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Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji
Autoren: Franjo Terhart
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schwimmen. Asche und Bimssteine prasselten auf die Menge am Hafen und auf den Schiffen.
    Marcellus blutete am Kopf. Carilla wurde am Arm getroffen, Aemilius am Knie verletzt.
    Sie hörten Simus wie irre kreischen.
    »Wir müssen hier weg!«, schrie Aemilius.
    Doch wohin? Zurück in die Stadt ging nicht mehr. Und übers Meer auch nicht   …
    Aemilia wies auf Bracus, der heftig gestikulierend mit dem Kommandanten des Kriegsschiffes sprach. Dabei deutete er mehrmals auf seine vier Freunde.
    Auf einmal nickte der Kommandant und befahl kurz darauf seinen Soldaten, die Kinder doch noch an Bord zu holen. Wie durch ein Wunder schafften sie es unter dem Schutz mehrerer Soldaten auf das Deck der Galeere.
    Kaum waren die Kinder auf dem Schiff, wurden die Taue zu den Poldern gekappt und das übervolle Schiff legte schwankend ab. Die Ruderer gaben ihr Bestes, und während die Galeere langsam Fahrt aufnahm, spielten sich hinter ihnen furchtbare Szenen ab. Verzweifelte Menschen warfen sich ins offeneMeer, weil sie hofften, das Schiff noch schwimmend zu erreichen.
    Dahinter ging Pompeji unter. Der Vesuv ließ Mengen von Asche und Steinen auf die Häuser und Straßen regnen und begrub die blühende Stadt unter sich.
    Aemilia dachte an ihre Eltern. Wie würde es ihnen jetzt gehen? Als hätte ihr Bruder ihre Gedanken erraten, versicherte er: »Vater und Mutter hocken bestimmt unversehrt im Keller. Dort sind sie sicher vor Asche und Steinen. Gewiss ist Ferox bei ihnen. Wenn alles vorbei ist, kehren wir zu ihnen von Misenum aus zurück.«
    Endlich standen sie vor Bracus.
    »Wie hast du es nur geschafft, uns aufs Schiff zu kriegen?«, war alles, was Marcellus herausbrachte.
    Trotz allem musste Bracus lächeln. »Ganz einfach. Ich habe dem Kommandanten erklärt, dass wir gute Freunde von Gaius Secundus Plinius Major seien und mit ihm vor zwei Tagen zusammen den Vesuv erkundet hätten. Und ich habe ihm gesagt, dass Plinius es nie verzeihen würde, wenn euch etwas passierte. Das hat ihn offenbar überzeugt, euch doch noch mitzunehmen.«
    In diesem Moment landete Simus auf der Schulter von Bracus. Als wäre nichts geschehen, kuschelte er sich an den Jungen. Bracus strahlte vor Freude, während Aemilius nach dem Salinum schielte. Simus hielt es noch immer fest in seinen Klauen.
    ›Bei Jupiter und Isis! Wir haben es zurück‹, dachte Aemilia, als sie erkannte, dass es der Affe nicht im Gewühl und in der allgemeinen Panik verloren hatte.
    Und endlich war Simus bereit, das kostbare Gefäß loszulassen. Bracus wand das Silberfässchen aus den Klauen seines Freundes und reichte es Aemilius. »Es tut mir leid, dass ihr deswegen Ärger mit eurem Vater bekommen habt. Aber nun ist es ja zum Glück wieder aufgetaucht.«
    Die Kinder des Bäckers nickten schweigend.
     
    De media nocte
– nach Mitternacht, also bereits Dies Veneris (Freitag, 25.   August 79 n.   Chr.): Endlich waren sie dem Wüten des Vulkans entkommen. Die Menschen auf dem Schiff schwiegen vor Erschöpfung, aber auch vor Erleichterung, gerettet zu sein. Auch die Kinder starrten stumm vor sich hin.
    Conticinium
(erstes Morgenlicht): Das Schiff hatteMisenum beinahe erreicht. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die überfüllte Galeere glücklich in den Hafen einfuhr.
    Von Weitem konnten sie das brennende Pompeji sehen. Es schien, als hätte es der Vulkan mit seiner Asche fast ganz bedeckt. Aemilia wischte sich Tränen aus den Augen. Sie hörte einen Mann neben sich zu seiner Frau sagen: »Wenn morgen oder übermorgen alles vorbei ist und der Vesuv endlich schweigt, kehren wir in unsere Stadt zurück. Wir werden sehen, was von unserem Haus geblieben ist. Danach fangen wir neu an, Frau!«
    Aemilia lächelte. Die Worte des Mannes hatten auch ihr Mut gemacht. Sie rückte neben Bracus. »Behalte das Salinum.« Sie blickte Aemilius auffordernd an: »Nicht wahr, Bruder? Es soll auch eine Erinnerung an uns sein.«
    Bracus musterte sie erstaunt.
    Aber Aemilius nickte. »Ja, behalte es. Vielleicht habt ihr uns damit das Leben gerettet.« Er schaute lange auf Simus, der ganz ruhig geworden war. »Dein verrückter Affe ist doch ein guter Freund.«
    »Und dein Vater? Wird er nicht toben wie derGott des Feuers, weil er sein Erbstück nicht zurückerhält?«, fragte Bracus.
    »Ich werde ihm erklären, wo es ist«, antwortete Aemilius. »Ich werde ihm sagen, dass es seine Kinder vor dem Tode bewahrt hat. Danach wird er abwägen, was ihm lieber ist.«
    Bracus nickte dankbar: »Vielen Dank,
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