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Sprechende Maenner

Sprechende Maenner

Titel: Sprechende Maenner
Autoren: Maxim Leo , Jochen-Martin Gutsch
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Beziehung stimmt nicht mehr?
    re:
    Natürlich wäre es nicht das Aus der Beziehung, wenn Catherine und ich einen Monat lang keinen Sex hätten. Ist ja auch schon vorgekommen. Aber uns beiden geht es nicht gut dabei. Nicht nur, weil wir den Druck spüren, sondern weil wir entspannter miteinander umgehen, zärtlicher und aufmerksamer miteinander sind, wenn wir regelmäßig Sex haben.
    Ich würde sagen, regelmäßiger Sex gehört zur Paarhygiene. Er gehört zur Paararbeit. Dieses gute entspannte Gefühl ersetzt womöglich einen Teil des Begehrens, das mit den Jahren verloren geht. Wir fallen ja nicht mehr ausgehungert übereinander her. Aber wir genießen es, miteinander zu schlafen. Wir genießen uns. Das ist die reife Variante des Begehrens.
    Der Sexdruck, Jochen, ergibt sich aus der Paarsituation. Wir sind zwei verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Ich schätze, dass Catherine Sex häufiger braucht als ich. Im Urlaub ist es andersherum, da könnte ich jeden Tag, und Catherine ist es manch mal zu viel. Es muss also einen Rhythmus geben, der für beide okay ist. Das heißt in unserem Fall, mindestens einmal in der Woche, besser z weimal. Bei dreimal fühle ich mich schon wie ein Pornostar. Dieser Rhythmus ist gut für uns. Kleinere Abweichungen sind auch völlig unproblematisch. Aber falls wir auf einmal länger davon abweichen sollten, wäre es irgendwann ein Problem. Weil mindestens einer von uns nicht zufrieden wäre.
    Vielleicht gibt es heute auch eine allgemeingültige Vorstellung davon, wie eine Beziehung und Sex sein sollten. Die Bedeutung von Sex ist sicherlich gestiegen. Er muss gut sein. Variantenreich. Überraschend. Befriedigend. Qualitätssex eben. Diesen Druck spüre ich nicht bewusst, aber vielleicht unbewusst. Er sickert so ein in unsere Bedürfnisse. Aus dem Fernsehen, den Magazinen, dem Internet oder den Gesprächen mit Freunden. Am Ende verschwimmt das alles. Manchmal ist mir nicht mehr klar, welches Bedürfnis von außen und welches von innen kommt. Aber der Ursprung ist irgendwann auch nicht mehr wichtig. Wenn sich das Bedürfnis erst mal festgesetzt hat, eine Schlagzahl etabliert ist, dann wird das zum Paargesetz. Zur Benchmark des eigenen Wohlergehens.
    aw:
    Lieber Maxim, Sex beruht auf Begehren. Das Begehren sinkt mit den Jahren. Ich glaube, deshalb fangen viele irgendwann auch an mit Spielzeug, Aktionen, Fantasien oder Fremdgehen. Um von außen etwas zu befeuern, zu stimulieren.
    Was tust du für das Begehren, jetzt mit 41, nach 17 Jahren mit deiner Frau?
    re:
    Tja, was tue ich, damit es in der Kiste spannend bleibt? Zu wenig, fürchte ich. Leider bin ich nicht der Uri Geller des Ehebettes. Ich habe Scheu vor Sachen, die ich nicht kenne. Und je länger ich damit warte, neue Sachen auszuprobieren, desto schwerer wird es. Für mich ist das alles wunderbar, was wir machen. Ich bin zufrieden mit unserem Standard. Aber es könnte sein, dass es Catherine irgendwann nicht mehr reicht, dass es ihr vielleicht jetzt schon zu langweilig ist.
    Wahrscheinlich spielt das Alter der Monogamie in die Hände. Weil ich erstens ruhiger werde und zweitens unattraktiver. Allerdings beobachte ich zum Beispiel bei meinem Vater so Panikanfälle. Der Tod rückt näher, und es gibt offenbar die Vorstellung, dass Ficken den Teufel auf Abstand hält.
    aw:
    Lieber Maxim, ich glaube, dass es einen Grad der Gewöhnung gibt, der dem Sex zuträglich ist. Das Kennen, das Vertrauen. Aber nach 17 Jahren ist die Gewöhnung vermutlich auch der Preis, den man zahlen muss, wenn man zusammenbleiben will. Man gibt das Begehren auf für das höhere Gut. Vielleicht nicht alles Begehren. Vielleicht nur 70 Prozent.
    Du isst nicht jeden Tag das Gleiche. Und egal, wie perfekt das Gericht sein mag, deine absolute Lieblingsspeise, sie wird nie mehr so gut schmecken wie am Anfang. Oder in der Mitte. Nicht nach 17 Jahren. Kann ich mir nicht vorstellen.
    re:
    Lieber Jochen, es ist interessant, wie du dir das so vorstellst, das 17-jährige Beziehungsleben. Glaube mir, so wenig wie ich einschätzen kann, was mit dir und Anna läuft, und sowenig der Vergleich mit meiner eigenen Beziehung mir dabei hilft, die deine zu verstehen, so ist es auch umgekehrt. Ich kann dir nur sagen, dass ich nach 17 Jahren meine Frau hot finde. Vielleicht nicht so hot wie in unserer ersten Woche. Aber auf keinen Fall siebzig Prozent weniger
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