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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition)
Autoren: Veit Etzold
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wie dich ist nur ein ganz spezielles Armband gut genug«, sagte ihr Dad. »Und außerdem war dein Geburtstag. Auch wenn wir den schon wieder, wie auch letztes Jahr, nicht so feiern konnten, wie wir es gern getan hätten.« Emily warf Ryan einen verstohlenen Blick zu. So war ihr Dad schon immer gewesen. Zeit hatte er kaum für sie gehabt, darum hatte er ihr häufig schöne Dinge gekauft. Doch diesmal hatte er ihr möglicherweise das Leben gerettet. Ihr und Ryan.
    Mr Waters sprach weiter. »Und außerdem willst du sicher ein schönes Armband haben, wo der Brillant auch wirklich ein Brillant ist. Und kein Peilsender.«
    Emily lächelte. Das wollte sie in der Tat.
    Ryan trat neben sie. »Das solltest du nehmen«, sagte er, »es ist eine schöne Vorbereitung.«
    Emily sah ihn verwundert an. »Schöne Vorbereitung? Warum?«
    Ryan blickte sie verschmitzt an und wusste nicht so recht, wie er weitersprechen sollte. »Weil … irgendwann ….« Er suchte nach Worten. »Na ja, irgendwann werde ich wieder hier stehen. Und einen Ring für dich aussuchen.«
    »Einen Ring?« Emily sah ihn erstaunt an. »Und ich bin nicht dabei? Wird das eine Überraschung?«
    Ryan blickte zu Boden. »Ja«, antwortete er. »Das wird es. Es wird unser … na ja … es wird unser … Verlobungsring sein.«
    »Oh, Ryan, du bist süß!« Emily sprang auf ihn zu und umarmte ihn. Sie war so glücklich, Ryan wiederzuhaben, so glücklich, das Spiel zu Ende gespielt zu haben, dass sie die ganze Welt hätte umarmen können.
    »Das heißt, wir werden heiraten?«
    Ryan nickte. »Wenn du willst …«
    Emilys Vater hob die Hand.
    »Dann, lieber Ryan«, sagte er, »musst du aber um Emilys Hand anhalten. Und dafür brauchst du einen Ring. Und damit …« Er schaute auf die Brillantringe, die ebenfalls in der Auslage lagen, und kniff ein Auge zu. »Na ja, die Dinger sind nicht billig.« Er schaute Emily an. »Ich habe bei Mum gewartet, bis ich meinen ersten Job hatte.« Er schaute Ryan an. »Vorher war das einfach zu teuer.«
    »Oh Dad«, sagte Emily, »du bist wirklich unromantisch!«
    Ryan legte den Arm um sie. »Dein Dad ist nur praktisch veranlagt.« Er küsste sie. »Aber was immer auch passiert: Heiraten werde ich dich trotzdem.«
    Sie verließen den Tiffany Flagship Store und blickten auf die Skyline New Yorks. Einige der Wolkenkratzer sah Emily jetzt mit anderen Augen. Das Empire State Building, das MetLife Building und weiter im Süden die riesige Silhouette des One World Trade Centers. Die Sonne blitzte in Emilys neuem Armband, als sie sich an Ryan schmiegte und sich jetzt schon auf den nächsten Tag mit ihm freute.
    Einen neuen Tag. In einem weiteren Kapitel ihres Lebens.

EPILOG
    »Wie ist denn das passiert?«, fragte der Arzt. Es war in der Nacht von Sonntag auf Montag, vom neunten auf den zehnten September. Aber dieser Arzt hatte ihn trotzdem in seine Praxis gelassen und behandelt. Weil der Mann ihn kannte. Und weil er von dem Mann viel Geld bekam.
    »Fallschirmspringen«, erklärte der junge Mann, der sich halb sitzend, halb liegend auf der Liege niedergelassen hatte, während der Arzt seinen Fuß mit Eisspray und einem Verband behandelte.
    »Nur eine Stauchung des Sprunggelenks und eine Überdehnung der Bänder«, sagte der Arzt. »Lassen Sie es in den nächsten Tagen etwas ruhiger angehen und belasten Sie den Fuß nicht allzu sehr.«
    Der junge Mann zog vorsichtig seine Füße von der Bahre auf den Boden und setzte langsam einen Fuß auf den anderen. Er dachte an die Reste des Fallschirms, die er verbrannt hatte. Dann griff er in seine Tasche.
    »Was bekommen Sie?«
    »Dreihundert«, meinte der Arzt. »Weil Sie es sind.«
    »Hier sind tausend«, sagte der junge Mann und lächelte. »Weil Sie es sind.«
    Der Arzt pfiff leise durch die Zähne und ließ das Geld durch die Finger gleiten. Dann steckte er das Bündel aus Hundertdollarscheinen ein.
    »Wie heißen Sie überhaupt?«
    Er sah, wie der junge Mann die Augenbrauen hob.
    »Wenn ich fragen darf?«
    »Für den dreifachen Stundensatz«, begann der junge Mann, »kann ich doch eigentlich ein bisschen mehr Verschwiegenheit und ein bisschen weniger Neugierde erwarten, oder?«
    Der Arzt schaute verlegen zu Boden, wie ein neugieriger Junge, der seine Weihnachtsgeschenke schon vor Heiligabend ausgepackt hatte.
    »Aber da Sie einen so guten Job gemacht haben«, sprach der junge Mann weiter, »dürfen Sie mich Jonathan nennen.«
    Der Arzt streckte die Hand aus.
    Der junge Mann nahm sie.
    »Dann wünsche ich
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