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Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji
Autoren: Franjo Terhart
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Wir müssen ihn finden! Wo soll er denn sonst hin?«, schrie Aemilia.
    »Der wird sich schon retten! Das hat er doch jahrelang getan!«, erwiderte ihr Bruder.
    Aber Aemilia war bereits losgelaufen. Ihrem Bruder blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    Die Straßen boten einen erschreckenden Anblick: Überall lagen Bündel, die die Menschen auf ihrer panischen Flucht verloren hatten.
    Aemilia meinte, nicht nur Verletzte, sondern sogar Tote auszumachen. Als sie hinauf zum Vesuv blickten, hatte sich der Berg völlig verändert.
    »Seine ganze Spitze ist weg«, stammelte Aemilius verblüfft.
    Eine rabenschwarze Wolke hing drohend über dem Berg. Es schien, als sammele sich der Vulkan für einen erneuten, noch heftigeren Ausbruch.
    Aemilia blickte sich unsicher um. Wo sollten sie nur nach Bracus und Simus suchen?
    Ein grauer Schleier bedeckte Häuser, Straßen und Plätze. Die Brände tauchten die Stadt in ein unheilvolles Licht. Es roch nach Rauch und der Staub in der Luft legte sich auf Nase und Mund. Das Atmen fiel schwer.
    Von ihrem neuen Freund oder dem Affen keine Spur.
    »Wo sind sie nur hin?«, fragte Aemilia verzweifelt.
    Ihr Bruder zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht im Versteck?«
    Es war einen Versuch wert! Doch als sie in der verfallenen Villa ankamen, mussten sie erkennen, dass ihr Versteck besonders stark unter dem Ascheregen gelitten hatte.
    Aemilius zeigte auf die halb unter schwarzer Asche und grauem Bimsstein begrabenen Mauerreste und murmelte erschüttert: »Nur ein Verrückter würde sich dort aufhalten.«
    »Aber wir müssen das Salinum unbedingt zurückbekommen«, schluchzte Aemilia. Sie wischte sich mit der Hand über die Augen. Ohne das Silberfässchen traute sie sich nicht nach Hause zurück, obwohl sie sich nach nichts mehr sehnte als nach der Sicherheit der Bäckerei. Aber das Salinum war das Ein und Alles ihres Vaters. Sie mussten es zurückerhalten!
    »Und wenn Bracus Pompeji bereits zusammen mit Simus verlassen hat?«, dachte Aemilius laut.
    »Niemals!«, rief seine Schwester. Es klang ein wenig übertrieben und mit zu viel Gefühl.
    ›Wenn sie sich da nur nicht in Bracus täuscht‹, dachte Aemilius traurig.
     
    Hora nona
(Mitte des Nachmittags): Kurze Zeit später irrten sie wieder ziellos durch die Straßen und Gassen der Stadt, die kaum wiederzuerkennen waren.
    Dann hatte Aemilius eine Idee.
    »Und was ist, wenn er bei Marcellus und Carilla ist?«
    In Aemilias Gesicht spiegelte sich einen Moment lang Erleichterung, um dann wieder der Mutlosigkeitzu weichen. »Wie sollte er da hingekommen sein? Er weiß doch gar nicht, wo sie wohnen.«
    »Aber dennoch: Vielleicht helfen sie uns beim Suchen?«, beharrte Aemilius.
    Aemilia nickte begeistert. Es wäre zu schön, wenn sie jetzt Carilla an ihrer Seite haben könnte.
    Als sie das Haus des Mosaiklegers erreichten, fanden sie ihre zwei Freunde in äußerst niedergedrückter Stimmung.
    »Unsere Eltern waren nicht zu Hause, als wir heimkamen«, erklärte Carilla. In ihrer Stimme schwang große Sorge mit.
    »Unsere Sklavin Clodia meint, sie seien beide in der Stadt unterwegs gewesen, als der Vesuv anfing, Feuer zu spucken«, ergänzte Marcellus. Auch seine Stimme zitterte.
    »Vermutlich haben sie irgendwo Schutz gefunden«, versuchte Aemilius, die beiden Freunde zu beruhigen.
    »Kommt doch mit uns«, forderte Aemilia sie auf. »Wir sind dabei, Bracus und seinen diebischen Freund zu suchen. Vielleicht stoßen wir ja unterwegs auch auf eure Eltern.«
    »Einverstanden«, sagte Marcellus schnell. »Es ist alles besser, als hier herumzusitzen und nichts zu tun. Und zu viert sind wir ohnehin stärker. Was meinst du mit diebisch? Hat Simus etwa wieder   …«
    Aemilius winkte ab. »Erzählen wir euch unterwegs. Lasst uns einfach losgehen!«
    ›Eine andere Chance haben wir ohnehin nicht‹, dachte er bei sich und versuchte einen Gedanken zu verdrängen, der ihm den ganzen Nachmittag immer wieder durch den Kopf gegangen war: Irgendwie hatte er das Gefühl, dass das Salinum nicht nur seinem Vater sehr wichtig war, sondern dass das Glück der ganzen Familie daran hing, dass sie es wiederfanden und es zurück auf den Altar der Hausgötter brachten. Hoffentlich hatte der Affe das Salzfässchen nicht längst irgendwo verloren, wo sie es niemals wiederfinden konnten!

Rette sich, wer kann!
    Dies Jovis
(Donnerstag), 24.   August 79 n.   Chr.
     
    Vespera
(zur ersten Dämmerung): Wenn sich Bracus später in Rom an die Ereignisse in Pompeji
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