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Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji
Autoren: Franjo Terhart
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gut enden würde. Alles sei nur eine harte Prüfung der ewigen Götter.
    »Ein graues, stickiges Leichentuch erstickt Pompeji«, schluchzte eine alte Frau verzweifelt auf.
    Es gab kein Zurück mehr in die Stadt. Hier am Hafen schien es im Moment noch am sichersten zu sein. Aber nur die Götter wussten, wie lange noch.
    Als Bracus sich gerade seinem Schicksal ergeben wollte, sauste ein graues Etwas durch die Luft und landete auf seiner Schulter. Bracus zuckte erschrocken zusammen. Aber dann verzog sich sein Gesicht zu einem einzigen freudigen Lächeln.
    Nicht er hatte Simus, sondern Simus hatte ihn gefunden! Bracus konnte sein Glück kaum glauben.
    »Da bist du ja, Simus! Wo hast du denn die ganze Zeit über gesteckt? Wie sieht denn nur dein Fell aus? Grau von Asche und voller Schmutz. Aber den Göttern sei Dank, habe ich dich wieder.«
    Und es kam noch besser: In seinen Klauen hielt Simus noch immer das kostbare Salzfässchen, er hatte es nicht verloren!
    Doch als er dem Affen das Kleinod vorsichtig entwenden wollte, gab es für Bracus eine herbe Überraschung: Simus bleckte die gelben Zähne und schrie wütend auf. Dann sprang er von Bracus’ Schulter hinunter auf den Boden und raste auf ein Schiff zu, das eben dabei war, Flüchtlinge aufzunehmen.
    Mit einem gewaltigen Satz gelangte der Affe an Bord und kletterte irrsinnig schnell den langen Mast hinauf. Oben klammerte er sich fest und ließ selbstdabei das Salinum nicht los. Von dort oben, knapp unterhalb der Mastspitze, würde ihn so schnell niemand mehr herunterholen können!
    Aber wie sollte Bracus so das Salzfässchen seinem Besitzer zurückgeben?
    Wer auch immer konnte, schob und drängte aufs Schiff. Bracus war mitten in der tobenden Masse und ließ sich fast willenlos mit an Bord drängen. Neben ihm schrie jemand, dass der Befehlshaber der Flotte mehrere Kriegsschiffe zur Rettung der Bewohner der Stadt geschickt habe. Dieses war eines davon. Der Befehlshaber der Flotte, das war Plinius!, durchfuhr es Bracus. Aber was nützte ihm das?
    Das Schiff war übervoll mit schreienden und weinenden Flüchtlingen. Noch mehr Menschen drängten an Bord. Bracus bekam Angst, zerquetscht zu werden, und kämpfte sich verzweifelt zu einer Ecke vor, die ihm etwas ruhiger schien und von der aus er einen Blick auf Simus hatte. Hoffentlich legten sie bald ab.
    Doch auf einmal meinte er, aus weiter Ferne seinen Namen zu hören. Bracus schreckte auf und horchte.
    »Bracus! Bracus! Wenn du uns hörst, antworte doch.«
    Das war Aemilius! Bracus richtete sich in dem dichten Gewühl der Menschen auf. Verzweifelt versuchte er, den Freund irgendwo auf dem überfüllten Kai ausfindig zu machen. Endlich erkannte er Aemilius und die anderen. Er winkte heftig und schrie: »Hier bin ich. Hier! Kommt her!«
    Es war längst
concubium
(Schlafenszeit, irgendwann zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht).
    In diesem Moment beschloss der Kommandant des Schiffes abzulegen. »Zurück, zurück!«, brüllte er in die Menge der verzweifelten Menschen, die immer noch versuchten, auf das Schiff zu drängen. »Lasst niemanden mehr an Bord, wehrt alle ab, die noch versuchen, auf unser Schiff zu kommen!«, befahl er seinen Soldaten. »Auf nach Misenum!«
    Und so geschah es! Die Soldaten setzten sogar Stockhiebe und Schwertstöße ein, um die Menschen von der Galeere fernzuhalten.
    Mitten in dem Hexenkessel brüllender und verzweifelter Menschen steckten die vier Freunde fest! Mit sich überschlagender Stimme versuchte Bracusimmer wieder, sich Gehör zu verschaffen und die Freunde auf sich aufmerksam zu machen.
    Auf einmal sah er, wie Aemilia auf die Mastspitze der Galeere zeigte.
    »Seht nur! Dort oben!«, rief sie den anderen zu und wies auf Simus, der oben am Mast wie zum Triumph frech grinste und dabei das Salinum präsentierte. Und da endlich erblickten sie auch Bracus.
    »Bracus hat sich auch aufs Schiff gerettet«, schrie Aemilius.
    »Das Salinum können wir vergessen! Simus hat es bei sich!«
    Auf die Galeere zu kommen, schien völlig unmöglich, weil die Soldaten es wie eine belagerte Stadt verteidigten. Sie hätten dafür sogar den Tod der Flüchtlinge, die sich wie toll gebärdeten, in Kauf genommen.
    In diesem Moment schleuderte der Vesuv erneut große Lavaströme aus seinem Innern hervor. Die Menschen stöhnten auf und drängten sich Hilfe suchend aneinander. Einige sprangen vor Angst ins Meer. Offenbar glaubten sie, dem tobenden Berg so entkommen zu können. Aber nur die wenigstenkonnten
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