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Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji
Autoren: Franjo Terhart
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Sie hatte Tränen in den Augen.
    »Quatsch!«, schrie Marcellus. »Wir müssen nur sofort nach Hause, dort sind wir sicher.«
     
    Hora sexta
(zur Mittagszeit): Sie folgten dem Strom der Menschen, der zurück in die Stadt drängte. Vom Himmel fiel Asche herab, in die sich auch kleine Steine gemischt hatten, nur schemenhaft konnten die Kinder das Feuer am Vesuv sehen.
    In diesem Moment ging ein weiterer, noch stärkerer Ascheregen auf die Fliehenden nieder. Menschen stolperten, fielen hin. Andere wurden von herabprasselnden Steinen getroffen und bluteten an Kopf und Armen. Brände breiteten sich aus. Männer, Frauen, Kinder schrien durcheinander. Tiere brüllten panisch. Alle liefen kopf- und ziellos umher. Jeder wollte sich in Sicherheit bringen und rannte um sein Leben. Immer wieder stürzte jemand zu Boden und verletzte sich. Andere trampelten achtlos über die hilflos am Boden Liegenden hinweg.
    Die Freunde blickten erschrocken umher. Es war kaum möglich, sich zu orientieren. Die Menge trug sie einfach mit sich fort und sie hatten Mühe, einander nicht zu verlieren.

    Eine alte Frau in ihrer Nähe kreischte: »Die Götter lassen Pompeji im Stich.«
    Der Himmel verfinsterte sich immer mehr. Eben noch war heller Tag gewesen. Nun schien es, als bräche die Nacht über Pompeji herein. Ohnmächtig, sich dagegen aufzulehnen, wurden die Kinder vom Sog der Menschenmenge mitgerissen.
    Doch irgendwie schafften sie es schließlich alle bis nach Hause. Bevor die Menge sie auseinanderriss, blickten sie sich noch einmal verzweifelt an. Ob sie sich jemals wiedersehen würden?
     
    De meridie
(früher Nachmittag): Als Aemilius und Aemilia mit Bracus im Schlepptau die Bäckerei erreichten, erwarteten sie ihre Eltern bereits ungeduldig und voller Sorge.
    »Isis sei Dank, dass ihr wohlbehalten zurück seid«, rief Apollonia erleichtert.
    Marcus Mesonus musterte seine Kinder streng, aber dann verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. »Nur als Familie, die zusammenhält, schützen uns die ewigen Götter. Wenn es noch ärger wird mit den Bimssteinen, die auf uns herabprasseln, fliehenwir hinunter in den sicheren Keller. Dort kann uns nichts geschehen.«
    In diesem Moment kreischte Simus auf, als hätte ihn ein Messer in die Brust getroffen. Dann sprang er in einem Satz von Bracus’ Arm hinunter auf den Boden.
    Apollonia und die Sklavin schrien entsetzt auf. Papila suchte angstvoll Schutz unter einem Tisch.
    Bracus zog ein unglückliches Gesicht und wollte das Geschehen entschuldigen.
    Doch der Bäcker starrte den Jungen erzürnt an.
    »Was sind das für zwei?«, rief er zu Aemilius gewandt und zeigte drohend auf den Jungen und den sich wie toll gebärdenden Affen. Die Miene des Bäckers verfinsterte sich noch mehr, als Simus plötzlich kreischend auf den Altar der Hausgötter sprang und diesen verwüstete.
    »Wenn ich dieses Vieh zu packen kriege, schlage ich es tot!«, rief der Bäcker wutentbrannt. Fast schien es, als wenn Simus ihn gehört und verstanden hätte. Er wandte sich dem Bäcker zu, bleckte seine spitzen Zähne und griff plötzlich zielsicher das silberne Salzfässchen, das noch auf dem Altar stand.
    »O nein!«, riefen Aemilius und Aemilia wie aus einem Munde.
    »Das wertvolle Salinum!«
    Die Augen ihres Vaters weiteten sich vor Zorn. Mit hochrotem Gesicht versuchte er, den Affen zu packen. Aber Simus war schneller. Mit einem Satz sprang er an dem Bäcker vorbei und raste in Richtung Tür.
    »Bringt mir das Vieh, lebend oder tot«, schrie Marcus Mesonus. »Ich will mein Salinum zurück! Was habt ihr mir nur für zwei Diebe ins Haus gebracht!«
    Bracus war bei den Worten des Bäckers blass geworden. Er hatte keine andere Wahl. Sofort eilte er hinter Simus her.
    Aemilia und Aemilius waren einen Moment lang vor Schreck erstarrt. Aber dann stürzten sie, ohne weiter nachzudenken, hinter Bracus her. Sie konnten eben noch sehen, wie Simus durch ein kleines Fenster im Eingangsbereich nach draußen entwischte.
    Bracus drückte die Tür auf und raste ihm hinterher auf die Straße.
    Draußen herrschte nach wie vor Chaos. Nochimmer flohen Menschen in Panik durch die Straße. Immerhin hatte der Ascheregen etwas nachgelassen.
    »Wir müssen ihnen nach!«, rief Aemilia ihrem Bruder zu.
    »Aber der Vulkan!« Aemilius dachte plötzlich an das Feuerschwert, das sie wenige Nächte zuvor gesehen und mit dem das Unglück begonnen hatte. Ewigkeiten schienen seitdem vergangen zu sein.
    »Wir können Bracus jetzt nicht im Stich lassen!
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