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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht
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bezaubernden jungen Frau entwickelt. Doch es würde nicht Lucy sein, die sie im kommenden Frühling zu ihrer ersten Saison nach London begleiten würde. Ivan war nicht gewillt, sich für so lange Zeit von seiner Frau zu trennen.
    Auch Alex war aus der Stadt gekommen. Er war ein Liebling der Gräfinwitwe, daher hatte Lucy auf seiner Einladung bestanden. Giles war ebenfalls hier, Elliot jedoch hatte sich nicht freimachen können. Das war Ivan nicht unrecht, denn noch immer fühlte er jedesmal einen Stich der Eifersucht, wenn sein Freund sich mit Lucy unterhielt. Elliot durfte man nicht trauen, wenn es um Frauen ging.
    Und was für eine Frau seine Lucy war! Heute, mit dem hochfrisierten Haar, dem tief ausgeschnittenen Kleid und ihrem Lieblingsschal - seinem Schal - um die Schultern drapiert, war sie eine Augenweide für jeden Mann.
    Ein Zupfen an seinem Ärmel riß Ivan aus seinen Betrachtungen. Er wandte sich zu seinem Sohn, Raphael, der neben ihm saß und fragte: »Darf ich einen Toast aus-bringen, Vater? Bitte!«
    Grinsend blickte er den vierjährigen Jungen an, der vor Müdigkeit kaum noch die Augen offenhalten konnte.
    Raphael war sonst um diese Zeit schon längst im Bett, doch heute war eine Ausnahme. »Natürlich darfst du«, sagte Ivan, klopfte mit dem Messer an sein Weinglas und half dem Kleinen, sich auf den Stuhl zu stellen.
    Der Junge hob sein Glas mit Apfelmost, wie er es den Erwachsenen abgeschaut hatte. Er lachte seinen Vater an und seine Mutter, die am anderen Ende des Tisches saß.
    Dann wandte er sich Lady Antonia zu, die ihren Platz ihm gegenüber hatte.
    »Alles Gute zum Geburtstag der besten Urgroßmutter auf der ganzen Welt.«
    Während um ihn her Gelächter und Hochrufe ertönten, wartete Ivan auf das Gefühl der Bitterkeit. Er hatte nicht gewollt, daß sein Sohn Lady Antonia liebte, sondern hätte ihn am liebsten völlig von ihr ferngehalten.
    Doch Lucy hatte den Kontakt nicht abbrechen wollen, und schließlich hatte er nachgegeben. Und jetzt mußte er sich eingestehen, daß zwischen der alten Frau und dem kleinen Jungen eine innige Zuneigung gewachsen war.
    Als die Gräfinwitwe ihrem Urenkel zulächelte, schmolz auch der letzte Rest Bitterkeit in Ivans Seele.
    Lady Antonia liebte Raphael fast so sehr wie er selbst. Sie schien auch Lucy ins Herz geschlossen zu haben. Und sicher würde sie auch das Kind lieben, das Lucy unter dem Herzen trug.
    Auf den Toast seines Sohnes erhob Ivan mit den Gästen sein Glas. Alles Gute zum Geburtstag für die beste Urgroßmutter auf der ganzen Welt. So schrecklich sie als Großmutter gewesen war, so hingebungsvoll war sie nun als Urgroßmutter.
    Um ihn herum erklang das Lachen und Reden fröhlicher Gäste. Diener gingen umher und füllten die Gläser nach. Derek und Stanley bettelten um ein zweites Glas, und ihr Vater gab achselzuckend nach.
    Ivans Blick wanderte wieder zu den strahlenden Augen seiner Frau. Zwölf Fuß edlen Holzes, glitzernden Kristalls und polierten Silbers trennten sie voneinander, doch Ivan las deutlich die Botschaft in Lucys Augen. Sie hatte gesehen, wie auch er sein Glas zum Toast erhoben und seinen Wein ausgetrunken hatte. Sie wußte, daß er seinen Frieden mit der Vergangenheit gemacht hatte.
    Lucy lächelte ihm zu, und wie immer fühlte er sich von Liebe umhüllt - von Lucys Liebe, und in deren Gefolge auch der Liebe dieser großen, lärmenden Familie. Ja, die Vergangenheit war Vergangenheit, das hatte Lucy bewirkt. Nie würde er ihr genug dafür danken können.
    »Komm, mein Junge, gib mir einen Kuß«, forderte Lady Antonia ihren Urenkel auf. Der Junge sprang sofort zu ihr hin und küßte sie auf die Wange.
    Ivan sah zu, wie die gebrechliche alte Frau seinen Sohn umarmte. Dann trafen sich ihre Blicke.
    Das dauerte nur einen kurzen Moment, denn der Knabe sagte ihr etwas ins Ohr, und sie wandte sich wieder dem Kind zu. Doch der Augenblick hatte lang genug gedauert, um Ivan zu zeigen, daß sie die Vergangenheit bedauerte. Sie hatte es ihm schon einmal gesagt, doch dieser Blick bestätigte es.
    Einen Titel zu besitzen, so stellte Ivan bei sich fest, war angenehm, und Reichtum konnte das Leben sehr erleich-tern. Doch das wichtigste war eine Familie.
    Ein Klumpen bildete sich in seinem Hals. Er suchte Lucy mit den Augen. Sie lächelte gerade Raphael an, der sich in die Arme seiner Urgroßmutter schmiegte. Doch als habe sie Ivans Blick gefühlt, schaute sie zu ihm hin.
    Ich liebe dich, lautete die stumme Botschaft, die sie ihm mit einem
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