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Spuk in Pompeji

Spuk in Pompeji

Titel: Spuk in Pompeji
Autoren: Franjo Terhart
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erinnerte, musste er immer und immer wieder darüber staunen, wie er aus Stadt hatte entkommen können.
    Er hatte keine Ahnung gehabt, dass seine vier Freunde nach ihm suchten. Als er Simus gefolgt war, dachte er, Aemilius, Aemilia, Marcellus und Carilla hockten sicher unter den schützenden Dächern ihrer Elternhäuser und hofften, dass der Vesuv sich bald beruhigen würde. Er selbst setzte alles daran, Simus zu finden. Bracus wollte nicht vor dem Bäcker als Dieb dastehen und wünschte sich nichts sehnlicher, als den Affen zu finden und dem Bäcker sein Salinum zurückgeben zu können.
    Aber das würde alles andere als einfach werden. Die Stadt hatte sich in ein Tollhaus verwandelt. AllesGewohnte war auf den Kopf gestellt. Und von Simus keine Spur. Wo auch immer Bracus suchte, er fand seinen pelzigen Freund nicht. Instinktiv nahm er den Weg zum Hafen. Vielleicht hatte Simus ja versucht, den Mauern, Straßen und engen Gassen zu entkommen?
    Aber zum Hafen zu gelangen, war fast unmöglich. Fliehende Menschen, blind vor Angst, versperrten sich gegenseitig den Weg. Steine, die vom Himmel auf Dächer und Straßen niedergingen, Asche und Rauch, die einem die Sicht raubten, machten ein Vorwärtskommen nahezu unmöglich.
    Alles drängte ohne Sinn und Verstand hinaus zum Meer. Im unteren Teil der Via Abundantiae versperrten die Trümmer eines eingestürzten Hauses den Weg und machten ein Weiterkommen unmöglich.
    Bracus musste sich Nebenwege suchen, aber auch dort gab es nichts als schreiende, fliehende Männer, Frauen und Kinder. Simus blieb wie vom Erdboden verschluckt.
    »Wo steckst du nur, mein kleiner Freund?«, murmelte Bracus verzweifelt.
    Plötzlich fürchtete er, dass die panische Menge Simus totgetrampelt haben könnte. Aber dann fiel ihm ein, dass einem Affen Wege offenstanden, die Menschen unerreichbar blieben. Simus konnte über schmale Mauern und Dächer laufen oder sich an Vorsprüngen, Simsen und Fensterläden weiterhangeln. Etwas beruhigt versuchte er, seinen Weg fortzusetzen.
     
    Vespera
(am frühen Abend): Schließlich erreichte Bracus erschöpft den Hafen. Er beobachtete, wie Menschen mit allen Mitteln versuchten, auf die im Hafenbecken vertäuten Boote oder Schiffe zu gelangen. Überall wurde geschubst und getreten. Niemand nahm Rücksicht auf den anderen. Rette sich, wer kann! lautete die Devise, die alle antrieb. Bloß nicht länger in dieser Stadt bleiben, die die Götter so hart wie noch nie zuvor zu strafen drohten.
    Aber es gab einfach zu wenig Schiffe, um wegzukommen.
    Zwei Galeeren, übervoll mit Flüchtenden, legten gerade ab, als Bracus den gemauerten Hafenkaierreichte. Vermutlich würden sie nach Misenum fahren.
    Bracus wünschte sehnlichst, er und Simus wären mit an Bord. Wenn auch zusammengepfercht mit Hunderten, aber immerhin gerettet! Doch so sehr Bracus in diesem Moment davon träumte, bald in Rom zu sein, ohne den Affen würde er Pompeji niemals verlassen.
    Seine Vermutung, dass sich Simus zum Hafen gerettet hatte, bestätigte sich nicht. Von seinem haarigen Freund war weit und breit nichts zu sehen. Was allerdings auch kein Wunder war, weil sich einfach zu viele Menschen auf viel zu kleiner Fläche drängten, als dass Bracus hätte einen Überblick über die Lage gewinnen können.
    »Simus! Simus, wo steckst du?«, rief er verzweifelt. Aber der Affe tauchte nicht auf.
    Traurig ließ sich Bracus auf einem gemauerten Polder nieder, an dem sonst kleinere Boote mit einem Seil vertäut lagen. Unweit von ihm spielte sich ein schreckliches Drama ab: Ein kleines Schifferboot, in dem es nur Platz für höchstens fünf, sechs Menschen gab, wurde nun von zwanzig Flüchtlingen auf einmalgestürmt. Alle stürzten, sprangen, kletterten kopflos in das sichtlich zu kleine Boot, ganz gleich, wie viele hineinpassten. Jeder war sich selbst der Nächste.
    Bracus ahnte, was kommen musste. Zwar legte das völlig überlastete Boot noch ab, aber die Menschen, die glaubten, sich retten zu können, kamen nicht weit. Das Boot versank, kaum dass es zehn Schritte vom Ufer entfernt war. Viele Menschen ertranken, weil sie nicht schwimmen konnten oder sich in Panik aneinanderhängten, wobei der eine den anderen unter Wasser zog. Nur wenige der Flüchtlinge gelangten schwimmend zurück ans Ufer.
    ›Oh, Jupiter, was soll nur werden?‹, dachte Bracus und schlug die Hände vors Gesicht. ›Hier sitze ich wie die Maus in der Falle.‹
    Er hörte, wie sich Menschen in seiner Nähe einzureden versuchten, dass alles noch
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