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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition)
Autoren: Veit Etzold
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Everest.«
    »Okay, und der zweithöchste?«
    Wieder Schweigen.
    »Also«, triumphierte Lisa, »da seht ihr es. Die Ersten werden die Letzten sein. Das ist Quatsch. Meistens bleiben die Ersten auch die Ersten. Es sei denn, der Erste macht etwas falsch. Und der Zweite macht etwas richtig.«
    Aha, dachte Emily. Lisas Erfolgsrezept.
    Die sprach weiter. »Doch auch als Zweiter kann man am Markt Erfolg haben, wenn der Erste bestimmte Fehler gemacht hat, die man sich dann selbst verkneift. Und dieser Zweite war …« Sie zeigte auf Amerigo. »Der hier!«
    »Und was genau hat er gemacht?«
    »Gegenfrage«, sagte Lisa und grinste leicht. »Wer hat Amerika entdeckt?«
    »Kolumbus«, erwiderte Ryan wie aus der Pistole geschossen.
    »Quatsch«, widersprach Emily. »Der Erste war Leif Eriksson.«
    Lisa nickte. Wenn es mit der Professur nicht klappen sollte, könnte sie auch Showmasterin werden. Doch dafür müsste sie sich einmal aus der Bibliothek herausbewegen.
    »Ist nach Kolumbus ein Land benannt worden?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Emily, »Kolumbien.«
    »Und nach Leif Eriksson wurde gar nichts benannt«, warf Lisa ein. »Der hat schlechtes Marketing gemacht.«
    »Und was hat das jetzt mit diesem Typen hier zu tun?« fragte Ryan und zeigte auf die Statue.
    »Dazu kommen wir jetzt.« Lisa öffnete die Hände wie ein Zauberkünstler. »Warum heißt Amerika Amerika , auch wenn es Kolumbus entdeckt hat? Nach Kolumbus wurde ein relativ kleines Land, nämlich Kolumbien, benannt.«
    »Ahhh«, sagte Ryan, bei dem der Groschen als Erster gefallen war. »Amerika heißt Amerika wegen diesem Amerigo. «
    »Richtig!« Lisa nickte gütig. »Amerika ist benannt nach demjenigen, der erst fünf Jahre nach Kolumbus hier war. Nord- und Südamerika, der ganze Kontinent. Amerigo Vespucci machte einiges richtig, während Kolumbus einiges falsch machte. Kolumbus war auf Gold aus und verkaufte seine Mission schlecht. Außerdem ging er immer noch hartnäckig davon aus, er habe Indien entdeckt, was nur dazu führte, dass die Ureinwohner der USA ab dann Indianer genannt wurden. Mehr passierte nicht.«
    »Schön und gut«, sagte Emily, »aber über Kolumbus wurde ein Film gedreht, über Amerigo nicht.«
    »Kommt wahrscheinlich noch«, gab Lisa zurück.
    »Lasst uns endlich weitergehen«, sagte Ryan, »ich kriege langsam Hunger.«
    * * *
    Die Riverside Bakery in Soho war bereits gut besucht, als sie eintraten. Sie war besonders für die riesigen Kaffee- und Orangensaftportionen sowie für die Eier Benedikt bekannt.
    Die drei ließen sich an einem der Tische am Fenster in die plüschigen Sessel fallen.
    »Noch zwei Jahre und das Bachelorstudium ist vorbei«, sagte Lisa. »Was habt ihr dann so vor?«
    Emily lächelte. »Da wird mir schon was einfallen.« Eigentlich war ihr noch gar nichts eingefallen. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was nach dem Studium kommen sollte. Es schien, als habe sie alle Möglichkeiten der Welt. Und gleichzeitig gar keine. Und das Einzige, was sicher war, war ein Haufen Studienschulden. Sie konnte schon wieder ihren Vater hören, der ihr vorhalten würde, nicht gleich etwas Vernünftiges studiert zu haben.
    »Na ja«, meinte Emily und trank von ihrem Kaffee. »Das sind eh kleine Sorgen. Jedenfalls, wenn ich an das letzte Jahr zurückdenke.«
    Lisa nickte. »Ja, du sagtest mal, dass da einiges nicht so optimal lief.«
    » Nicht so optimal ist gut«, sagte Ryan. Aber woher sollte Lisa auch wissen, was genau passiert war? Das Ganze war schließlich so unglaublich gewesen, dass es selbst Emily schwerfiel zu glauben, dass diese Vergangenheit einmal real gewesen war.
    »Da war so ein Psychopath, der dich gestalkt hat, oder?«, erkundigte sich Lisa. »Und der dir ständig seltsame Rätsel gestellt hat, irgendwie so etwas?«
    »Nicht nur gestalkt. Und nicht nur Rätsel. Er hat Menschen umgebracht. Und er hat mir Bilder davon geschickt.« Irgendwie fand sie es an der Zeit, Lisa in die Geschichte einzuweihen. In dem Jahr war sie so etwas wie ihre zweite beste Freundin geworden, so ähnlich wie Julia in London. Da war es nur richtig zu erfahren, warum Emily über manche Witze nicht lachen konnte. Und warum sie manchmal so nachdenklich und ernst dreinschaute.
    »Und die Polizei? Die hat mal wieder nichts gemacht?«, wollte Lisa wissen.
    »Fast nichts«, sagte Emily. Ryan nickte. Ihm war wohl noch die Verwechslung in guter Erinnerung, als Inspector Carter in London meinte, er, Ryan, wäre der irre Stalker.
    »Die konnten gar nicht so
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