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Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji
Autoren: Franjo Terhart
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Aber mehr nicht!«, erklärte Carilla. Das Meer war ihr immer unheimlich gewesen.
    »Ich kann Wasser gar nicht leiden«, ließ sich Bracus vernehmen, der sich bis dahin ganz seinem Affen gewidmet hatte. »Und Simus ohnehin nicht. Wie die Hunde benimmt er sich schon seit Stunden wie toll.«
    Aemilius winkte ab. »Das kennen wir ja bei ihm nicht anders.«
    »Stimmt«, meinte Bracus traurig. »Aber ihr hättet ihn einfach früher erleben sollen. Sonst war er viel friedlicher und nicht so durchgedreht wie jetzt.«
    »Komischer Freund«, grinste Marcellus und lenkte dann ein: »Denk dir nichts dabei! Das hört bestimmt wieder auf.«
    Aber Aemilia betrachtete das Tier nachdenklich. Warum benahm sich Simus nur so? Auch Ferox hatte sich am Morgen aufgeführt, als müsste er einen Dieb vertreiben, obwohl gar nichts passiert war. Und hatte sie gestern und heute nicht mehr Spinnen als sonst an Hauswänden hochkriechen sehen? Aemilia schüttelte sich, so als könnte sie damit ihre beunruhigenden Gedanken abwerfen. »Wir brauchen wirklich alle eine Abkühlung«, rief sie. »Das Meer und ein schattiges Plätzchen am Strand werden uns guttun.«
    »Ja, lasst uns endlich aufbrechen«, sagte Marcellus. »Besser, als hier am Castellum Aquae von der Sonne geröstet zu werden!«
     
    Ad meridiem
(später Vormittag): Das Wetter blieb weiterhin unnatürlich schwül. Eine bleierne Hitze lastete auf Pompeji. Die Pompejaner waren an Hitzeim August gewöhnt, aber heute schienen die Temperaturen schier unerträglich werden zu wollen.
    Die Kinder hatten sich in den Schatten der mächtigen Mauern des Venustempels geflüchtet. Das Heiligtum der Göttin der Liebe lag gleich neben dem Seetor. Von hier aus konnte man gut auf das Meer blicken und die vorbeifahrenden Schiffe beobachten. Viele von ihnen liefen den Hafen von Pompeji an.
    Hin und wieder kam eine leichte Brise vom Meer auf und spendete den Kindern etwas Kühlung.
    »Sol lässt uns heute schmoren wie einen Braten im Ofen«, brummte Aemilius.
    Simus fletschte die Zähne und stieß so laute spitze Töne aus, dass Carilla sich erschrocken die Ohren zuhielt.
    »Gleich werfe ich ihn zu den Haien ins Wasser!«, schimpfte Marcellus laut.
    Bracus blickte ihn böse an, dann lächelte er und sah dabei doch merkwürdig traurig aus.
    »Nicht nötig! Simus und ich werden Pompeji eh in den nächsten Tagen verlassen. Für uns gibt es hier nichts mehr zu tun. Wir suchen uns in Romein neues Zuhause. Dort werde ich vielleicht auch Arbeit finden.«
    »Ihr zwei geht wirklich weg? Bis nach Rom?«, sagte Carilla. Ihre Stimme klang ebenfalls ein wenig traurig.
    »Ist besser so«, antwortete Bracus. »Vor allem wegen Simus. Es gefällt mir von Tag zu Tag weniger, wie er sich aufführt. Früher war er ruhig und hörte aufs Wort. Seit der Vesuv uns fast verschüttet hat, läuft er andauernd weg und ich muss ihn lange rufen, bis er zu mir zurückkehrt.« Er betrachtete nachdenklich den Affen, der auf seinem Arm Zuflucht gesucht hatte. »Außerdem will ich Geld so wie alle verdienen«, fuhr er fort. »Und kein Dieb mehr sein.«
    »Unser Vater hat einen entfernten Verwandten in Rom«, begann Aemilia. »Justus Quartus besitzt drei oder vier Bäckereien in der großen Stadt am Tiber. Wenn du dem erzählst, dass du unsere Familie kennst, hilft dir Quartus vielleicht sogar dabei, dir   …«
    Ihre letzten Worte wurden von einem Höllenlärm unterbrochen. Entsetzt starrten die Kinder einander an. Zwei gewaltige Donnerschläge erschüttertendie Luft. Als stieße ein Riese seine kräftigen Arme durch die grüne Kuppe des Vesuv, wurde eine dunkle Masse hoch hinauf in den Himmel geschleudert. Sie sah aus wie die Krone einer Pinie, deren glatter gerader Stamm weit hochwächst, um am oberen Ende in alle Richtungen Äste auszubilden. Und sie wollte nicht aufhören zu wachsen. Zudem neigte sich das dunkle Gebilde gefährlich in Richtung Pompeji.
    »Der Berg spuckt Feuer!«, schrie jemand. »Bringt euch in Sicherheit!«
    Die Menschen sahen entsetzt, wie Feuerströme den Berg hinunterrannen und dabei Bäume und Büsche verglühen ließen.
    »Schnell nach Hause!«, forderte Aemilius seine Freunde auf. »Dort sind wir sicher.«
    »Bracus, komm mit uns!«, rief Aemilia. »Unsere Eltern werden dich aufnehmen. Wir können dich jetzt nicht alleinlassen.«
    Bracus nickte, schnappte sich Simus, der noch immer kreischte, als ginge es um sein Leben, und raste mit den Freunden los.
    »Müssen wir jetzt alle sterben?«, rief Carilla entsetzt.
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