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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition)
Autoren: Veit Etzold
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Vater hat uns davon erzählt. Und das war heute Abend der Fall. Sonst hätten wir ihn nie gekriegt.« Er blickte nach unten, wo der Irre irgendwo zerschmettert zwischen den Häusern lag.
    Dann drehte er sich um. »Kommen Sie, wir müssen runter. Ihr Dad ist unterwegs nach New York. Und wir …«, er wandte sich an seine Kollegen, »wir werden die Leiche unseres Kollegen bergen und schauen, wo wir die Leiche dieses Psychopathen von der Fassade kratzen müssen.«
    Emily schaute ein letztes Mal auf das Panorama der riesigen Dachplattform, wo mittlerweile in einem halben Kilometer Höhe ein kalter Wind wehte, sah die Sterne am Firmament, New York unter sich und, wie einen blutigen Schnitt, ganz weit am Horizont einen allerletzten Rest der Abenddämmerung, dort, wo die Sonne eben untergegangen war.
    Es war kurz vor Mitternacht. Diesmal lag Ryan im Krankenhaus.
    Und ihren Geburtstag verbrachte Emily, wie schon im letzten Jahr, ebenfalls dort. Ryan war durch den Stress sehr entkräftet und auch etwas dehydriert, hatte aber sonst alles bemerkenswerterweise gut überstanden.
    In dem Moment öffnete er die Augen.
    »Emily«, sagte er und blinzelte sie an. »Da bist du ja!«
    Er umarmte sie.
    Dann sahen sie beide auf die Uhr, die über der Eingangstür des Zimmers hing.
    Mitternacht.
    »Happy Birthday, Emily«, sagte Ryan.
    Und dann kamen die Tränen.

79
    »Das Boarding für den British-Airways-Flug von New York JFK nach London Heathrow verzögert sich um voraussichtlich dreißig Minuten«, tönte die blechernde Durchsage durch das Flughafenterminal. »Wir bitten Sie …«
    »Verspätung, mal wieder«, sagte Julia, »aber dann haben wir noch etwas Zeit.«
    Julia hatte ihr Gepäck bereits eingecheckt, und sie standen vor der Sicherheitskontrolle. Emily, ihr Vater, Ryan und Julia.
    Emily konnte nicht sagen, wie erleichtert sie war.
    Detective Jones hatte berichtet, dass sie die Überreste von zwei Leichen irgendwo auf einer Dachterrasse zweihundert Meter unterhalb des One World Trade Centers gefunden hatten. Eine davon war der Marine, die andere würde noch identifiziert werden.
    »Zwei Leichen?«, hatte Emily absichtlich noch einmal nachgefragt.
    Jones hatte genickt. Es seien ausdrücklich zwei Leichen gewesen, und man würde die DNA der zweiten Leiche so schnell wie möglich mit dem Kollegen in London bei Scotland Yard abgleichen. Inspector Carter sei schon informiert.
    Auch sonst hatte der Tod eine Rolle gespielt in den letzten Stunden. Lisas Leiche war nach Deutschland gebracht worden und sollte dort in den nächsten Tagen bestattet werden. Emily und Ryan hatten Lisas Eltern einen langen Brief geschrieben. Zu viele waren gestorben, zu viele, die es nicht verdient hatten.
    »Mach keine Dummheiten«, sagte Julia zum Abschied.
    »Nicht mehr, als ich sie mit dir machen würde.«, erwiderte Emily.
    »Und bald seht ihr euch ja wieder. In London«, ergänzte Emilys Vater. »Unsere große Tochter muss schließlich irgendwann auch mal wieder ihre Eltern besuchen.«
    »Und in der Zwischenzeit«, sagte Emily zu Julia, »komm gerne mal wieder nach New York. Du siehst ja, langweilig wird es hier nicht.«
    Jetzt konnte sie schon wieder darüber lachen.
    »Allerdings.« Julia nickte. »Wobei ich nicht weiß, ob das an der Stadt oder an dir liegt. Mit dir wird es offenbar nirgends langweilig.« Sie warf Ryan einen Blick zu. »Da hast du eine gute Wahl getroffen, mein irischer Freund. Von wegen langweilige Göre aus gutem Hause.«
    Emilys Vater verzog ein wenig das Gesicht. Doch lachen musste er auch.
    Dann schulterte Julia ihre Tasche, umarmte alle noch einmal und ging mit schnellen Schritten Richtung Sicherheitskontrolle.
    Emily blickte ihr nach, spürte Tränen in ihren Augen.
    Ihre beste Freundin.
    Das war sie, besonders hier in New York, immer gewesen. Und sie freute sich auf die Tage, an denen sie ihre Freundschaft einfach mal wieder ganz entspannt genießen konnten, anstatt gemeinsam ums Überleben kämpfen zu müssen.

80
    Der Tiffany Flagship Store an der 5th Avenue war der größte der Welt. Gegenüber stand der Trump Tower, und nördlich erstreckte sich die grüne Lunge des Central Park.
    Emily stand mit ihrem Dad, Thomas Waters, und mit Ryan vor den Vitrinen. Ryan hatte sich die letzten Tage gut erholt und wollte Emily unbedingt begleiten.
    »Was hältst du von diesem Armband?«, fragte ihr Dad und zeigte auf ein Silberarmband mit einem Brillanten in der Mitte.
    »Ist das nicht etwas teuer?«
    »Für eine ganz spezielle Tochter
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