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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind
Autoren: Frederike Schmöe
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Falk und machte ihm eine Szene. Er bestand auf seinem Recht, eine Verbindung, mit der er nichts mehr anfangen konnte, zu beenden. Die beiden stritten. Irgendwann war es Falk zu dumm. Er stand auf, legte Geld auf den Tisch und wollte gehen, da sprang Wanjeck von ihrem Stuhl auf und knallte ihm eine. Sie zerkratzte ihm das Gesicht. So erklärt Falk seine Striemen und wie seine DNA unter Wanjecks hübsch manikürten Fingernägeln gelandet ist.«
    Unwillkürlich sah Katinka auf Ljubovs Hände. Auch ihre Nägel waren lackiert, aber nachlässig und unregelmäßig. Der dunkelrote Lack splitterte ab.
    »Dann ging Falk raus, beruhigte sich und trabte nach Hause. Wanjeck wurde wenig später im Parkhaus erwürgt. Die Leiche fand der Wachdienst aber erst am nächsten Morgen, als sie sich wunderten, dass der Wagen noch dort stand. Meiner bescheidenen Meinung nach sollte man eine bessere Security engagieren.«
    Katinka schrieb mit und probierte von dem Tee. Er schmeckte hervorragend, aromatischer als alles, was sie je an Tee getrunken hatte.
    »Wer hat den Streit beobachtet?«
    »Nur die Kellnerin. Falk und Wanjeck saßen trotz des herrlichen Wetters innen im Lokal. Alle anderen Gäste draußen«, sagte Ljubov. »Der rechtsmedizinische Befund sieht so aus: Todeszeitpunkt circa 16 Uhr am Sonntag. Doris Wanjeck wurde erwürgt. Hat aus Nase und Ohren geblutet. Das kommt daher, dass beim Würgegriff die oberflächlich liegenden Halsadern zusammengedrückt werden. Das Blut kann nicht aus dem Kopf abfließen. Deswegen die typische Blaufärbung, man kennt das.« Ljubov riss eine Schachtel ›Nil‹ auf. »Der Mörder hatte Gummihandschuhe an, diese weißen, wie Ärzte sie verwenden. Würgemale sind vorhanden.« Die Anwältin legte die Papiere auf den Schreibtisch. »Rauchen Sie?«
    »Verstehe ich recht«, fragte Katinka, den Kopf schüttelnd, »für Falk spricht, dass er keine DNA-Spuren an seiner Ex hinterlassen hat?«
    »Sie haben nur die Partikel unter Wanjecks Nägeln, und die kommen von Wanjecks Angriff auf Falk. Sagt Falk.«
    Na ja, Angriff, dachte Katinka und leerte ihre Tasse. »Sonst noch Spuren? Fasern von Klamotten?«
    »Bislang keine Ergebnisse. Wanjeck hat sich kaum gewehrt. Ist auch schwierig in dem engen Auto. Sie hat kleine Blutergüsse knapp über dem Knie. Deren Ursache können die Muskelzuckungen sein, die beim Tod durch Ersticken eintreten. Ihr Knie muss irgendwo angestoßen sein. Die Videobänder zeigen, wie das Motorrad mit zugeklebtem Kennzeichen hinter Wanjecks Auto bremst und der Fahrer, unkenntlich durch komplett schwarze Motorradkluft inklusive Helm mit dunklem Visier, die Beifahrertür öffnet und einsteigt. Zwei Minuten später springt er aus dem Wagen und fährt auf seinem Motorrad davon.«
    »Erwürgen kann man sich nicht selbst«, sagte Katinka.
    »Also gehen wir davon aus, dass der unbekannte Easy Rider der Mörder ist«, nickte Ljubov. »Jetzt erzählen Sie!«
    Katinka fasste zusammen, was Falk ihr berichtet hatte, und erwähnte ihren Besuch bei Niedorf.
    »Ich glaube nicht, dass Niedorf so ahnungslos ist. Irgendwie bin ich mir sicher, dass er weiß, wo sein Sohn steckt. Und die ganze Episode hat mit dem PCG zu tun. Ich werde nachher in der Schule vorbeischauen und versuchen, mit Hannes’ Freund Valentin zu sprechen. Übrigens: Ich habe mit Hauptkommissar Uttenreuther über den Fall geredet«, fügte Katinka hinzu.
    »Ein anständiger Kerl«, sagte Ljubov und drückte ihre Zigarette aus, um sich sofort die nächste aus der Schachtel zu angeln. »Keine Selbstverständlichkeit.«
    »Was halten Sie von der verschlüsselten Nachricht?«, fragte Katinka rasch.
    Ljubov hob die Schultern.
    »Unlogisch. Wenn Falk seine Ex loswerden wollte, dann sollte man meinen, er schickt sie ins Jenseits und verduftet. Wozu eine Nachricht hinterlassen und sich damit selbst belasten? Das ist doch an den Haaren herbeigezogen. Es scheint plausibler, dass jemand anderes den Mord ausgeführt hat und ihn Falk unterjubeln will. Noch Tee?«
    Ljubov stand auf, um die Tasse zu füllen. »Wie wollen wir vorgehen?« Mit sachtem Klirren landete die Tasse vor Katinka. »Übrigens: Ich heiße Ljubov.« Sie betonte das O. Etwas Weiches, zart wie der Flügelschlag eines Nachtfalters, klang dem Wort nach. »Das bedeutet Liebe .«
    »Katinka.«
    »In Russland sagen wir Kátinka. Betonen das A!« Ljubov grinste und drückte die Zigarette aus. »Ich arbeite etwas aus. Heute Nachmittag kann ich Falk besuchen. Wenn du es schaffst, etwas aus dem
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