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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht
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öffnete sich nicht. Es war eine schwere Eichentür. Ivan war durch diese Tür hinausgegangen. Wieder einmal hatte sie ihn zurückgewiesen, und diesmal würde er nicht wiederkommen. Tränen stiegen in Lucys Augen. Sie hatte Ivan weggeschickt, weil er ihr nicht geben konnte, was sie von ihm wollte. War das gerecht von ihr gewesen oder vernünftig? Ivan liebte sie nicht, weil er nicht wußte, wie das ging. Doch wenn sie geduldig bliebe, wenn sie sich noch mehr Mühe gäbe, vielleicht könnte sie ihn durch ihr Vorbild lehren, wie man liebte.
    Sie wandte sich wieder der friedlichen Landschaft vor dem Fenster zu, während ihre Gedanken weitertrieben.
    Seit wann war Liebe die Voraussetzung für eine Ehe?
    Ivan hatte sie das einmal gefragt, und jetzt stellte sie sich selbst diese Frage. Gegenseitiger Respekt und Freundschaft wären ihr in einer Ehe mit Sir James genug gewesen, warum wollte sie von Ivan mehr?
    Sie kannte die schmerzhafte Antwort: weil sie Ivan mit jeder Faser ihres Seins liebte, mit Körper, Herz und Seele.
    Und weil sie seine Liebe zu ihrem Glück brauchte.
    Sie durfte ihn einfach nicht gehen lassen.
    Entschlossen erhob Lucy sich von ihrem Sessel, als plötzlich die Tür aufging und Ivan ins Zimmer platzte.
    »Ich will nicht, daß du gehst«, sagte er angriffslustig, doch seine Augen sprachen von seiner Qual. »Du bist meine Frau, und ich werde dich nicht gehen lassen.«
    Freude durchbebte Lucy. Sie spürte plötzlich die Gewißheit, daß er lernen würde, sie ebenso zu lieben, wie sie ihn liebte. Vielleicht liebte er sie sogar schon ein wenig, warum war er sonst gekommen?
    »Ich werde dich nicht verlassen«, flüsterte Lucy glücklich lächelnd. Vor ihnen lag ein beschwerlicher Weg, doch gemeinsam würden sie ihn bewältigen. Und gemeinsam konnten sie eine Familie aufbauen. »Ich werde dich nicht verlassen«, wiederholte sie. »Gerade wollte ich zu dir gehen, um es dir-zu sagen.«
    Ivan starrte sie an, unsicher, ob er richtig gehört hatte.
    Er sah Lucy lächeln, und in diesem bebenden, hoffnungsvollen Lächeln lag die Wärme der Sonne, die Hei-terkeit des Mondscheins, das dauerhafte Versprechen der Sterne. Lucy verließ ihn nicht!
    Er ging einen Schritt weiter ins Zimmer hinein und blieb dann stehen. Er brauchte sie so sehr, daß es schmerzte. Sein Gefühl für sie war so rein, so allumfas-send, daß für nichts anderes mehr Raum blieb.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    Er streckte seine Arme aus und ließ sie wieder fallen.
    Die Worte waren so leicht aus seinem Mund gekommen, zu leicht. Ihm war, als wären sie viel zu nichtssagend für das, was er für diese Frau empfand, die ihn zuerst her-ausgefordert und dann verzaubert hatte, die gleichzeitig geistvoll und naiv war. Die war wie keine andere Frau.
    Wie hatte es ihm je schwerfallen können, ihr diese drei kleinen Worte zu sagen, die nur einen Bruchteil seiner Gefühle ausdrücken konnten, und wie sollte er jemals Worte finden, mit denen er wirklich sagen konnte, was er für Lucy empfand?
    Lucys Lächeln verblaßte bei seiner Liebeserklärung, als habe sie deren Unzulänglichkeit begriffen. Sie schüttelte den Kopf.
    »Du mußt das nicht sagen, Ivan. Ich gehe nicht. Ich bleibe, auch wenn du mich nicht liebst.«
    »Aber ich liebe dich, das mußt du mir glauben, Lucy.
    Ich liebe dich. Ich war ein Trottel, ein Narr, der nicht begreifen wollte.«
    »Schsch!« Lucy ging auf ihn zu und legte ihren Zeige-finger auf seine Lippen. »Sag nichts mehr!«
    Ihre Blicke trafen sich und wollten sich nicht wieder loslassen. Ivan sah einen lebendigen Glanz in Lucys grü-
    nen Augen, der von ihrer Liebe sprach.
    Er fühlte sich klein angesichts dieses Blicks voller Liebe, einer Liebe zu ihm, der nichts getan hatte, diese Liebe zu verdienen. Er tat einen stummen Schwur, sich dieser Liebe in Zukunft würdig zu erweisen. Und das wichtigste dabei war, Lucy sein Herz zu öffnen und nie wieder etwas vor ihr zu verbergen.
    »Ich möchte Liebe machen mit dir«, sagte er und sah mit Freude, wie Lucy errötend lächelte. »Ich will dich immer und auf jede erdenkliche Weise lieben. Ich will, daß du jeden Augenblick deines Lebens in dem Bewußtsein verbringst, von mir geliebt zu werden.«
    Lucy legte zärtlich ihre Hände um Ivans Gesicht. »Das gleiche verspreche ich dir. Du hast als Kind so wenig Liebe bekommen, aber ich gelobe dir, Ivan, daß du als Mann - als mein Ehemann - nie einen Mangel an Liebe erfahren sollst.«
    Sie zog ihn zum Bett, und er folgte ihr wie in Trance.
    Lucy
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