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Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen
Autoren: L. E. Modesitt
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nutzlosen Wissens und der unnötigen Gewalt bezeichnet. Später wurde dann einfach die Akademie daraus.«
    Sie steigen zwei breite Steinstufen zu einer kleinen, überdachten Veranda hinauf. Kadara beißt sich auf die Lippen und schaut kurz zu ihrem Vater und Oran, bevor sie Dorrin ansieht. Hegl bleibt stehen und tritt unruhig von einem Bein aufs andere.
    »Vielleicht können sie mich ja lehren, mit dem Schwert zu kämpfen«, sagt sie leise.
    Oran öffnet die dunkle Eichentür und hält sie auf. Die drei anderen bleiben jedoch auf den großen, flachen Steinen der Veranda stehen und machen keine Anstalten, das Gebäude zu betreten. Schließlich zuckt Dorrin mit den Achseln und geht als erster hinein. Eine weißhaarige, muskulöse Frau, die ein wenig kleiner ist als Dorrin, taucht auf der anderen Seite der weiten Haupthalle auf.
    »Seid gegrüßt.« Trotz des strengen Gesichts, das das Alter der Frau nicht preisgibt, klingt die Stimme melodisch.
    »Seid gegrüßt«, antwortet Dorrin ihr nickend.
    »Seid gegrüßt, Magistra«, sagt Oran.
    »Nun übertreibe es nicht. Für dich bin ich immer noch Lortren«, gibt die schwarz gekleidete Frau zurück. »Du weißt doch, was ich von solchen Titeln halte, wenn Erwachsene untereinander reden.«
    Oran neigt leicht den Kopf. »Dies ist mein Sohn Dorrin, und das ist Kadara, die Tochter Hegls.«
    »Lasst uns ins Studierzimmer gehen.« Lortren dreht sich um und verschwindet wieder durch die Tür.
    Hegl blickt fragend zu Oran, der Lortren folgt. Dorrin und Kadara bilden den Abschluss.
    »Ich glaube, ich mag sie«, haucht Kadara.
    »Und wenn schon.« Als sie den nächsten Raum betreten, bemerkt Dorrin zuerst die zahlreichen freistehenden Regale, die mit Büchern vollgestopft sind -Tausende von Büchern müssen es sein, überlegt er, während sie durch einen schmalen Gang rechts neben den Regalen laufen. Etwa dreißig Ellen weiter enden die Regale, und sie treten in einen abgetrennten Bereich, wo drei Tische stehen. Auf dem Ecktisch, der zwischen zwei Fenstern steht, sind zwei abgedeckte Kannen zu sehen, aus denen ein wenig Dampf entweicht, daneben sind Brötchen auf einem Tablett gestapelt. Sechs Stühle stehen rings um den Tisch herum.
    Dorrins Magen knurrt. Hoffentlich nicht so laut, dass man es hört, denkt er. Das Mittagsmahl liegt schon einige Zeit zurück.
    »Setzt euch, wohin ihr wollt«, sagt die Magistra.
    Dorrin wartet, bis sein Vater und Hegl ihre Plätze gewählt haben, dann blickt er zu Kadara und bietet ihr den Stuhl an, vor dem er steht. Sie schüttelt den Kopf und setzt sich neben ihren Vater. Dorrin setzt sich neben seinen Vater, so dass zwischen ihm und dem Schmied ein Platz frei bleibt.
    Lortren nickt zu den Kannen hin. »Heißer Apfelwein oder Tee. Bedient euch.«
    Als Oran die Teekanne hebt, räuspert Lortren sich leise. »Manche Leute nennen dies hier die Akademie des nutzlosen Wissens und der unnötigen Gewalt … oder auch die Schule für Spiegelfechterei und Schwertkampf. Aus der Sicht der meisten Menschen, die auf Recluce leben, trifft diese Beschreibung vielleicht sogar zu. Wir sind bemüht, die Schüler jenes Verständnis zu lehren, das hinter dem Wissen ruht, und denen, die das Verständnis gewinnen, zeigen wir den Gebrauch von Waffen. Wie sich immer wieder zeigt, ist beides notwendig.« Sie sieht Dorrin an. »Weißt du den Grund?«
    »Nein, Magistra.«
    »Ich will dich nicht zwingen, darauf zu antworten. Dazu kommen wir später noch. Die einfachste Antwort ist die, dass man, wenn man lernt, wie die Dinge funktionieren, gewöhnlich die Menschen verärgert. Das gilt besonders für Orte wie Nordla und Candar. Die Menschen, die verärgert sind, lassen es meist an denen aus, die sie verärgert haben. Es ist hilfreich, wenn man sich zu schützen weiß.« Ihre schwarzen Augen funkeln einen Moment lang.
    »Ihr sprecht über eine Reise nach Candar?« fragt Hegl zögernd.
    »Die meisten, die hier lernen, gehen eine Zeitlang nach Candar oder Nordla, manche sogar nach Hamor, gewöhnlich nach Afrit.«
    »Und warum?« fragt Oran beiläufig, als wisse er die Antwort bereits und wolle nur ein Stichwort geben.
    »Weil die Unterweisung allein für diejenigen niemals ausreicht, die Schwierigkeiten haben, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind.«
    Hegl schluckt und nickt. Auch Kadara nickt, aber Dorrin runzelt die Stirn und fragt sich, ob die Akademie am Ende nichts weiter ist als eine Schule, die Unruhestifter aufs Exil vorbereitet. Er behält diesen Gedanken allerdings für
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