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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht
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Grafen oder angezogen von seinem Reichtum - über eines waren sich alle, die den Einzug der vier jungen Herren beobachteten, einig: Diese Saison würde nicht langweilig werden, o, nein, keinesfalls.
    Davon war niemand so überzeugt wie Lady Antonia Thornton, Gräfinwitwe von Westcott, Großmutter des neuen Grafen und Urheberin der ganzen Geschichte.
    Sie war noch lange nicht willens, ihre Pläne als fehlge-schlagen zu betrachten. Schließlich war Ivan vor drei Monaten zur Übernahme der Titel erschienen. Nachdem er die Schule in Burford Hall beendet hatte und zur weiteren Vervollkommnung seiner Bildung auf den Kontinent geschickt worden war, hatte er es strikt abgelehnt, die Titel seines Vaters anzunehmen, sollte dieser sterben.
    Doch er hatte sie angenommen, als es soweit war, genauso, wie Lady Antonia es vorausgesehen hatte. Wer hätte schließlich den Titeln und dem damit einhergehenden Reichtum widerstehen können? Diese Schlacht hatte sie für sich entschieden. Sie war der festen Überzeugung, auch die nächste gewinnen zu können, denn die begeh-renswertesten jungen Damen, die in dieser Saison debütierten, waren hier zugegen. Ivan sollte heiraten, und zwar bald, denn sie wollte die Geburt ihres ersten Urenkels noch erleben. Erst dann wäre ihr Ziel erreicht.
    »Das ist also der Junge«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Antonia wandte die Augen nicht von ihrem Enkel ab.
    »Du hast ihn früher schon gesehen, Laurence.«
    »Ja, aber da war er noch viel jünger und zorniger.
    Damals wollte er lieber Straßenfeger werden, als das Familienerbe anzutreten, und ich muß sagen, daß ich ihm geglaubt habe.«
    »Das ist zehn Jahre her. Jetzt ist er älter und klüger.
    Und sein Vater ist tot. Aber laß dich von seinem respek-tierlichen Aussehen nicht täuschen, das verdankt er lediglich den Talenten seines Schneiders und seines Bar-biers - die er völlig übertrieben bezahlt, wie man mir sagte. Unter dieser hübschen Fassade schlägt das Herz eines zornigen Wilden.«
    Laurence Caldridge, Graf von Dunleith, der vier Frauen und sechs Kinder überlebt hatte, betrachtete von der Seite Antonias ausgeprägtes Profil und verstand gar nichts. »Weshalb erkennst du ihn als Jeromes Sohn an, wenn du ihn für einen Wilden hältst? Warum hast du ihm den Titel überlassen? Du hättest ihn genausogut deinem Neffen ...«
    »Weil ich den Titel lieber bei einem Straßenfeger sähe als bei einem von Harolds stumpfsinnigen Abkömmlin-gen«, gab sie zurück. »Und das weißt du. Also hör auf, herumzustehen und mir unsinnige Ratschläge zu erteilen. Hol mir lieber ein Glas Punsch. - Oder nein, ich habe eine bessere Idee. Geh hin zu Ivan und führe ihn herum.
    Stell ihn der Gräfin Grayer, der Herzogin von Whetham und der Viscountess Talbert vor. Zusammen haben sie sieben Töchter, dazu Enkelinnen und Nichten, die alle-samt keine schlechten Partien wären.«
    Mit einer Handbewegung entließ sie ihren Freund.
    »Los, Laurence, stell ihn allen vor, die ihn noch nicht kennen. Ich werde inzwischen überlegen, wie ich in Zukunft am besten mit meinem sturen Enkelsohn verfahren werde.«
    Brummend und kopfschüttelnd machte Laurence sich davon. Doch Antonia wußte, daß er tun würde, was sie ihm aufgetragen hatte. Bei ihrem Enkel konnte sie da allerdings nicht so sicher sein. Sie betrachtete ihn aus der Ferne und stellte wieder einmal fest, wie gut er aussah mit seinem rabenschwarzen Haar und der zigeunerhaft dunklen Haut. Und dazu besaß er die Keckheit, einen auffallenden Ohrring zu tragen.
    In gewisser Weise konnte sie ihm ihre Bewunderung nicht versagen. Eines war sicher: Er besaß die Arroganz eines Grafen. Leider besaß er aber auch die unverhüllte Anziehungskraft, die der verabscheuungswürdigen Rasse seiner Mutter zu eigen war.
    Antonia fragte sich, ob Ivan wohl zu ihr herüberkommen und sie begrüßen würde. Schließlich war sie seine einzige nähere Verwandte, die Frau, die ihn aus den Klauen der Heiden erlöst und ihm ein Geburtsrecht eingeräumt hatte, das keinen Vergleich im Königreich zu scheuen brauchte.
    Sie beobachtete, wie er Laurence begrüßte - nicht übertrieben höflich, aber auch nicht unfreundlich. Sie studierte jede Nuance seines Benehmens, als er Lady Fordham vorgestellt wurde: wie er sich verbeugte, wie lang er ihre behandschuhte Hand in der seinen hielt und wie er mit ihr sprach. Als Lady Fordham über eine Bemerkung von Laurence lächelte, runzelte Ivan die Stirn.
    Er war mehr als gutaussehend, stellte Antonia fest.
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