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Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman
Autoren: Aufbau
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merkwürdig, wie deutlich man das Totenglöcklein einer Beziehung vernehmen kann, wenn man nur richtig hinhört. An den Leichnam meiner ersten Ehe hatte ich mich noch monatelang geklammert. So etwas wollte ich nicht wieder erleben. Als könnte ich in eine Kristallkugel schauen, sah ich es kommen: Er würde mich besuchen, wir würden reden, er würde sich aufregen, ich in Tränen ausbrechen, und dann wäre es vorbei. Ohne böse Worte und ohne Verletzungen. Zumindest wäre ich nicht in einer fremden Stadt ohne Freunde und ohne Job, wenn es passieren sollte. Dann besser so, wie es sich jetzt anzubahnen schien.
    Ich ging zur Hintertür, ließ Belle herein und nahm mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Als ich an dem Koffer vorbeiging, in dem die bunten T-Shirts, Badetücher und der Badeanzug lagen, gab ich ihm einen Tritt. Dann brach ich in Tränen aus.

2. KAPITEL
    DER TOD UND DIE DIVEN
    Am nächsten Morgen, dem ersten Tag des neuen Schuljahres, rollte ich um sieben Uhr, eineinhalb Stunden vor Unterrichtsbeginn, auf den Parkplatz unserer Schule. Ich genoss es, so früh an Ort und Stelle zu sein. Da konnte ich mir auf dem Lehrerparkplatz, der von großen Eichen überschattet war, die beste Lücke aussuchen. Für ein schattiges Plätzchen nimmt man im August jede Menge Vogelkot in Kauf. Außerdem brauchte ich die relative Ruhe, bevor die meisten Schüler und Lehrer eintrafen. Auf dem Weg zu meinem Klassenraum nahm ich mir stets Zeit für einen kleinen Schwatz mit meiner Freundin Maria Santos, die Larrys Sekretärin war und meist besser wusste, was an der Schule vorging, als der Direktor selbst. Dann schaute ich in der Regel im Sprachlabor vorbei, wo meine Freundin Laura Esperanza ihren Platz hatte, eine weitere Frühaufsteherin, die immer für einen kleinen Klatsch zu haben war. Erst danach suchte ich mein Klassenzimmer auf, wo ich vom Vortag übriggebliebene Arbeiten korrigierte oder Schülern beim Abschluss ihrer Hausaufgaben half. Am ersten Schultag fiel all das natürlich nicht an, aber so hatte ich etwas mehr Zeit für das Wiedersehen mit meinen Freundinnen.
    Schon als mein Auto mit knirschenden Reifen auf dem Parkplatz ausrollte, sah ich, dass etwas nicht stimmte. Eine kleine Gruppe Schüler drängte sich vor dem Tennisraum zusammen, der in einem der Container in der Nähe der Tennisplätze untergebracht war. Er diente als Aufbewahrungsort für das Gerät und als kleines Büro. Um diese Tageszeit konnten Schüler dort höchstens ihre Schläger ablegen, weil sie für die Spinde im Unterrichtsgebäude zu sperrig waren. Aber da sich dort jetzt gleich fünf von ihnen eng zusammendrängten und eines der Mädchen sogar zu schluchzen schien, bedeutete das Ärger. Als die jungen Leute meinen Wagen erblickten, rannten mir zwei von ihnen, heftig gestikulierend, direkt in den Weg. Ich trat auf die Bremse, und mein kleiner Honda Civic kam mit einem Quietschen zum Stehen. Erbost öffnete ich die Tür.
    »Was soll denn das? Ich hätte Sie glatt überfahren können!«
    Sie hörten mir gar nicht zu.
    »Ms. Shore, kommen Sie, schnell!«, rief ein dunkelhaariger Junge namens Dillon Andrews, den ich im letzten Jahr in der Klasse für amerikanische Geschichte gehabt hatte.
    Ein größerer Schüler, blond und hager, fügte hinzu: »Der Trainer!«
    Furcht ist ansteckender als jeder Virus. Ich brauchte kaum fünf Sekunden von meinem Wagen bis zur offenen Tür des Containers. Aber die genügten, dass eine diffuse Angst mir den Mund trockenmachte und sich mein Magen zusammenkrampfte. Ich wusste nicht, was mich erwartete, auf alle Fälle nichts Gutes.
    Damit sollte ich recht behalten. Und auch wieder nicht. Denn von einem umgestürzten Korb mit Tennisbällen abgesehen, fand ich den Raum fast unheimlich gutaufgeräumt. An den Wänden Metallregale, wo Handtücher, Büchsen mit Tennisbällen und Getränkekisten mit Flaschen voller Wasser und Sportgetränken exakt einsortiert waren. In einem handgefertigten Ständer steckte ein halbes Dutzend betagter Tennisschläger, in eine Ecke duckte sich ein alter Schreibtisch,auf dem nichts stand als eine kleine Messinglampe und ein leerer Posteingangskorb aus schwarzem Plastik. Nachdem ich zwei Schritte weitergegangen war und um die Regale herumschauen konnte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Das Einzige nicht Normale waren die überall verstreuten Tennisbälle und Fred.
    Er lag am Boden, und schon aus der Entfernung konnte ich sehen, dass er tot war. Ich stürzte zu ihm, wobei ich bei jedem Schritt
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