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Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung

Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung

Titel: Sprache, Kommunikation und soziale Entwicklung
Autoren: Burkhard Schneeweiß , Theodor Hellbruegge
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von den Vorzügen einer Mehrsprachigkeit darf allerdings das Ziel nicht aus den Augen verloren gehen, die offizielle deutsche Sprache als Voraussetzung für bestmögliche schulische und berufliche Chancen sowie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu beherrschen. Anhand eines Modellprojektes stellen Frau Anke Buschmann und Mitarbeiterinnen Hilfen für eine frühzeitige gezielte elterliche Beratung durch Kinder- und Jugendärzte vor.
    Bis zu 15% aller Kinder weisen einen verzögerten Spracherwerb ohne krankheitsbedingte Störung auf. Die Kennzeichnung »Late Talkers« erhalten diejenigen Kinder, die mit zwei Jahren weniger als 50 Wörter und keine Zweiwortkombinationen sprechen. Für die Praxis ist es bedeutsam, möglichst frühzeitig zu erkennen, ob es sich um einen Late Talker oder um ein Kind mit einer Spracherwerbsstörung handelt. In einer Vergleichsstudie wurden vonFrau Hilda Geissmann und KollegInnen Merkmale der Sprachentwicklung von Late Talkers im Vergleich zu Referenzkindern ermittelt, um sie im dritten Lebensjahr als Prädiktoren für die Prognose im Alter von 2;0, 2;3 und 2;6 Jahren zu nutzen.
    Allgemeine Zustimmung findet die Feststellung, dass Sprache und Denken miteinander in Beziehung stehen. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine monokausale, sondern um eine vielschichtige Beziehung. Die zahlreichen Modellvorstellungen über ihre Wechselwirkungen beweisen, dass es die »eine«, allseits akzeptierte Konzeption bislang nicht gibt. Man fasst heute »Sprache und Denken als eigenständige, teilweise unabhängige Funktionsbereiche auf, die sich aus verschiedenen Teilkompetenzen zusammensetzen«, die Herr Friedrich Voigt in seinem Beitrag anschaulich erläutert.
    In der Literatur findet man unterschiedliche Angaben zur Häufigkeit von Sprachentwicklungsstörungen, insbesondere über deren vermeintliche Zunahme in den letzten Jahren. Deshalb ist die begriffliche Klarstellung altersentsprechender sprachlicher Leistungen unter Berücksichtigung kognitiver Leistungsfähigkeit die wesentliche Voraussetzung für die Definition einer Sprachentwicklungsstörung. Herr Hermann Schöler vermittelt einen aktuellen Überblick über diesen Problemkreis, nimmt dabei kritisch zur neuen interdisziplinären Leitlinie für die Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen Stellung und erläutert seine Ausführungen an einem Beispiel aus der Praxis. Seine Schlussfolgerungen fasst er mit sieben Thesen zur Diagnostik und Therapie von Sprachentwicklungsstörungen für die Praxis zusammen.
    Sprachstörungen und Lese-Rechtschreib-Schwäche stellen zwei komplexe Funktionsstörungen dar, von denen 5 – 10% aller Schulkinder betroffen sind. Sie sind als Folge genetischer Veranlagungen und Einflussfaktoren des sprachlichen und sozialen Umfeldes mit vielfältigen Interaktionsschwierigkeiten aufzufassen. Frau Silvia Paracchini berichtet über eine umfangreiche Fall-Kontrollstudie mit mehr als 14 000 Kindern der Geburtsjahrgänge 1991 und 1992 aus Südwestengland, die die Bedeutung genetischer Anlagen konkret verdeutlicht. Ab dem 7. Lebensjahr wurden die Kinder jährlich einer umfangreichen Diagnostik (körperlich und psychologisch einschließlich Verhalten, Kognition, Sprache und Lesen) unterzogen. Bei 11 000 dieser Kinder waren im Rahmen der Avon Longitudinal Study of Parents and Children ALSPAC DNA-Analysen vorgenommenworden. Mit der Identifikation von Kandidaten-Genen für Sprach- bzw. Lesestörungen nach Ausschluss von Kindern mit niedrigem IQ (< 85) ist die Differenzierung zwischen genetischen und Umweltfaktoren einen bedeutsamen Schritt vorangekommen.
    Die Indikation zur Sprachtherapie setzt einen mehrstufigen diagnostischen Entscheidungsprozess voraus. Am Beispiel einer semantisch-lexikalischen Sprachentwicklungsstörung entfaltet Herr Christian Glück das wissenschaftlich begründete diagnostische Vorgehen. In der Praxis erfolgt die Diagnostik zur Indikationsentscheidung auf der Basis der Heilmittelrichtlinien (GBA 2011) bislang weitgehend improvisiert. Der Autor belegt überzeugend die Notwendigkeit eines administrativen Rahmens für eine strukturell gesicherte interdisziplinär-kooperative Diagnostik.
    Der Kinderarzt hat in seiner Praxis die Aufgabe, die Sprachentwicklung seiner Patienten zu beobachten und bei begründetem Verdacht auf Entwicklungsstörungen den Neuropädiater hinzuzuziehen. Wie der Neuropädiater bei der Untersuchung von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen vorgeht, erläutert Herr Harald Bode in
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