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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel
Autoren: Andreas Franz
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brauchen nur ja zu sagen, und ich werde alles Weitere in
die Wege leiten. Schon in wenigen Tagen können Sie in Berlin
sein, vorausgesetzt, Sie wollen das.«
    »So schnell? Natürlich würde ich gerne, aber ...«
    »Was aber? Wahrscheinlich möchten Sie wissen, worin Ihre
Gegenleistung besteht. Nun, es gibt keine. Sie müssen sich lediglich
einer medizinischen Untersuchung unterziehen, das ist
alles. Ich brauche nur anzurufen, und Sie können gleich zum
Arzt gehen.«
    Larissa fühlte sich etwas überrumpelt und sah ihre Professorin
noch einen Tick misstrauischer an. Bisher war alles, was sie in
St. Petersburg gemacht hatte, mit Bedingungen verbunden, nur
ausgerechnet diesmal nicht? Aber die ihr gegenübersitzende
Frau, die sie seit nunmehr gut zwei Semestern kannte und vor
allem schätzte, lächelte sie nur an, aufmunternd und Hoffnung
gebend.
    »Überlegen Sie nicht zu lange, denn die Familie, die sich an
mich gewandt hat, sucht wirklich sehr dringend eine Haushaltshilfe
und jemanden, der die Kinder beaufsichtigt, wenn
die Eltern einmal weggehen wollen. Es sind Arbeiten, die Sie
sehr gut mit Ihrem Studium verbinden können. Sie wohnen
umsonst, bekommen ein großzügiges Taschengeld und Kleidung
und vielleicht noch die eine oder andere Zuwendung.
Aber ich will Sie zu nichts drängen. Nehmen Sie ein paar
Minuten auf dem Gang Platz und überlegen Sie es sich, ich
muss dringend ein Telefonat führen. Lassen Sie sich das Angebot
durch den Kopf gehen, und glauben Sie mir, ich verliere
Sie nur sehr ungern, aber ich will wirklich nur Ihr Bestes.
Sie werden es zu etwas ganz Großem bringen, das verspreche
ich Ihnen. Ihre Bilder werden eines Tages in den
größten und berühmtesten Galerien hängen. Bei Ihrem Talent.
«
    Larissa nickte, erhob sich und ging nach draußen. In ihrem
Kopf drehte sich ein Karussell. Sie war mit einem Mal mit etwas
konfrontiert worden, das sie in ihren kühnsten und verwegensten
Träumen nicht geträumt hätte. Deutschland, ein Land,
über das sie immer nur Gutes gehört hatte. Aber Deutschland
war weit weg, noch viel weiter weg von ihren Eltern, als sie
jetzt schon war. Doch wenn sie nach Deutschland ging, würde
sie nicht mehr mit fremden Männern schlafen müssen, sie würde
keine Gewalt mehr erleben, sie würde ihr Studium beenden
und es eines Tages geschafft haben, wie ihr Lehrer schon vor
Jahren prophezeit hatte.
    Nach etwa zehn Minuten wurde sie wieder in das Büro der
Professorin gebeten.
    »Und, sind Sie zu einem Entschluss gekommen?«
    »Ich würde Ihr Angebot gerne annehmen«, antwortete Larissa
leise, obwohl sie lieber noch etwas mehr Bedenkzeit gehabt
hätte.
    »Höre ich da einen kleinen Zweifel in Ihrer Stimme?«
    »Nein, es ist nur, dass ich überhaupt keine Gelegenheit habe,
mich von meinen Eltern zu verabschieden. Sie haben kein Telefon,
und ein Brief dauert lang ...«
    »Wenn Sie in Berlin sind, schreiben Sie ihnen von dort. Ich
wollte Sie sowieso dringend darum bitten, mit niemandem
über unser Gespräch zu reden. Sie wissen ja, die Neider sind
überall. Und Ihre Eltern würden sich auch nur unnötige Sorgen
machen, wenn sie schon jetzt von Ihrer Entscheidung erführen.
Glauben Sie mir, es ist besser, wenn Sie fahren und ihnen
schreiben, sobald Sie in Berlin angekommen sind.«
    »Und wie komme ich dorthin?«
    »Sie fahren mit dem Schiff und dann weiter mit dem Auto.
Aber das wird man Ihnen alles noch erklären. Vertrauen Sie
mir einfach.«
    »Und was ist mit Papieren?«
    »Auch das wird ganz unbürokratisch geregelt. Wir haben ein
Abkommen mit den deutschen Behörden. Wir leben schließlich
nicht mehr in der Sowjetunion, sondern in einem freien
Land, das in der ganzen Welt angesehen ist«, antwortete sie mit
einem warmen und weichen Lachen. »Wie gesagt, vertrauen Sie
mir einfach. Soll ich den Arzt anrufen?«
    Larissa nickte. Das Telefonat war nach kaum einer Minute beendet.
»Hier ist die Adresse, es sind nur ein paar Minuten zu Fuß. Die
Untersuchung wird ein wenig dauern, aber Sie haben ja Zeit.
    Alles Gute und viel Glück.«
    Larissa nahm den Zettel, verabschiedete sich von ihrer Professorin
und ging zu der angegebenen Adresse. Die Untersuchung
dauerte über vier Stunden, bis der Arzt ihr mitteilte, dass sie
kerngesund sei und bedenkenlos nach Deutschland fahren
könne. Zum Abschluss sagte er, dass in zwei Stunden eine Frau
bei ihr vorbeikomme, um ihr letzte Instruktionen zu erteilen.
Die Frau, die sich nur mit
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