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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind
Autoren: Frederike Schmöe
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Sonntag, um 16 Uhr. Ich wollte, dass du Bescheid weißt.«
    »Danke«, sagte Katinka, stellte den Lautsprecher wieder ab und fügte hinzu: »Sehen wir uns bald mal?« Sie errötete unter Brittas investigativem Blick.
    »Von mir aus gern.« Er zögerte. »Wann hast du gedacht?«
    »Ich rufe bei Gelegenheit an«, sagte Katinka.
    »Gut.« Irrte sie sich, oder schwang da Enttäuschung in seiner Stimme?
    »Dir ist echt nicht zu helfen«, sagte Britta düster, als Katinka die rote Taste gedrückt und das Gespräch beendet hatte. »Da ist jemand, der alles dafür geben würde, mit dir zusammen zu sein, und du bockst.«
    »Quatsch«, wehrte sich Katinka halbherzig.
    »Was ist eigentlich mit dir los? Liebst du ihn nicht?« Britta wartete die Antwort gar nicht ab. »Ich sage dir was: Du liebst ihn, mehr als du jemals einen Mann geliebt hast. Aber du willst es nicht wahrhaben. Schiebst es weg wie einen leergegessenen Teller.« Resolut rückte sie ihr Glas ein Stück beiseite.
    »Er hat angerufen, weil es einen Mord gibt«, sagte Katinka. »Hast du doch mitgehört.«
    »Pah!«, machte Britta. »Er sucht einen Anlass, um sich bei dir in Erinnerung zu bringen. Etwas Unverfängliches.«
    Mord ist höchst verfänglich, wollte Katinka widersprechen, aber im Inneren musste sie Britta recht geben, obwohl sie es ihrer besten Freundin natürlich nie eingestehen würde. Sie und Hardo waren scheu wie Rehkitze, wenn es um ihre Beziehung ging. Vielleicht war da zu viel Angst vor dem Verlassenwerden, vor Enttäuschung und Vertrauensverlust.
    »Also«, sagte Britta, legte Geld auf den Tisch und schulterte ihre riesige Tasche. »Dann mache ich mich mal auf den Weg. Gute Storys lauern zurzeit auch nicht an jeder Straßenecke.«
    »Stopp!«, rief Katinka. »Stimmt das, was du vorhin angedeutet hast? Du hörst auf beim ›Fränkischen Tag‹?«
    »Sehen wir mal«, tat Britta geheimnisvoll. Die Falte über ihrer Nasenwurzel vertiefte sich, eine Veränderung, die Katinka bislang nicht aufgefallen war. »Ciao.«

     
    Katinka schlenderte durch die Lange Straße zu ihrer Detektei. In der Austraße freuten sich die Studenten auf das Semesterende. Ein Trupp schick gekleideter Menschen schritt energisch Richtung Uni. Eine Frau hielt einen selbstgebastelten Doktorhut in der Hand. Die Gruppe plapperte aufgeregt. Die gehen zu einem Rigorosum, dachte Katinka, und feiern den frischgebackenen Doktor. Für einen Augenblick wehte diese leise Sehnsucht heran, nach der Freiheit des Studentenlebens ohne Verantwortung und böse Träume. Die wissenschaftliche Karriere hatte sie vor Jahren aufgegeben, noch bevor sie richtig begonnen hatte. Mit Gremien und Hierarchien, Reformen und Spielchen kam Katinka schlecht zurecht. Freiberufler ist beinahe so gut wie Student, dachte sie und bog in die Hasengasse ein.
    Sie schloss die Tür zu ihrer Detektei auf. Hier stand die Luft. Katinka ließ die Tür offen und schaltete ihren Rechner an. Während sie ihre Mails durchsah, dachte sie an den Mord in der Tiefgarage. Es klang fast wie der Titel eines drögen Drehbuches. Mord in der Tiefgarage, nein, wirklich. Sie löschte ein paar Müllmails und surfte träge durchs Netz. Seit das herrliche Wetter sich austobte, gab es kaum Aufträge.
    Die Tür ging.
    »Grüß Gott. Das ist doch die Privatdetektei?«
    Ein Mann Ende 20 schaute herein. Katinka nickte ihm zu.
    »Nur herein.« Sie stand auf und stellte sich vor.
    »Ja, hallo also. Ich bin Jens Falk.«
    »Bitte.« Sie bot ihm Platz an. »Was zu trinken?«
    »Wenn Sie was Kaltes haben«, antwortete er und lehnte sich zurück. Er trug schmutzige Jeans und ein eng anliegendes T-Shirt mit der Aufschritt ›Roxy Music‹ in Silber. Auf seiner Wange leuchteten ein paar Kratzer. Katinka angelte eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank im Nebenzimmer, schnappte sich mit der anderen Hand zwei Gläser und ging ins Büro zurück.
    »Also, ich habe ein blödes Problem«, begann Falk. »Vielleicht sind Sie das ja gewöhnt. Probleme aller Art. Ich bin Mathelehrer. Mathe und Physik. Referendar. Die erste Hälfte meines Referendariats habe ich in Kulmbach gemacht, jetzt muss ich hier die übrigen Monate durchziehen.«
    Katinka setzte sich hinter ihren Schreibtisch.
    »Welche Schule?«
    »Paul-Celan-Gymnasium«, sagte er und verdrehte die Augen. »Die höhere Schule für die Elite Bambergs! Jedenfalls: Ich werde nicht übernommen. Man hat mir die Verbeamtung glatt unter dem Hintern weggezogen. Und alles kam mit einer ganz komischen Sache. Rede
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