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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind
Autoren: Frederike Schmöe
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Prolog
    Die schwere Tür schlug mit einem metallischen KLANK zu.
    Nervös drehte die Frau sich um. Hier unten brütete die Hitze. Es roch nach Benzin. Die Neonleuchten flackerten.
    Sie war aufgewühlt. Wütend schloss sie ihren Wagen auf. Es tat weh, abserviert zu werden. Tausendmal mehr als die Striemen, die ihre Fingernägel in Jens’ Gesicht hinterlassen hatten. Ihre Wangen brannten vor Zorn. Wie kam sie dazu, sich dermaßen zu erniedrigen? Zuvor hätte sie schwören können, dass sie niemals einen Mann anflehen würde, sie nicht zu verlassen. Nun hatte sie es doch getan und hasste sich dafür. Also hatte er es geschafft und sich eine neue Freundin zugelegt. Diese Trine vorhin war sicher nicht zufällig aufgetaucht!
    Sie fiel auf den Fahrersitz, drehte den Rückspiegel zu sich und starrte in ihr erhitztes Gesicht. Das flammende Rot ihrer Wangen passte nicht zu den apfelsinenfarbenen Haaren. Sie hatte sie gestern frisch färben lassen, schließlich mochte Jens Rothaarige. Er hatte es zumindest einmal behauptet, vor langer Zeit. Aus. Vorbei. Sie konnte die lange Mähne nicht mehr ertragen, bei der Hitze schwitzte sie unter dem Haarschopf. Friseurtermin, dachte sie und angelte ihren Terminkalender aus der Handtasche. Die Woche lag jungfräulich vor ihr. Das Schuljahr war gelaufen, der Notenschluss geschafft. Die wenigen noch nötigen Unterrichtsvorbereitungen würden ihr flott von der Hand gehen. An jedem einzelnen Nachmittag könnte sie etwas unternehmen, was ihr guttat. Kosmetikerin, Hainbad, Friseur. Das hochsommerliche Wetter sollte anhalten, was ihren Bedürfnissen sehr entgegenkam. Doris Wanjeck stellte den Rückspiegel zurecht. Sie hätte nicht gedacht, dass so schnell wieder eine Frau auf ihn hereinfallen würde.
    Am anderen Ende des Decks wurde ein Motorrad angelassen. Das Knattern hallte zwischen den Betonwänden wider. Sie schlug die Tür zu und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Plötzlich erschien ihr die Luft unerträglich stickig. Es wurde Zeit, dass sie ans Tageslicht kam. Sie ließ die Kupplung kommen.
    Das Motorrad schoss heran. Bremste und stoppte genau hinter ihrem Wagen. Doris Wanjeck schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. Noch so ein Exemplar von einem Knallkopf würde ihr nicht den Tag vergällen. Die Hand schon am Türöffner, fuhr sie zusammen. Der Motorradfahrer riss die Beifahrertür auf und stieg bei ihr ein. Er trug einen Helm mit schwarzem Visier. Seine Hände legten sich um ihren Hals.
    »Jens?«, krächzte sie. Sie wehrte sich nicht einmal mehr zwei Minuten.

     

1. Jens und Charly

     
    Ihr Handy klingelte mitten hinein in eine Diskussion, die Privatdetektivin Katinka Palfy an diesem heißen Nachmittag im Juli am liebsten nicht geführt hätte.
    »Das ist Hardo.«
    »Super«, sagte Britta Beerenstrauch und grinste. »Wie bestellt. Sprich Klartext.«
    Katinka warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Im vergangenen Herbst hatte sich ihr langjähriger Freund Tom von ihr getrennt. Er war aus ihrem Leben geplumpst, als habe es ihn nie gegeben. Nicht allein der Abschied von Tom war am Anfang grauenvoll und schmerzhaft gewesen. Beinahe ebenso schlimm fand Katinka, dass Tom den Kater mitgenommen hatte. Zwar hatte Vishnu, der Rotgetigerte, von jeher eine deutliche Vorliebe für Tom gezeigt. Dennoch tat es weh, zwei Vertraute auf einmal zu verlieren.
    Katinka und Kriminalhauptkommissar Harduin Uttenreuther, genannt Hardo, hatten zur gleichen Zeit eine schüchterne, von langen Unterbrechungen geprägte Annäherungsphase begonnen. Britta hatte nichts anderes im Sinn, als sie zu drängen, in Sachen Liebe endlich Nägel mit Köpfen zu machen.
    »Hallo Hardo«, nahm Katinka das Gespräch an. Ihre Stimme bebte immer ein wenig, wenn er anrief.
    »Wie geht’s?«, fragte Hardo beiläufig.
    »Alles im grünen Bereich.«
    Britta schnitt eine Grimasse und bedeutete Katinka, den Lautsprecher einzuschalten. Katinka zeigte ihr einen Vogel.
    »Schlimme Neuigkeiten«, sagte Hardo. »Ein Mord in der Tiefgarage Eichwörth.«
    Katinka drückte nun doch auf ›laut‹.
    »Doris Wanjeck, Lehrerin am Paul-Celan-Gymnasium«, fuhr der Kommissar fort. »Sie wurde erwürgt. Gestern Nachmittag.«
    »Tiefgaragen sind gute Orte für Ermittler. Was ist mit den Videobändern?«
    »Sind von lausiger Qualität und zeigen einen Kauz in schwarzer Motorradkluft mit Helm und schwarzem Visier.«
    »Ach du Schreck.«
    »Tja«, sagte Hardo, »laut rechtsmedizinischem Erstbefund liegt die Todeszeit bei gestern, also
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