Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji
Autoren: Franjo Terhart
Vom Netzwerk:
betrachtete ihn eher nachdenklich.
    »Hast du von dem riesigen Flammenschwert über dem Vesuv gehört?«
    Aemilius nickte langsam: »Klar habe ich das. Ich habe es sogar selbst gesehen.«
    »Du auch?« Marcellus starrte ihn ungläubig an. »Wie hat es ausgesehen? Erzähl schon!«
    Dazu hatte Aemilius eher weniger Lust. »Nun ja, es war groß und drohend. Es hing über dem Vulkan. Aber was heißt das schon?« Er winkte ab und versuchte auf seinen Plan zurückzukommen, den beiden Mädchen ein derben Streich zu spielen. »Wir haben jetzt keine Zeit, über das blöde Schwert zu reden, Marcellus. Das können wir später noch tun. Jetzt müssen wir schnell überlegen, wie wir die beiden Schnatter…«
    »Was für Schnatter… meinst du wohl, mein teurerAemilius?«, hörte er in diesem Moment eine vertraute Stimme hinter sich.
    Er drehte sich um und erblickte Carilla, die ihn herausfordernd ansah. »Nun red schon, du großer Legionär. Sind wir etwa die Schnattergänse?«
    Jetzt trat auch seine Schwester dazu. Offenbar hatte sie einen schnelleren Weg zu ihrer Freundin gewählt als er zu Marcellus. Ihre Augen blitzten zornig. »Wenn du meinst, dass ich spinne, Brüderchen, weil ich ein Gespenst mit roten Augen und weißem Gesicht gesehen habe, dann   …«
    Marcellus unterbrach sie: »Halt mal, Aemilia! Gespenst sagst du? Rote Augen, weißes Gesicht?«
    Das Mädchen nickte trotzig. »Genau!«
    »Ein kleines, an den Beinen behaartes Wesen, mit Klauen bewehrt?«
    »So sieht es aus«, stimmte Aemilia zu und schüttelte sich beim bloßen Gedanken daran.
    »Und es springt in einem Satz davon?«
    Aemilias Augen weiteten sich ungläubig. »Woher weißt du das alles?«
    Marcellus machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Ob du es glaubst oder nicht, aber dieses angeblicheGespenst wollen auch Marius der Färber vor drei Tagen und der alte Gladiator Flavius Celadus gestern noch gesehen haben.«
    Aemilia blickte ihren Bruder triumphierend an.
    »Da siehst du, oberster Schnattersoldat, dass ich keinen Blödsinn erzähle. Selbst Celadus, der beste Kämpfer, den Pompeji je erlebte, bestätigt es.«
    »Stimmt!«, meinte Marcellus nachdenklich. »Nur eines finde ich merkwürdig an der ganzen Sache.«
    Die drei Freunde sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Ich habe mit Celadus und dem Färber gesprochen. Bei wem auch immer das Gespenst auftaucht, jedes Mal verschwinden wertvoller Silberschmuck und Münzen. Was haltet ihr davon?«
    Die anderen waren sprachlos. Das wurde ja immer geheimnisvoller: ein Gespenst, das nicht nur alle verschreckte, sondern auch noch klaute? Wo gab es denn so etwas?
    Auch Aemilia und Carilla runzelten ungläubig die Stirn. Wirklich komisch, aber machten Geister nicht manchmal Dinge, die die Lebenden nicht verstanden? Es brauchte keiner weiteren Worte, die vier wussten auch so: Sie würden der Sache nachgehen!

Vier Freunde und ein Plan
    Dies Saturni
(Samstag), 19.   August 79 n.   Chr.
     
    Marcus Mesonus war Bäcker aus Leidenschaft. Er liebte es, das Getreide zu mahlen und zu sieben, bis das Mehl ganz fein war. Dann kamen Hefe, Wasser und Öl zum Mehl. Der Bäcker knetete alles durch, bis ihm die Hände schmerzten. Die meisten der amtlich registrierten vierzig Bäcker in Pompeji besaßen im Hof ihres Hauses eine Getreidemühle. Die von Marcus Mesonus lag allerdings gegenüber vom kleinen Theater in der Via Stabiana. Esel mit Scheuklappen gingen dort unermüdlich im Kreis und trieben so die zwei Mühlsteine aus grauem Lavagestein an. Marcus Mesonus besaß gleich fünf solcher Getreidemühlen, die aufgereiht nebeneinanderstanden und wie große Sanduhren aussahen. Weil dafür im eigenen Hof kein Platz gewesen wäre, hatte er nicht weit von seiner Bäckerei ein kleinesHaus mit Hof angemietet, wo seine Mühlen fast den ganzen Tag über unter großem Lärm arbeiteten.
     
    Marcus Mesonus blickte von seiner Arbeit in der Backstube auf und sah durchs Fenster hinaus auf die belebte Via Abundantiae. Seine Hände formten fast mechanisch die kleinen runden Brotlaibe, in deren Oberseite er mit einem stumpfen Messer zwei Kreuze einkerbte. So würde man sie später besser in acht Stücke brechen können, wie es im römischen Reich Brauch war.
    ›Ich muss nach den Eseln sehen und nach Tellus‹, durchfuhr es den Bäcker. Er hatte den alten Tellus, der vor vielen Jahren als Gladiator ein Auge in der Arena verloren hatte, als Helfer eingestellt. Tellus schlief nachts bei den Getreidemühlen, versorgte die Esel, füllte das Mehl in Säcke
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher