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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel
Autoren: Andreas Franz
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erhellt wurde, standen
zwei Männer und zwei Frauen, von denen eine Larissa nur
zu gut kannte - ihre Professorin, in deren Augen jetzt aber
nichts Gütiges und Mütterliches mehr war. Sie runzelte lediglich
die Stirn, als Larissa sie hilflos und fragend ansah. Rund
um die Wände waren Liegen aufgestellt, in der Mitte des kalten
Stahlwürfels war ein Tisch mit gefüllten Gläsern darauf. Die
andere Frau sagte, dass jeder ein Glas mit der klaren Flüssigkeit
trinken solle, es erleichtere die Reise. Als eine junge Frau, fast
noch ein Mädchen, sich weigerte und fragte, was das für ein Getränk sei, wurde sie nur angeherrscht, dies sei nicht der geeignete
Ort, um Fragen zu stellen. Nachdem jeder sein Glas
leergetrunken hatte, wurden sie in unmissverständlichem Befehlston
gebeten, sich auf eine der Liegen zu legen. Larissa
wurde wie allen andern auch erst etwas schwindlig, schließlich
drehte sich alles um sie. Sie bekam kaum noch mit, wie die
Frauen den Container verließen, die Männer jedoch blieben.
Die Stahltür wurde mit einem lauten Knall zugeschoben und
von innen verriegelt. Larissa spürte nur noch, wie ihr etwas in
die Armvene injiziert wurde. Sie schlief ein.
     

DIENSTAG, 17. APRIL 2007
     
    Sören Henning und Lisa Santos waren seit dem frühen Morgen
in ihrem Büro und würden nicht nur heute, sondern auch
die folgenden Tage damit zubringen, den Aktenstapel schrumpfen
zu lassen, eine Tätigkeit, die keiner von ihnen gerne erledigte.
Erschwerend kam hinzu, dass sie seit gestern Bereitschaft
hatten und keiner von beiden in diesen Nächten wirklich
schlafen konnte, da ständig damit gerechnet werden
musste, dass sie aus dem Bett geklingelt wurden. Aber es war
ruhig geblieben.
    Seit Jahresbeginn war es beim K 1 relativ normal zugegangen.
Sechs Vermisstenfälle, von denen vier schnell geklärt werden
konnten, zwei Personen jedoch blieben weiterhin verschwunden,
eine junge Frau von vierundzwanzig Jahren, die seit Mitte
Januar mit ihrer zwei Jahre alten Tochter wie vom Erdboden
verschluckt schien. Entweder war sie untergetaucht oder einem
Verbrechen zum Opfer gefallen, denn man hatte herausgefunden,
dass sie in ständiger Angst vor ihrem Ehemann lebte, der
sie laut Aussage der Mutter täglich verprügelte und vergewaltigte
und auch vor dem Kind nicht haltmachte. Der Ehemann
wies diese Vorwürfe jedoch vehement zurück. Er behauptete,
sie hätten eine normale Ehe geführt, seine Frau sei jedoch in
letzter Zeit immer depressiver geworden, habe sich aber geweigert,
einen Arzt zu konsultieren. Es gab auch einen Abschiedsbrief,
der die Beamten allerdings stutzig machte, war er doch
maschinengeschrieben und ohne Unterschrift, und es kam nur
äußerst selten vor, dass jemand, der den Freitod wählte, sich
auf diese Weise verabschiedete.
    Der Mann, fast zwanzig Jahre älter und Direktor an einem
Gymnasium, war mehrfach vernommen worden, doch bislang
war ihm kein Verbrechen nachzuweisen, es gab nicht einmal
Indizien dafür. Das Haus war von oben bis unten durch- und
untersucht worden, ebenso das Grundstück, die Garage und
das Auto. So blieb den Beamten zumindest die Hoffnung, dass
die Frau einfach nur einen Schlussstrich gezogen hatte, um
ihrem Martyrium zu entfliehen.
    Wesentlich gravierender für die Polizei war ein scheinbar sinnloses
Tötungsdelikt, das jedem Kollegen an die Nieren gegangen
war. Am 1. Januar (die rechtsmedizinische Untersuchung
hatte ergeben, dass es in den frühen Morgenstunden geschehen
sein musste) hatte ein Mann aus bisher ungeklärten Beweggründen
erst seine Frau und anschließend seine beiden Kinder
im Alter von zwei und fünf Jahren mit einer hohen Dosis Zyankali
getötet, bevor er seinem Leben auf dieselbe Weise ein
Ende setzte. Es fand sich kein einziger Hinweis auf ein Motiv
für die schreckliche Tat, kein Abschiedsbrief, lediglich eine dahingekritzelte
Notiz mit den Worten: »Ich halte es nicht mehr
aus. Es ist die Hölle, nichts als die Hölle.« Doch was hielt er
nicht mehr aus? Durch welche Hölle war er in seinem Leben
gegangen, die ihn schließlich zu dieser Verzweiflungstat getrieben
hatte?
    Er war ein renommierter Hepatologe und erfahrener Chirurg
in einer großen Klinik, besaß ein Haus in der besten Lage von
Kiel, hatte keinerlei Schulden oder andere finanzielle Probleme
(im Gegenteil, auf seinen beiden Konten befanden sich über
drei Millionen Euro), sein Privatleben schien in Ordnung gewesen
zu sein, es hatte
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