Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
versuchte sich alles ins Gedächtnis zu rufen, was Peta ihm beigebracht, und die Griffe, die Guerdon in seinen Ring-kämpfen angewandt hatte.
    Der Große kam noch näher. Seine beiden Trabanten folgten ihm. »Also - bist du John oder bist du Ivan, der Zigeunerbastard?« fragte er drohend.
    Etwas in Ivan zerriß, und ohne Vorwarnung warf er sich auf seinen Gegner. Er war zwar klein, hatte aber das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Beide gingen, Fußtritte und Faustschläge austeilend, zu Boden, doch bald hatte der größere Junge die Oberhand gewonnen.
    Ivan wollte jedoch nicht nachgeben. Man hatte ihn seiner Mutter und deren Sippe brutal geraubt, ihn auf dem Dachboden eines riesigen Hauses eingesperrt und ihn danach in diese gefängnisartige Erziehungsanstalt verbracht. Und hier wurde er ständig von Jungen wie diesen angegriffen und verspottet. Das war einfach zuviel, das konnte er nicht ertragen. Also biß und zwickte er trotz der erbarmungslosen Schläge, die er einstecken mußte.
    Ein Hieb spaltete seine Lippe, ein weiterer ließ Sterne vor seinen Augen tanzen. Doch all das steigerte nur seine Entschlossenheit. Verwirre deinen Gegner, finde seine Schwächen heraus. Petas Ratschläge klangen in Ivans Ohren. Er brüllte seine Wut hinaus, und dann, wie durch ein Wunder, schaffte er es, mit dem Knie nach oben zu stoßen. Kreischend und seine empfindlichste Stelle haltend, klappte der andere Junge zusammen.
    »Zeigt es ihm«, schluchzte er, »schnappt ihn euch!«
    Die zwei anderen zögerten nur einen Moment, bevor sie sich auf Ivan stürzten. Seine Niederlage war unvermeidlich, doch noch immer gab er nicht auf. Erst die Schulleiterin und ihr Lohndiener konnten den ungleichen Kampf beenden.
    Mrs. Drinkwell betrachtete die blutbesudelten Jungen, und ihre farblosen Augen verengten sich vor bösartigem Vergnügen zu schmalen Schlitzen. »Bringen Sie Mr. Dameron zur Holzhütte!« befahl sie. »Es gehört sich, daß der Sohn eines Kaufmanns etwas Ordentliches lernt. Al-so züchtigen Sie ihn mit dem Riemen und lassen ihn danach Holz hacken. - Mr. Pierce wird das Vergnügen haben, die Toiletten zu reinigen, selbstverständlich erst, nachdem auch er gründlich gezüchtigt wurde. Eine gute Kombination: Schmutz, der von Abschaum beseitigt wird ...«
    Ihre Nasenflügel blähten sich vor Abscheu.
    Dann wandte sie sich an den großen Jungen. Zu Ivans Erstaunen nahm ihr Gesicht einen freundlicheren Ausdruck an. »Alexander, Alexander. Was soll ich nur mit dir anfangen? Siehst du denn nicht ein, daß es unter deiner Würde ist, dich mit einer so niederen Kreatur wie einem Zigeunerbastard einzulassen? Trotzdem mußt du bestraft werden. Also, bis nächsten Sonntag darfst du das Schulgebäude nicht verlassen und bekommst außerdem zusätzliche Schulaufgaben. Ich hoffe, daß dein Vater es anerkennt, daß ich sogar dann um deine Bildung bemüht bin, wenn ich dich strafe.«
    Als sie sich endlich Ivan zuwandte, verfinsterten sich ihre Gesichtszüge. »Was dich angeht, so erhältst auch du eine Strafe, die zu dir paßt.« Sie lächelte ein Lächeln, das dem Jungen das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Sehen Sie zu, Lester, daß er am ausgiebigsten gezüchtigt wird. Und danach ziehen Sie ihn den Schornstein hinauf. Bei seiner dunklen Haut wird ein bißchen Ruß gar nicht auffallen.«
    Obwohl er blutete und benommen war, wehrte sich Ivan gegen den bulligen Diener. Er versuchte sogar, ihm einen Schlag in die Weichteile zu verpassen, wie er es bei Alexander getan hatte. Aber es brachte ihm nichts weiter ein als eine harte Kopfnuß und einen zermalmenden Griff um die Schulter.
    Die Schläge waren schrecklich - zehn Hiebe mit einem fürchterlich langen Paddel. Doch inzwischen empfand Ivan die Schmerzen kaum noch. Weder jammerte noch schrie er, nur ein leises Stöhnen kam zwischen seinen Lippen hervor. Hätte der Mann ihn nicht mit seiner flei-schigen Hand festgehalten, wäre er zusammengebro-chen. Dann wurde er in den Salon gebracht, und man schob ihn in den Kamin und den Schornstein hinauf, wo er in dem fettigen Ruß krabbelte und zappelte und bei jeder Bewegung Hautfetzen und Blut auf dem rauhen Mauerwerk zurückließ.
    »Mach den Schornstein schön sauber, Junge! Und beeil' dich, sonst zünde ich dir ein Feuer unter dem Hin-tern an«, grinste der Hausknecht hinter ihm her.
    Doch es brannte schon ein Feuer, und zwar tief in Ivans Herzen, und bei jedem grausamen Wort, jedem schmerzhaften Schlag und jeder böswilligen Bestrafung loderte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher