kriegt keinen mehr hoch“, erklärte Jürgen trocken.
    Nun war ich derjenige, der abwinkte. „Das meinte ich nicht. Mir ist schon klar, von welchem Problem du sprichst. Aber wieso seit unserer Hochzeit?“ Fragend schaute ich Thorsten an.
    Dieser legte sich akribisch genau die Serviette auf den Schoß, um die Antwort hinauszuzögern.
    „Ich sage nur ‚ Antrag ’.“
    „Antrag?“ Jetzt stand ich völlig auf dem Schlauch. Was hatte der Heiratsantrag von Jürgen mit Klaus’ Potenzproblemen zu tun?
    Jürgen räusperte sich und füllte Thorsten und mir etwas Reis und Gemüse auf.
    „Was ist das für Fleisch?“, wollte ich wissen.
    „Schwein, Schätzchen!“
    „Hm. Lecker. Du bist echt ’ne Wucht, Jürgen. An dir ist ein wahrer Koch verloren gegangen.“
    „Och, weißt du ... Kochen ist meine Leidenschaft - eine meine Leidenschaften“, fügte er augenzwinkernd hinzu, „aber das Wegsperren von Verbrechern empfinde ich als meine Pflicht, dann fühle ich mich wie ein guter Bürger mit ein bisschen Grips im Kopf und Macht in der Hand.“
    „Auch ’ne Art, den Richterjob zu definieren“, lachte ich leise. „Und warum glaubst du jetzt, ist Klaus impotent seit unserer Hochzeit?“
    Jürgen hatte beim Wort ‚impotent’ leicht zusammengezuckt und
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