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Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen
Autoren: L. E. Modesitt
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I
     
    D er Junge starrt das kirschrot glühende Stück Eisen an, das der Schmied mit der Greifzange hält.
    Der Mann, drahtig, klein und gedrungen und überhaupt nicht so gebaut, wie man sich einen Schmied gemeinhin vorstellt, hebt die Zange und wirft einen Blick zu dem Jungen. »Das ist heiß genug, um Stürme und Zauberer an sich zu schmieden, mein Junge. Stark genug, um Riesen im Bann zu halten, wie Nylan die Lichtdämonen für Ryba gebannt hat …« Der Schweiß läuft ihm trotz des kühlenden Windes, der durch die Schmiede fährt, in kleinen Rinnsalen von der Stirn. »Eisen … Eisen liegt im Herzen von Recluce. Deshalb ist Recluce auch ein so wichtiger Hort der Ordnung.«
    »Die Geschichte über Nylan ist nicht wahr. Die Lichtdämonen waren da schon fort«, antwortet der Junge mit klarer, aber leiser Stimme. Das schmale, ernste Gesicht zeigt kein Lächeln. »Und Riesen gibt es auch keine mehr.«
    »Die gibt es nicht mehr«, stimmt der Schmied zu. »Aber wenn es noch welche gäbe, dann wäre dieses Eisen das rechte Zeug, um sie im Bann zu halten.« Er macht sich wieder an die Arbeit. »Und Schwarzes Eisen, das kann auch die mächtigsten der Weißen Magier aufhalten. So ist es schon seit Nylans Zeiten.«
    »Die mächtigsten Weißen Magier? Die waren lange nicht so mächtig wie der Gründer.«
    »Nein«, erwidert der Schmied, »aber das ist ja auch schon lange her. Heutzutage hecken sie in Fairhaven immer neue dämonische Pläne aus. Wart’s nur ab, du wirst schon sehen.« Er hebt den Hammer. »Dann werden die Schwarzen Brüder den Schwarzen Stahl brauchen … selbst wenn ich einen Ordnungs-Meister brauche, der mir beim Schmieden hilft und …«
    Kling … kling. Der Hammer fällt auf das Metall nieder, das von der Greifzange auf dem Amboss an der richtigen Stelle gehalten wird, und die hallenden Schläge übertönen seine letzten Worte.
    Der Junge mit dem ernsten Gesicht, dessen rote Haare heller leuchten als das abkühlende Metall, nickt und runzelt die Stirn.
    »Dorrin, ich bin jetzt fertig. Wo steckst du?« Der Ruf eines Mädchens, draußen vor der Schmiede wahrscheinlich energisch und laut, dringt gerade eben zwischen den Hammerschlägen durch.
    »Guten Tag noch, Ser«, sagt der rothaarige Junge höflich, bevor er aus der Schmiede heraus ins Sonnenlicht läuft.
    Der Schmied schüttelt den Kopf und fährt fort, mit sicherer Hand den Hammer zu heben und das Metall zu bearbeiten.

 
II
     
    D er rothaarige Junge blättert die Seiten des dicken Buchs durch, die Augen wandern von Zeile zu Zeile und von Seite zu Seite. Er bemerkt nicht, dass er vom Bogengang aus beobachtet wird.
    »Was liest du da?«
    »Nichts weiter.« Er versucht sich rasch eine gute Ausrede zurechtzulegen. »Nur ein altes Werk über Naturphilosophie«, fügt er eilig hinzu.
    »Doch wohl nicht wieder über eines dieser alten, mechanischen Geräte, was?« fragt der große Mann.
    »Doch, Vater«, antwortet Dorrin seufzend und wartet ergeben auf die Strafpredigt.
    Aber sein Vater beschränkt sich darauf, laut zu schnaufen. »Stell es ins Regal zurück und lass uns mit deinen Studien fortfahren.«
    Nachdem er das schwere Buch ins Regal gestellt hat, wendet Dorrin sich dem großen, hageren Mann zu und fragt: »Warum bauen wir nicht einige der Maschinen, die in den Büchern beschrieben werden?«
    »Welche denn?« Der große, schwarz gekleidete Mann weicht seinem Sohn aus und geht zur überdachten Veranda hinter der Bibliothek.
    Dorrin dreht sich um und folgt ihm. »Wie wäre es mit der Heißwassermaschine?«
    »Heißes Wasser ist Dampf.« Der Schwarze Magier schüttelt den Kopf. »Was würde passieren, wenn die Chaos-Energie im kalten Wasser freigesetzt wird?« Der Magier setzt sich auf den hohen Hocker mit der kurzen Lehne.
    »Es würde nicht funktionieren. Aber …«
    »Das reicht, Dorrin. Es gibt gute Gründe dafür, dass wir diese Maschinen nicht benutzen. Es ist leicht möglich, dass eine solche Maschine vom Chaos zerstört wird. Manche erfordern sogar die ständige Aufmerksamkeit eines Chaos-Magiers, und du kannst dir sicher vorstellen, dass dies hier auf Recluce keine besonders gute Idee wäre, nicht wahr?«
    Dorrin nickt stumm und setzt sich seinem Vater gegenüber auf den zweiten Hocker ohne Lehne. Er hört diesen Vortrag nicht zum ersten Mal.
    »Wir arbeiten mit der Natur, Dorrin, nicht gegen sie. Das ist die Basis der Ordnung und das Fundament, auf dem Recluce beruht.« Der Magier hält inne. »Und nun sage mir, wie vor Landende die
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