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SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)

SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)

Titel: SPQR - Der Falke von Rom: Teil 1: Imperium (German Edition)
Autoren: Sascha Rauschenberger
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geliebten Spielsachen, Bücher, Fotos und Videos mitnehmen konnte – im übertragenen, gespeicherten Sinne. Die nächsten zwei Wochen rannte er mit der HoloCam seines Vaters, die er ihm überraschenderweise ohne Kommentar überließ, herum und nahm alles auf, was ihm wichtig erschien. Seine Mutter beim Kochen, den Sonnenauf- und -untergang über dem Hügel hinter dem Haus, seine Geschwister, den Steppenkater vom Nachbarn, sein Zimmer, Mutter beim Einkaufen, Vater beim Mahnmal des TDF-Friedhofs nahe der Stadt – da war er jetzt öfters, Mutter beim Backen in der Küche …
    So hatte er jetzt sogar noch zweihundert Gramm für diverse Süßigkeiten übrig gehabt, die ihm seine Mutter unter den missbilligenden Blicken seines Vaters zugesteckt hatte.
    Sein Vater nahm ihn an die Hand und ging mit ihm zur TDF-Meldestelle. Leonidas verstand nicht, warum auf dem Wegweiser „Meldekopf“ stand. Leonidas musste seine ID-Karte vorzeigen, sein Vater übergab die Papiere, die der uniformierte Mann hinter dem Tisch „Marschbefehle“ nannte, obwohl doch nun wirklich jeder wissen musste, dass er mit einem Schiff nach Terra fliegen würde und nicht die Absicht hatte, zu marschieren. Dann musste Leonidas noch in einen Netzhautscanner schauen und einen DNA-Scan über sich ergehen lassen. Danach sagte der Uniformierte: „So, Kadett Falkenberg, das wär‘s dann. Hier ist Ihr Bordausweis. Verlieren Sie ihn nicht! Sie haben noch dreißig Minuten bis zum Abflug. Diese Zeit können Sie mit Ihrem Vater verbringen. Um Punkt sechzehnhundert sind Sie wieder hier. Mit all Ihrer Ausrüstung.“
    Leonidas sagte instinktiv, weil sein Vater so etwas immer schon von ihm verlangte: „Aye aye, Sir!“
    „Na sieh mal einer an, da besteht doch tatsächlich noch Hoffnung für meine geliebte TDF“, sagte der Mann lächelnd. Leonidas verstand nicht, warum der Soldat plötzlich wesentlich freundlicher aussah.
    „Vater, wollen wir noch eine Tasse Schokolade trinken gehen?“, fragte Leonidas.
    „Ja, Leo! Das ist eine gute Idee, denn ich muss dir auch noch etwas sagen.“
    Leonidas und sein Vater gingen zur Cafeteria gegenüber vom Meldekopf und suchten sich einen freien Tisch. Überall saßen Eltern mit ihren Kindern in mehr oder minder gedrückter Stimmung. Überhaupt schien über diesem Teil des Terminals ein Nebel aus Schwermut, Trauer und langsamem Abschied zu liegen, der alle übrigen Passagiere und Besucher auf Distanz hielt.
    Leonidas sah seinen Vater an, als dieser die Bestellung in das Tischterminal eingab. Dann sah ihn sein Vater direkt an und sagte: „Leo, wir werden uns nun eine ganze Zeit nicht mehr sehen – zumindest nicht von Angesicht zu Angesicht. Du bist jetzt so alt wie ich, als ich von meinem Vater zum Meldekopf gebracht wurde. Ich bin sehr stolz auf dich und ich bin sicher, du wirst dich sehr gut machen.“ Ein rot-golden lackierter Droide brachte die Bestellung und unterbrach damit seinen Vater für einen kurzen Moment.
    „Ab heute bist du Soldat der TDF. Vergiss das nie, mein Sohn. So wie du jetzt hat jeder Falkenberg in jeder Generation seit zwölfhundert Jahren seine Pflicht getan. Du wirst die beste Ausbildung erhalten, die es gibt. Das, was du werden kannst, hängt nur von deinen eigenen Fähigkeiten, deinem Engagement und deinem Ehrgeiz ab. Und von etwas, über das zu wenig gesprochen wird. Von Glück. Fordere dein Glück nie heraus. Bereite dich immer sorgfältig vor, überlasse nie etwas dem Zufall und sei immer vorsichtig. Ich möchte dir etwas geben, von dem ich hoffe, dass du es niemals selbst einmal bekommst.“
    Er griff in seine Tasche und holte einen seiner Orden heraus, die Leonidas schon des Öfteren heimlich angeschaut hatte, da sein Vater sie zwar nicht unter Verschluss hielt, sie aber auch nicht offen liegen ließ und Fragen danach immer aus dem Wege ging. „Das, Leo, ist das Blood Cross. Ich erhielt es dafür, dass ich es unterließ, rechtzeitig den Kopf einzuziehen. Dieses Stückchen Blech ist der Gegenwert für meine Beine und meine Lunge. Selbst mit meinen hervorragenden Prothesen vermisse ich meine Beine jeden Tag. Sieh nur zu, mein Junge, dass du niemals so einen Orden bekommst. Deine Mutter würde es umbringen. Hier, nimm es und behalte es als Erinnerung daran, was passiert, wenn man zu leichtsinnig ist und sich auf sein Glück verlässt, anstatt nachzudenken.
    Und lass dir bloß nichts von Ehre, Tapferkeit und Heldentum erzählen. Hör immer auf deine Vernunft und mache das, was du für richtig
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