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Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji
Autoren: Franjo Terhart
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und sah draußen ein großes Lichtschwert am Himmel.«
    »Was redest du denn für wirres Zeug?«, mischte sich jetzt sein Vater ein, der die ganze Zeit über schweigend, aber missbilligend zugehört hatte: »Nicht du auch noch! Schwert am Himmel? Gespenst im Garten? Seid ihr denn beide verrückt geworden?«
    Man merkte Marcus deutlich an, wie verärgert er darüber war, dass man ihn um seine kostbare Nachtruhe gebracht hatte. Als Bäcker musste er morgens sehr früh raus. »Legt euch jetzt alle wieder hin und schlaft!«, knurrte er.
    »Aber Marcus«, ermahnte ihn seine Frau. »DieKinder haben schlecht geträumt. Das darfst du ihnen nicht vorwerfen.«
    In diesem Augenblick erschütterte ein Beben das Haus des Bäckers. Alle zuckten erschrocken zusammen, obwohl Erdbeben in Pompeji nicht unüblich waren. Zugleich breitete sich ein Lichtschein am Himmel über der Stadt aus. Die ganze Familie eilte ans Fenster und blickte verstört in die Nacht hinaus, die taghell geworden war.
    »Da! Seht nur!«, rief Aemilius. »Da ist das Schwert aus Feuer wieder, das ich gesehen habe. Schaut nur, wie riesig und bedrohlich es ist!«
    Nun konnten alle sehen, dass der Junge alles andere als einen schlechten Traum gehabt hatte.
    Aus der Spitze des Vesuv schoss ein flammendes Schwert in die Höhe, wies mit seiner glühenden Spitze drohend in den dunklen Himmel und zerbarst kurz darauf in einem Regen hell glühender Funken. Doch so schnell, wie das Feuerschwert aufgetaucht war, verschwand es auch wieder. Pompeji lag wieder so still und friedlich da wie zuvor. Aber jeder, der das Zeichen am Himmel gesehen hatte, war um seinen Schlaf gebracht.

Ein unheimlicher Dieb
    Dies Veneris
(Freitag), 18.   August 79 n.   Chr.
     
    »Riesen sah man durch die Luft fliegen, ätzende Dämpfe drangen durch die Eingeweide der Erde nach oben, schaurige Gespenster gingen in den Straßen um, der Himmel war lila gefärbt und viele sahen ein unheimliches Feuerschwert am Himmel«, schluchzte Papila, die Magd der Familie, am nächsten Morgen, während sie das Frühstück zubereitete.
    »Aufhören, Papila! Erschreck die Kinder doch nicht noch mehr. Die letzte Nacht war für uns alle furchtbar!«, ermahnte Apollonia die Küchensklavin und beschied ihr mit einer eindeutigen Geste, nicht weiter in dieser Weise zu reden.
    »Aber wenn sie doch recht hat!«, widersprach Aemilia trotzig. Sie stocherte lustlos mit dem Löffel in ihrem mit Honig gesüßten Mehlbrei herum.
Puls
, der Frühstücksmehlbrei, war zwar ihre Lieblingsspeise,aber nach dieser Nacht hatte sie einfach keinen Hunger.
    Ihr Bruder winkte lässig ab und versuchte, mutig zu klingen: »Pah! Feuerschwert am Himmel oder nicht. Spuk im Garten oder nicht. Pompeji droht keine Gefahr. Isis breitet ihren schützenden Mantel über unsere Stadt aus. Jupiter thront mächtig wie eh und je in seinem Tempel. Die Götter werden nicht zulassen, dass uns Menschen etwas geschieht.«
    »Genau so ist es richtig, Aemilius, mein Sohn«, rief sein Vater, der gerade ins Zimmer trat. »Das Leben geht ewig seinen Gang! Lasst uns einfach nur leben und genießen!«
    Der Bäcker blickte seine Kinder aufmunternd an. Er hatte bereits gearbeitet, als sie noch in ihren Betten lagen. »Esst! Die Brötchen und das Brot kommen frisch aus dem Ofen. Sie sind rund und knusprig wie jeden Tag. Die Menschen kommen und kaufen sie wie alle Tage. Niemand meint, die Welt ginge unter.«
    Seine Frau blickte ihn fragend an: »Und das unheimliche Feuerschwert am Nachthimmel?«
    Ihr Mann winkte ab: »Natürlich war das Ereignisder letzten Nacht Thema in meinem Laden. Albus, der persönliche Diener von Numerius Pontius, Priester im Tempel des mächtigen Jupiter, hat bei mir heute Morgen wie immer sein aus feinem Mehl gebackenes
panis candidus
gekauft. Er will erfahren haben, dass in den Tempeln der Stadt den Göttern mehr als sonst geopfert wird. Sein Herr sagt, die Ewigen wollen uns mit ihrem Zeichen am Himmel prüfen. Aber ich sage euch: Gefahr droht uns in Pompeji damit noch lange nicht! Wer sich sorgt, vertraut den Göttern nicht.«
    Apollonia schaute zweifelnd, nickte dann aber zustimmend. »So wollen wir es mit den ewigen Göttern halten, Marcus Mesonus. Wir beten zu ihnen, wir opfern ihnen und achten sie. Wir Menschen stehen unter ihrem starken Schutz!«
    Aemilius grinste seine Schwester herausfordernd an und Aemilia seufzte laut: »Ich versuche ja, meinen blöden Traum zu vergessen, aber dieses schreckliche Gesicht im Garten   …«
    »Eben, und
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