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Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji
Autoren: Franjo Terhart
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und verdiente sich so ein paar Sesterzen. Aber der ehemalige Gladiator hatte kein gutes Händchen für Tiere. Marcus Mesonus vermutete, dass er die Esel schlug, wenn sie ihm zu langsam gingen, einer von ihnen lahmte seit ein paar Tagen.
    ›Ein kranker, wund geschlagener Esel nützt mir nichts‹, dachte der Bäcker wütend. Sollte auch nur einer der fünf Esel ausfallen, gab es ein Problem, das nicht so schnell zu lösen war.
    Esel zu kaufen gab es genug in Pompeji, aber keine, die daran gewöhnt waren, eine Mühle zu drehen.
    Marcus Mesonus beschloss, gleich nachzusehen, ob Tellus seiner Anweisung gefolgt war, die Tiere in Ruhe zu lassen.
    Auf einem langen Holzschieber schob er die Brotlaibe in den Holzofen. Sobald sie fertig gebacken waren, würde Papila sie herausholen und auf der Ladentheke auftürmen. Dann wurden sie pro Laib für einen As zum Verkauf angeboten.
    »Ich schaue bei Tellus nach dem Rechten«, rief Marcus in den Verkaufsraum, wo Papila mit einer Kundin schwatzte.
    Die junge Frau schien ihn nicht zu hören.
    »Vergiss die Laibe im Ofen nicht, Papila, hörst du? Hol sie rechtzeitig heraus. Schwarzes Brot kauft niemand!«
    Die Sklavin nickte ergeben. »Ja, Herr! Werde esbestimmt nicht vergessen.« Schon schwatzte sie weiter mit der Kundin.
    ›Hoffentlich‹, dachte Marcus Mesonus grimmig, ›denkt sie daran. Es wäre nicht das erste Mal   …‹
    Als er kurz darauf in die Küche trat, um Apollonia Bescheid zu sagen, wohin er ging, war seine Frau dabei, ein kleines Silbergefäß zu putzen.
    Apollonia sah von ihrer Arbeit auf und sagte: »Die Kinder haben erzählt, dass das Gespenst von gestern silberne Dinge wie Schmuck oder Gefäße stiehlt.« Dabei rieb sie vorsichtig mit einem Lappen über das alte Silbergefäß, um es wieder zum Glänzen zu bringen. Ihre Stimme klang besorgt.
    Der Bäcker blieb stehen und betrachtete das kleine Gefäß liebevoll. Es handelte sich um einen Salzbehälter – ein
salinum
–, den sein Vater von seinem Vater und er wiederum von diesem erhalten hatte. Ein Familienerbstück also, das für den Bäcker Marcus Mesonus das kostbarste Gut im ganzen Haus war. Er hing an diesem kleinen Salzgefäß so sehr, dass er es am liebsten jeden Abend mit ins Bett genommen hätte, um es vor Dieben zu schützen.
    »Was sagst du da, Frau?«, fuhr der Bäcker Apolloniaetwas zu scharf an. Er hatte nur mit halbem Ohr zugehört, weil er an den lahmen Esel gedacht hatte, aber die Nachricht erschreckte ihn: »Dieses angebliche Gespenst stiehlt? Entwendet vornehmlich Silbersachen? Wo gibt es denn so etwas?«
    Seine Frau nickte eifrig. »Ja, es wurden bereits vier Familien bestohlen, fast alle aus der Via Abundantiae. Die Kinder haben auch schon einen Plan. Sie wollen sich auf die Lauer legen.«
    »Wer alles?« Der Bäcker runzelte fragend die Stirn und wirkte ein wenig unwillig.
    »Aemilia und Aemilius, Marcellus und Carilla«, klärte seine Frau ihn auf.
    »Wann?«
    »Heute Nacht. Sie wollen sich auf der Via Abundantiae verstecken und beobachten, was geschieht.«
    Ihr Mann zuckte die Achseln. »Nun gut. Aber sie sollen Ferox mitnehmen. Der beißt jedes Gespenst in den Hintern, wenn es hart auf hart kommt.«
    »Du bist einverstanden?«, fragte Apollonia erstaunt. Ihr wäre es lieber gewesen, die Kinder nachts im Bett zu wissen als mit dem Hund draußen in der Dunkelheit.
    Aber der Bäcker nickte grimmig. »Beim Jupiter, das bin ich. Mögen die Kinder den Spuk als das entlarven, was er ist: als Mumpitz! Dadurch werden die Menschen in Pompeji beruhigt. Mir sind es langsam einfach zu viele, die glauben, die Welt ginge unter.«
    ›Hoffentlich geht sein Plan auf‹, dachte Apollonia. Hoffentlich erwies sich das Gespenst, das so mancher gesehen hatte, wirklich als Dieb aus Fleisch und Blut. Aber was war, wenn der Dieb gefährlich war? Seufzend wandte sie sich wieder dem silbernen Salzgefäß zu.
    Während der Bäcker zu seinen Mühlen ging, kauerten Aemilia, Carilla, Marcellus und Aemilius in den Ruinen eines Hauses, das sie zu ihrem Geheimversteck auserkoren hatten. Die ehemalige Villa eines reichen Bürgers der Stadt war beim großen Erdbeben vor sechzehn Jahren so schwer beschädigt worden, dass die Besitzer es aufgegeben und Pompeji für immer verlassen hatten. Das halb eingestürzte Haus lag unweit der Zentralthermen an der Via Nolana hinter einer hohen Mauer. Von der Straße aus nicht einsehbar, bot es den Kindern einen idealen Ort für Spiele aller Art: ob spukende Tote, Soldaten,die die Stadt
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