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Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Spiel Satz Tod - Kriminalroman

Titel: Spiel Satz Tod - Kriminalroman
Autoren: Aufbau
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Tennisbälle beiseitekicken musste, und kniete mich neben ihm nieder. Der arme alte Fred. Da lag er nun auf dem Rücken, die Beine ein wenig zur Seite gedreht und die Arme weitausgebreitet. Ich wollte ihm den Puls fühlen, aber als ich seine Hand berührte, spürte ich, dass sie bereits eiskalt und steif war. Ich wischte meine Finger am T-Shirt ab, nicht so sehr, weil ich den Leichnam angefasst hatte, sondern weil mich fröstelte.
    Ich schaute mich um. Freds Augen starrten blind zur Decke, bereits von einem seltsamen, milchigen Schleier überzogen. An seinem Kinn neben dem linken Mundwinkel war ein großer Bluterguss zu sehen, und die blasse Haut war leicht aufgeplatzt. In der Nähe einer Hand lag ein weißer Tennisballkorb aus Plastik, wie er sie regelmäßig im Ausverkauf bei Wal-Mart für zehn Dollar das Stück erstand und aus der eigenen Tasche bezahlte. Ich weiß nicht, warum gerade dieser Gedanke mir die Tränen in die Augen trieb. Ich musste heftig zwinkern, als ich mich wieder erhob.
    Nun wandte ich mich den Schülern zu, die an der Tür standen wie junge Rehe, bereit, jeden Moment die Flucht zu ergreifen.
    »Habt ihr schon die 911 angerufen?«, fragte ich.
    Das hatten sie offenbar noch nicht getan. Wie durch einen Zaubertrick hatten alle fünf gleichzeitig ihre Mobiltelefonein der Hand. »Bitte nur einer«, rief ich und bestimmte den Jungen, den ich kannte. »Dillon, Sie machen das. Und Sie« – ich wies auf das Mädchen, das inzwischen nicht mehr schluchzte, – »wie heißen Sie?«
    »Brittany. Brittany Smith.« Ihre Stimme klang angespannt und schrill; sie wollte wohl nicht wieder zu weinen anfangen. Das gefiel mir.
    »Gut, Brittany. Hier ist mein Autoschlüssel. Fahren Sie bitte meinen Wagen auf den Lehrerparkplatz und kommen danach wieder her. Wir müssen Platz für den Rettungswagen schaffen.«
    Sie eilte davon. Ich verließ den Container und schloss die Tür. Dann wandte ich mich an den großen Blonden, der etwas abseits von den anderen stand.
    »Und wie ist Ihr Name?«, fragte ich ihn.
    Er starrte mich einen Moment an, als müsste er sich erst erinnern. Schließlich sagte er: »Eric, Ma’am. Eric Richards.«
    Ich war also jetzt Ma’am. Na, so was. Sicher war er neu. Dann erst fiel mir sein Nachname auf. War das nicht der Sohn des aggressiven Kerls von gestern? Ich schaute ihn mir genauer an, konnte aber keinerlei Ähnlichkeit feststellen. Der Junge hatte lange, schlaksige Gliedmaßen, wie man sie bei den besten Tennisspielern findet, war spindeldürr und hatte so gar nichts von seinem Vater, der schon durch seine Körpermasse furchteinflößend wirkte.
    »Eric, Sie wissen doch, wo das Sekretariat ist.«
    »Ja, Ma’am.«
    »Gut. Laufen Sie bitte dorthin, machen Mr. Gonzales oder Mrs. Santos ausfindig und teilen ihnen mit, was passiert ist. Dann kommen Sie wieder zurück, okay?«
    Er rannte los wie der Blitz, das goldblonde Haar glänzte in der Morgensonne, die langen Beine flogen. Als ich laufen gesagt hatte, war das nicht wörtlich gemeint, aber dem Jungen schadete es sicher nichts. Dillon hatte inzwischen seinen Anruf erledigt, die verbliebenen Schüler schauten mich an und erwarteten weitere Anweisungen. Das Problem war, dass ich selbst nicht wusste, was ich jetzt noch tun konnte, außer auf den Rettungswagen zu warten.
    »Wer von euch hat ihn gefunden?«, fragte ich. Das tat ich mehr, um überhaupt etwas zu sagen, als aus wirklichem Interesse.
    Das Mädchen mit den verweinten Augen hob den Arm wie ein erschöpftes Vögelchen, ließ ihn wieder sinken und brach erneut in Tränen aus.
    »Sie kenne ich doch, sind Sie nicht Melody Mills’ Schwester?«
    Sie nickte unter Tränen. »McKenzie«, flüsterte sie dabei.
    Ihr lief die Nase, und ihr Gesicht war rot und geschwollen. Sie sah so schlimm aus, wie ein Teenager in solcher Lage nur aussehen konnte. Aber dass der Junge neben ihr sie immer noch um die Schultern gefasst hielt, sagte mir, dass dieses Mädchen unter normalen Umständen wahrscheinlich bildhübsch war.
    »Melody hatte letztes Jahr bei mir Weltgeschichte«, fuhr ich fort, während sie schluckte und schniefte.
    Das Gespräch schien sie ein wenig zu beruhigen. Inzwischen kam Brittany mit meinem Autoschlüssel und meiner Handtasche zurück. Ich dankte dem umsichtigen Mädchen, zog ein Päckchen Taschentücher hervor und hielt es McKenzie hin. Sie nahm zwei heraus und barg ihr Gesicht darin. Ich wartete einen Moment und legte ihr dann die Hand auf die Schulter.
    »McKenzie, als Sie in dem
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