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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind
Autoren: Frederike Schmöe
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Hat Hardo wirklich Schwierigkeiten bekommen?«
    »Es war heikel, aber ich glaube nicht, dass daraus eine Staatsaffäre wird. Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Das muss auch der Chef kapieren.«
    Britta studierte die Eiskarte.
    »Wer hat dich in Fürstenfeldbruck angegriffen?«
    »Vermutlich der Kerl, den Kazulé mir hinterhergeschickt hat.«
    »Den Kazulé dir vermutlich hinterhergeschickt hat«, korrigierte Britta.
    Katinka stöhnte. Genau da lag der Hase im Pfeffer. Der Fall bestand aus Vermutungen.
    »Wenigstens haben wir den Kapuzenmann identifiziert«, sagte sie. »Hardos Leute haben es geschafft. Es war Wollmütze, der Junkie aus dem Boxklub. Er lieh sich den Opel seines Kumpels. Die Ermittler haben nur ein kleines bisschen gebohrt, da ist er eingeknickt.« Das wusste Katinka von Sabine Kerschensteiner, die inzwischen Polizeiobermeisterin geworden war. Sie hatte Katinka zu einer kleinen Feier in der Polizeidirektion eingeladen, aber Katinka vermied alle Anlässe, bei denen sie Hardo begegnen könnte.
    »Ist nicht verboten, Spanner zu spielen«, warf Britta ein.
    »Wollmütze hat andere Probleme«, sagte Katinka. Sie konnte vor lauter Problemen den wolkenverhangenen Himmel kaum noch sehen. Immer noch war unklar, ob der Prozess damals in Kulmbach die Szenerie eines abgekarteten Spiels zwischen Kazulé und Kaminsky gewesen war. Die Wiederaufnahme des Verfahrens stand noch in den Sternen. Auch Rita blieb standfest, und solange sie nicht gestand, wurde der Mord an Wanjeck nicht geklärt. Sie hatte sich kein Motorrad gemietet, um am 16. Juli, an dem Doris Wanjeck umgebracht worden war, nach Bamberg zu fahren, aber mit ihrer eigenen Maschine war sie auch nicht gefahren. Die Polizei hatte ihr gesamtes Umfeld aus den Angeln gehoben, aber keine Hinweise auf Freunde oder Bekannte gefunden, die ihr ein Motorrad hätten ausleihen können. Irgendwie wirkte die Motorradsache eigenartig. Wie ein Zufall, dem man misstraute, ohne Gründe zu haben. Zwei Motorräder der gleichen Marke, der gleichen Serie aber unterschiedlichen Typs …
    Katinka hatte den Eindruck, der Mord an Wanjeck war ein Versehen gewesen. Als sei Rita die Hand ausgerutscht. Nur so klang es plausibel. Rita hatte sich seit dem Missbrauch Härte antrainiert, hatte nie jemanden gefunden, dem sie Vertrauen schenken konnte.
    »Ich reime es mir so zusammen«, sagte Katinka. »Wanjeck und Falk streiten. Rita beobachtet die beiden. Wanjeck knallt Falk eine und stürmt aus der Kneipe. Da steht Rita, sie ist überrumpelt. Wanjeck erkennt Rita wieder. Immerhin hat Rita Falk von der Schule abgeholt, mindestens einmal, vielleicht öfter. Rita wiederum hat Bedenken, dass Falk seiner Ex etwas erzählt haben könnte von den Plänen, Kazulé und Kaminsky hochgehen zu lassen. Sie folgt Wanjeck zum Parkhaus. Sie überklebt ihr Nummernschild mit Paketband und …«
    Britta verzog das Gesicht.
    »Das ist Konfabulation.«
    »Aber es könnte so gewesen sein. Leider hat die Polizei nichts in der Hand.« Auch das hatte sie von Sabine gehört, die ihr im Übrigen bestätigt hatte, dass die bei Wanjeck gefundene Chiffre ein Fake war. »Rita muss nur durchhalten. Dann kann ihr nichts geschehen.«
    Rita war außerordentlich geschickt vorgegangen. Katinka wäre misstrauisch geworden, wenn Rita bei der ersten Kontaktaufnahme abgeblockt hätte. Deshalb hatte sie so offenherzig getan! Sie hatte mit Katinkas Sympathie gerechnet – und sie bekommen. Mit allen Wassern ist sie gewaschen, dachte Katinka. Und trotzdem tödlich einsam. Wie ich.
    »Ich könnte doch noch nach Libyen mitfahren«, murmelte sie. »Von Recken hat mich angerufen. Sie mussten den Abflug auf den 15. verschieben, weil sie mit ihrem Computerprogramm noch nicht fertig sind.«
    »Hör schon auf! Von Recken, dieser Nobody, diese Testosteronbeule … Übernimmst du jetzt meine Wohnung?«
    Katinka zuckte die Schultern.
    »Entscheide dich mal für etwas, Katinka. Egal wofür! Geh einen Schritt, dann wird der nächste folgen!«
    »Lass mich. Ich bin noch nicht so weit.«
    »Was ist mit dir und Hardo?«, bohrte Britta.
    »Wir haben uns seit … seit dem nicht mehr gesehen.«
    »Was für ein Irrsinn. Warum tust du dir das an? Und warum ihm?«
    »Es kann nicht gut gehen«, sagte Katinka düster.
    »Warum denn nicht, verdammt noch mal.« Britta wurde sehr laut.
    »Ich habe die letzte Beziehung an die Wand gefahren. Ich habe Angst, dass es jetzt wieder so ist. Ich will nicht als Hardos Sofakissen enden.«
    »Wie kommst du nur
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