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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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hot.
    Deshalb denke ich auch nicht darüber nach, wie es sein wird, wenn das Feuer so bedenklich nachlässt, dass man Handschellen und Gummiseile braucht, um sich bei Laune zu halten. Ich kann nur für mich sprechen. Und ich kann es nur noch wiederholen, auch wenn es in der Wiederholung nicht unbedingt schöner klingt: Ich bin sexuell gesehen ein Langweiler. Das heißt, was mir genügt, würde anderen vielleicht schon lange nicht mehr genügen. Es mag sein, dass die Mehr heit der deutschen Männer mich mitleidig belächelt ob meiner Bedürfnislosigkeit. Aber ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Das sage ich, Maxim Leo, heute am 22. April 2011 um 17.15 Uhr. Ich könnte es sogar beschwören.

Tag 38
    An dem ein Mann mit einer nackten Gummikatze schläft und vom Frauen-Flughafencode überrascht wird
    Guten Morgen, Maxim.
    aw:
    Guten Morgen, Jochen.
    re:
    Na?
    aw:
    Und?
    re:
    Alles gut?
    aw:
    Alles gut. Und selbst?
    re:
    Muss ja.
    aw:
    Und sonst?
    re:
    Anna ist wieder da.
    aw:
    War sie weg?
    re:
    Eine Woche in Los Angeles, beruflich.
    aw:
    Hat sie dir gefehlt?
    re:
    Ich weiß es nicht genau.
    aw:
    Ist doch eine einfache Frage. Kann man mit Ja oder Nein beantworten.
    re:
    Sie hat mir kaum gefehlt. Aber das bedeutet nicht, dass Anna unwichtig ist. Ich lebe einfach schon so lange allein, dass sieben Tage kurz sind. Nicht spürbar. Ein Witz. Außerdem kenne ich Anna nicht gut genug. Sie ist noch nicht in mein Leben gesickert, sie hat sich noch nicht wirklich breitgemacht. Nicht breit genug jedenfalls, als dass ich eine Woche spüren würde. Es ist eher andersherum: Ich würde es spüren, wenn ich mit Anna sieben Tage verbringen müsste. Nacheinander. Am Stück. Das wäre eine Herausforderung.
    aw:
    Lieber Jochen, wie viele Tage hast du mit ihr schon verbracht? So am Stück?
    re:
    Ich zähle eher in Nächten. In einem Bett zu schlafen ist schwieriger, als ich dachte. Was nicht an den Betten liegt. Mein Bett ist groß und ihres auch. Vermutlich sogar groß genug für vier Leute, vier Asiatinnen zumindest.
    Es geht um Schlafpositionen und Höflichkeit. Betthöflichkeit, Kuschelhöflichkeit. Anna legt gerne den Kopf auf meine Brust, während ich auf dem Rücken liege. Das finde ich auch angenehm. Aber nur acht bis zehn Minuten.
    Dann muss ich mich umdrehen, auf den Bauch. Ich bin Bauchschläfer. Dazu kommt, dass ich mir unter den Arm ein Kissen stopfe. Jedenfalls muss ich Anna von meiner Brust schubsen oder auf dem Rücken liegen bleiben, bis sie eingeschlafen ist. Aber sie schläft sehr langsam ein, so langsam, wie sie auch isst. Es kann Stunden dauern. Das halte ich nicht durch. Ich will mich aber auch nicht einfach so umdrehen, ihr den Rücken und meinen Hintern zuwenden, mit meinem Kissen im Arm wie eine fremde Geliebte. Es sieht unhöflich aus, unromantisch. Nach Kuschel-Unlust. Dabei bin ich einfach nur müde und kuschle morgens auch sofort weiter. Kuschel, kuschel, ku schel. Stundenlang.
    aw:
    Bist du auch ein Schlafstörer?
    re:
    Was ist das?
    aw:
    Schnarchst du, Jochen, zappelst du, läufst du nachts herum, sprichst du im Schlaf? Was Männer eben so tun.
    re:
    Anna sagt, ich zapple rum. Sie sagt, ich würde erst zucken, später meine Beine bewegen und mich noch später herumwälzen. Ich sage zu ihr: Dreh dich doch weg. Das Bett ist groß genug. Anna sagt zu mir: Ich spüre das trotzdem. Du rüttelst. Ich steck mir Stöpsel in die Ohren.
    Und so liegen wir dann da. Sie mit verstopften Ohren in der Bettecke. Ich auf dem Bauch mit einem Kissen im Arm. Wie zwei verhaltensgestörte Kinder.
    Anna sagt, wir müssten vielleicht mal vier oder fünf Nächte miteinander verbringen, nacheinander. Als Schlaftraining.
    Wann hast du zum letzten Mal eine Woche lang neben einer Frau geschlafen?, fragt sie. Und ich kann das nicht beantworten, weil ich es nicht weiß. Vielleicht 2005? Vielleicht 2001? Lang genug her jedenfalls, um untrainiert zu sein.
    Komplett außer Form.
    aw:
    Lieber Jochen, lieber Zappler, zusammen schlafen ist intimer, als miteinander zu schlafen. Beim Sex ist man in Bewegung, schnauft, stöhnt, schreit. Beim Einschlafen liegt man einfach da, schweigend. Man spürt den anderen, hört ihn auch ein bisschen. Schlafen ist etwas sehr Persönliches, sehr Selbstbezogenes. Jeder schläft für sich allein, könnte man sagen. Und trotzdem liegt man da zusammen. Mich würde interessieren,
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