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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition)
Autoren: Veit Etzold
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wahrscheinlich eher aus dem Film 300, habe ich recht?«
    Der Student grinste und nickte.
    »Wäre es damals anders gelaufen«, sagte Bayne, »dann sähen Europa und sicher auch die USA komplett anders aus.«
    * * *
    »Kommst du morgen Abend auch auf die Party?«, fragte Emily Lisa, als sie Richtung Cafeteria marschierten. Die Party war schon seit Tagen das Gesprächsthema an der Uni. Sie hatte schon einige Partys an der Columbia miterlebt, und sie waren nicht ganz so ekzessiv wie im Tutus in London gewesen, was Emily jedoch nicht sonderlich störte.
    Lisa verzog das Gesicht. »Weiß nicht. Ich hab noch so viel zu tun.«
    Emily war bereits aufgefallen, wie gut Lisa sich mit all den antiken Themen auskannte. Da sah Emily eigentlich wenig Notwendigkeit, dass Lisa noch mehr lernen musste. Doch das schien Lisa anders zu sehen und versuchte, auf jede Spitzenleistung noch einen draufzusetzen. Ganz im Gegensatz zu Emily, die manchmal zu Faulheit und Minimalismus neigte, was sie selbst hin und wieder ärgerte.
    Lisa sprach perfekt englisch mit leichtem deutschen Akzent und hatte das, was die Engländer immer German Efficiency nannten. Alles so gut wie möglich zu machen. Dummerweise litt darunter oft der Spaß.
    »Ich muss unbedingt fertig werden«, meinte Lisa. »Ich habe ein Stipendium. Im Sommer werde ich die Master Thesis abgegeben müssen, weil dann auch die Förderung ausläuft. Ich hab bei der Studienstiftung noch ein Jahr Verlängerung gekriegt, aber im Juli fällt dann endgültig der Hammer. Ob ich dann hier bleibe oder wieder nach Deutschland gehe, das weiß ich noch nicht. Könnte mir vorstellen, irgendwas in der Wissenschaft zu machen.«
    »Ich dachte, du wirst bestimmt Professorin«, sagte Emily. In den Classics-Kursen hatte Lisa fast immer alles gewusst.
    »Das ist ja auch das Ziel, nur ist das nicht mehr ganz so einfach. Will ja irgendwie jeder machen. Ich habe mich da auch schon umgeschaut, und es gibt sogar ein paar Sachen, die klappen könnten, aber das sind halt alles so blöde halbe Stellen. Wobei es von den Anforderungen eher ganze Stellen sind, die nur halb bezahlt werden.«
    »Überleg’s dir noch mal mit der Party«, bettelte Emily. »Ab und zu muss man auch mal entspannen.« Sie lächelte. »Sonst geht es einem wie den Spartanern.«
    Lisa musste ebenfalls lachen. »Du meinst, gestorben im Dienst für das Vaterland?«
    »Oder für die Uni.« Emily nickte.

5
    »Du hast ja bald Geburtstag. Vielleicht feiern wir schon einmal ein bisschen vor, sozusagen als Vorbereitung auf das große Fest?«, schlug Ryan vor, als sie am Freitagabend gemeinsam in ihrer neuen Wohnung, wie Emily sie nannte, saßen. Das Wort »Zimmer« klang in ihren Ohren etwas zu schmucklos, auch wenn man sich als Student in New York nur ein Zimmer leisten konnte. Immerhin war es ein gemeinsames Zimmer und um einiges größer als die kleinen Einzelzimmer, in denen sie vorher gewohnt hatten. Vor drei Tagen waren sie eingezogen, und beide hatten schon überlegt, ob sie nicht bald eine Einweihungsparty machen sollten.
    Ryan sprach weiter. »Du wirst neunzehn, also nach europäischem Standard bist du schon erwachsen, nach US-Standard wirst du es in zwei Jahren.«
    Emily erschrak. Der Geburtstag! Und der war ja wirklich bald! Den hatte sie fast vergessen – oder verdrängt. In jedem Fall hatte es sie nicht sonderlich gestört, dass sie ihn vergessen hatte. Doch Ryan hatte recht.
    »Weißt du, Ryan, ich wäre nicht traurig, wenn der Geburtstag ausfallen würde.« Sie sah ihn an. »Meine Eltern haben da immer eine Riesenshow abgezogen. Das können sie jetzt nicht, obwohl ich es ihnen auch zutrauen würde, dass sie extra nach New York kommen. Ich fände es viel schöner, einfach nur mit guten Freunden etwas zu trinken und sonst nichts.«
    »Vielleicht gekühlten Sekt?«
    »Ja. Zum Beispiel. Wieso?«
    Emily trank auch gern mal etwas, aber niemals so viel, dass sie vollkommen die Kontrolle verlor. Denn Kontrollverlust war etwas, das sie fürchtete. Es war genau so, als wenn immer irgendjemand hinter einem herschlich, einen ins Fadenkreuz nahm. Jemand, der unberechenbar war, überall. So einer wie dieser Verrückte, der sie in London gejagt hatte. Der überall war. Und gleichzeitig nirgends. Kontrolle zu haben hieß, sein eigenes Schicksal bestimmen zu können, nicht eingesperrt zu sein, nicht bevormundet zu werden. Ein Vollrausch war so ziemlich das Gegenteil davon. Und auf den Kater am nächsten Tag konnte Emily auch gut verzichten. Vermeiden
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