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Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji
Autoren: Franjo Terhart
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dort liegt doch was. Seht nur!«, rief Bracus. Aufgeregt deutete er nach vorn.
    In diesem Moment war ein furchtbares Ächzen und Stöhnen zu hören. Es schien direkt aus den Eingeweiden der Erde zu kommen. Erschrocken blickten die Kinder den Forscher an.
    Plinius hob beschwichtigend die Hände: »Habt keine Furcht. Der Vesuv macht sich nur ein wenig Luft. Aber es wird nichts Schlimmes passieren.« Er wandte sich an Bracus: »Mehr Sorge macht mir das, auf das du uns hingewiesen hast.«
    Er wies in die Richtung, in die auch Bracus gezeigt hatte. In einer kleinen Senke lag etwas lang ausgestreckt auf dem Boden. Ein Kleiderbündel? Nein, leider nicht!
    Als sie näher kamen, erkannten sie, worum es sich handelte. Es war der Köper eines leblosen Mannes. Was war passiert? Der Unbekannte wirkte unverletzt, aber er bewegte sich nicht. Schlief er?
    Plinius wies die Freunde an, stehen zu bleiben. Dann ging er zu dem Unbekannten und untersuchte ihn eingehend. Der Fremde regte sich nicht.
    Als Plinius zurückkam, war seine Miene ernst. »Der Mann ist tot. Ich weiß nicht, warum er starb. Vermutlich ist er der vermisste Mann aus der Truppe des Aquarius.«
    »Der Vesuv hat ihn getötet«, rief Bracus entsetzt. »Der Berg will uns alle töten.«
    Simus kreischte erneut wie verrückt und zog Bracus an den Haaren, bis dieser aufschrie. Dann rannte der Affe zehn, fünfzehn Schritte von ihnen weg, veranstaltete einen Höllenlärm und warf schließlich mit Steinchen und Ästchen nach den Menschen. Plinius nickte bedächtig und meinte dann mit Blickauf den sich wie toll gebärdenden Affen: »Vielleicht ist dieses Tier schlauer als wir. Ich denke, es ist besser, wenn ihr jetzt alle nach Pompeji zurückgeht. Ich vermag die Gefahren, die uns hier drohen, nicht einzuschätzen.«
    »Und was ist mit unserer Stadt?«, wollte Marcellus wissen. »Ist auch Pompeji in Gefahr?«
    Wieder machte Simus einen Höllenlärm, als wollte er die Antwort geben.
    Aber Plinius wehrte ab. »Nein! Keine Gefahr. Glaube ich jedenfalls nicht!« Dann wandte er sich an Bracus: »Ich danke dir, Junge, für deine Hilfe. Du hast uns gut geführt. Aber jetzt ist es mit lieber, wenn ich euch sicher im Schutz Pompejis weiß. Ich werde dem Aquarius Bescheid geben, dass er den Toten heimholt.«
    Seine letzten Worte waren kaum mehr zu verstehen, denn Simus kreischte so laut, als würde ihn jemand schlagen. Er warf sogar noch größere Steinchen nach ihnen.
    Plinius drückte jedem der fünf Freunde eine Münze in die Hand.
    »Zurück mit euch, bevor dieses Fellmonster völligdurchdreht«, meinte er lachend. »Ich selbst komme später nach.«
    Die fünf gehorchten augenblicklich. Sie waren nur allzu froh, vom Berg wegzukommen. Schnell verabschiedeten sie sich von dem Naturforscher und eilten unter Bracus’ Führung auf sicherem Weg zurück in die Stadt. Erst als sie ein ganzes Stück vom Vesuv entfernt waren und das Stadttor durchschritten, beruhigte Simus sich halbwegs.
    In Pompeji schien niemand zu bemerken, was am Vesuv vor sich ging. Niemand interessierte es, dass es aus den Tiefen der Erde grollte und ächzte, selbst wenn dabei Gebäude zitterten und sich an mehreren Häusern neue Risse zeigten.
    Alle waren von demselben Gedanken wie Marcellus und Aemilius beherrscht: Was gab es Besseres, als sich die Spiele im Amphitheater anzusehen? Alleius Nigidus Maior, ein reicher Mann mit viel Einfluss in Pompeji, war bekannt dafür, gern Gladiatorenkämpfe auszurichten. Er besaß das nötige Geld, um zwanzig Gladiatorenpaare nacheinander in die Arena zu schicken.
    Heute am schwülheißen 23.   August war es wiederso weit: Ohne Kosten für die Stadt hatte Alleius Nigidus Maior alle Bürger, die dabei sein wollten, ins große Amphitheater eingeladen. Die fünf Freunde kamen gerade noch rechtzeitig. Männer, Frauen und Kinder strömten die Via Abundantiae in Richtung Sarnotor hinunter, wo in unmittelbarer Nähe der Stadtmauer die ovale Wettkampfarena lag.
    Marcellus zeigte auf einen der Eingänge und rief begeistert: »Rasch! Macht schnell. Oben auf den Rängen sitzt man am besten!«
    Seine Freunde gehorchten. Tatsächlich fanden sie unterhalb der Frauenlogen in der 32.   Reihe noch fünf Plätze nebeneinander. Ein großes Leinensegel   – Velum genannt – war mit Seilen hoch über diesen Rängen aufgespannt worden und schützte so die Zuschauer gegen die Sonne, die unbarmherzig brannte.
    Bracus hielt Simus unter seinem Umhang verborgen, schaute aber immer wieder misstrauisch
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