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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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vorhersagen. Es läuft wie bei der Mondlandung. Houston kontrolliert und rechnet noch, aber das Feintuning läuft im Sichtkontakt. Entsprechend stolz bin ich, wenn es wieder hingehauen hat. Das Prob lem ist nur, Catherine hat sich mittlerweile daran gewöhnt, es ist für sie normal. Wenn es zweimal hintereinander nicht klappt, fragt sie, was los ist mit mir. Mit mir!!
    aw:
    Gut, Glückwunsch! Ich nehme deine Antwort mit Freude und viel Vorsicht zur Kenntnis. Ich mische sie ab mit einem Löffelchen Realität. 17 Jahre Feldforschung an einer Frau, sagst du? Das ist eine sexuelle Zeitspanne, die ich mir nicht vorstellen kann.
    Ich finde Folgendes ganz erstaunlich: Es führt oft zu einiger Verwunderung, wenn Menschen einen sexuellen Fetisch haben. Oder in einen Swingerclub gehen. Oder einen Dreier haben. Oder sich für SM interessieren. Oder ein Nudistencamp betreten. Oder sich Kostüme anziehen und Rollenspiele spielen. Oder sich brummende, zuckende Dinge einführen. Oder Bisexualität ausprobieren. Ich finde das alles wenig spektakulär im Vergleich zu deinem Sexleben, Maxim. Du hast ja auch einen Fetisch. Den »Eine-Frau-Fetisch«. Du bist ein Monogamiefetischist. Und irgendwie ist das doch der extremste Fetisch, den man haben kann.
    Hätte man die Menschen vor Tausenden Jahren gefragt, welche sexuelle Spielart sie sich vorstellen könnten, welche Fantasie sie erregt, dann hätten sicherlich die allerwenigsten gerufen: »Sex mit nur einer Frau! Mein ganzes Leben lang!«
    Verstehe mich nicht falsch. Ich will deinen Sex nicht schlechtmachen. Ich finde ihn nur so erstaunlich. Irgendwie sogar bewundernswert. Ist dir Sex heute, mit 41, noch genauso wichtig wie vor zehn oder zwanzig Jahren?
    re:
    Schwer zu sagen. Es gibt Phasen, da habe ich überhaupt keine Lust. Wenn ich arbeitsmäßig sehr eingespannt bin oder aus irgendeinem anderen Grund nervös. Hinzu kommt, dass meine Lust generell etwas abnimmt. Nicht dramatisch, aber ein bisschen. Aber du fragst ja nicht nach der Häufigkeit, sondern nach der Wichtigkeit. Ich finde es wichtig, ich habe auch gerne Sex. Aber ich muss mich auch immer wieder überwinden. Catherine hat öfter Lust als ich, sie drängt und bestimmt unsere Schlagzahl. Das schüchtert mich manchmal ein, gerade in den Phasen, in denen ich nervös und abgelenkt bin. Allerdings bin ich jedes Mal froh, wenn ich mich dann doch von Catherine verführen lasse, weil es toll ist, wenn es erst mal losgegangen ist.
    Es gibt auch dieses Gefühl, Jochen, dass es ja NICHT unwichtig sein darf. Verstehst du das? Wenn wir mal längere Zeit keinen Sex hatten, steigt der Erwartungsdruck. Eine Woche ist okay, zwei, drei Wochen auch noch. Aber dann muss was passieren. Die Sexhäufigkeit ist ein wichtiges Indiz dafür, wie es in einer Beziehung aussieht. Ich glaube sogar, dass dieses Indiz zu Recht verwendet wird. Wer gar nicht mehr oder nur noch sehr selten miteinander schläft und noch nicht achtzig Jahre alt ist, der hat ein Problem. Sex ist ein Bindemittel, ein Liebesklebstoff. Wenn ich mit Catherine schlafe, dann bin ich ihr auf eine besondere Art nahe. Wir verbringen Momente der Lust miteinander. Sehr direkt, ohne Scham oder Höflichkeit ergreifen wir Besitz voneinander. Ich glaube, dass sich diese Momente in unsere Hirne einbrennen, dass sie einen Teil der Energie bilden, die uns als Paar vor antreibt. Sex ist der Brennstoff der Beziehung. Ohne ihn wird es schnell kalt.
    Manchmal ertappe ich mich nach dem Sex bei dem Gedanken, dass ich nicht nur über den Sex froh bin, sondern auch darüber, dass es wieder passiert ist. So als hätte ich mein Konto wieder aufgefüllt. Die Bedeutung als Indikator der Liebe hatte Sex für mich früher nicht. Vor zwanzig Jahren hatte ich Sex, weil eine Frau bereit dazu war. Vor zehn Jahren hatte ich Sex, um Kinder zu bekommen. Heute ist Sex neben dem Spaß auch ein Beweis dafür, dass alles gut ist.
    aw:
    Lieber Maxim, du schreibst, dass du manchmal keine Lust hat. Kann ich mir vorstellen, ich habe manchmal auch keine Lust und lebe nicht in einer Ehe.
    Du sprichst von dem Erwartungsdruck, von Sex als Gradmesser für den Stand einer Beziehung. Ist das nicht ein übertriebener Druck? Was würde passieren, wenn du einen Monat keinen Sex hast? Oder zwei Monate? Und dir würde nichts fehlen? Und Catherine eigentlich auch nicht? Würdest du dann trotzdem denken: Etwas läuft schief? Unsere
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