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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut
Autoren: Uta Maier
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machtvoll. Und doch nicht machtvoll genug, um zu sterben.
    Pontus stand in den Highlands. Hier hatte alles begonnen. Alpha und Omega. Remo war mit Milo schon in den Nebeln der Dämmerung verschwunden, schwer verletzt, aber nicht tot. In den letzten Tagen hatte er das Sanctus Cor aus dem nahen Wald heraus beobachtet. Die Liebe von Damontez hatte ihn getrieben. Vielleicht auch die Tatsache, dass Coco immer wieder während des Lichtwechsels seine Seele gespiegelt hatte. Remo hatte es ihm verraten. Unvernünftiges, kleines Spiegelblut ! Nur deswegen war Remo Zeuge aller Dinge dieser Nacht geworden, nur deshalb hatte er Coco helfen können, als Draca sie fast blutleer zurückgelassen hatte. Damontez und er hatten gegen Draca gekämpft, damit er von ihr abließ. Keiner von ihnen hatte ihr die Wunden verschließen und von seinem Blut geben können. Keiner außer Remo.
    Draca hatte auch ihn selbst verletzt, Unsterblichkeit machte nicht unverwundbar. Sie half nur sehr galant, dem Tod von der Schippe zu springen. Verfluchte Äonen! Er könnte Eth und seinen Geschwistern den Hals herumdrehen. Warum gab es die Zeit überhaupt?
    Langsam lief er los, um Damontez und Coco zu finden. Vielleicht war es an der Zeit, Lebewohl zu sagen. Vielleicht war es an der Zeit, den Fluch zu brechen und sie zu töten.
    Was würde er tun?
    Besser, sie wäre heute Nacht gestorben … Nein, nein, was dachte er da …
    Er hätte ihren Ruf ja auch ignorieren können, aber es war praktisch unmöglich gewesen. Im Grunde waren sie ebenfalls Halbseelenträger. Jeder trug eine Hälfte des kleinen Engelmädchens in sich. Deshalb hatten sie auch reagiert wie Spiegelbilder.
    Wer hat wen gespiegelt, Pontus?
    Er hatte nicht gelogen, sondern wusste bis heute nicht, wer in der U-Bahn von ihnen zuerst auf den anderen reagiert hatte. Natürlich hatte er schon damals um die Seelen gewusst.
    Es selbst herauszufinden, war eine der wichtigsten Aufgaben eines Spiegelblutes, hatte Cheriour gesagt. Neumodisch gesprochen: die halbe Miete. Laut Kyriel war es ein Teil des Findens. Sie hatte herausgefunden, was zu suchen war. Hadurahs Seelenhälften. Tapferes, kleines Spiegelblut.
    Wann hatte er sie eigentlich zum ersten Mal gesehen? Auf der Friedhofsmauer. Ja, auf der Mauer, kurz nachdem er sich dort hingelockt gefühlt hatte. Sie musste den Vers des Medaillons laut gesprochen haben. Er würde das Bild nicht vergessen. Selbst wenn die Liebe mit der Zeit verblasste und die Ewigkeit sie mit ihrem gierigen Schlund verschluckte, würde er Coco noch immer dort oben laufen sehen. Wie ein Geist durch die Gezeiten. Sie war balanciert, die Hand um das Amulett geschlossen. Nicht wissend, dass er sie beobachtete, nicht wissend, dass der eingravierte Spruch der Ruf war.
    Aber das hatte auch er erst heute erfahren. Coco hatte es ihm zugeflüstert, dankbar darüber, dass er gekommen war. Imago Animea, seine Spiegelseele.
    Wie oft würde er die Liebe noch finden und wieder verlieren? Finden und wieder verlieren? Wieso durfte er niemals lieben? War seine Bestimmung vielleicht nicht das Schicksal, sondern das Unerfülltsein? Er lief Richtung Wald. Er hatte Zeit. Er war so alt, dass das Sonnenlicht kaum noch brannte. Einer der Vorteile. Mal abgesehen davon, dass es für ihn ohnehin nicht tödlich war.
    Trotz all der Zweifel im Herzen war er glücklich, solange er nur an sie dachte und alles andere ausblendete.
    In einem plötzlichen Impuls breitete er die Arme aus, begann zu laufen, immer schneller. Quer über die Heide, ohne Ziel, wie ein Rausch. Unsterblich selig. Er fühlte sich jung. So jung, wie er aussah, fünfundzwanzig Jahre alt.
    Was würde er tun?
    Den Tod bringen oder sich mit der Unsterblichkeit arrangieren? Aber, er war nicht Gott.
    Sollte er nach einer ganz anderen Möglichkeit suchen? Welche gab es noch? Hatte Cheriour vielleicht etwas übersehen? Da waren drei Worte, denen er bislang kaum Beachtung geschenkt hatte. Die er nur benutzt hatte, um andere das Fürchten zu lehren.
    Alius modus moriendi – die andere Art zu sterben.
    Vielleicht war das seine Hoffnung!
    Ende Teil 1

Glossar
    BEGRIFFE
    Lamiis Angelus:
Vampire mit Seele
    Lamiis Nefarius:
Seelenlose Vampire
    Lichtträger:
Menschen, die mit den Engelmächten verbunden sind
    Ursprüngliche:
Lichtträger, die gegen Nefarius und Angelus kämpfen
    Armandorma:
Waffenruhe
    DIE ENGEL DER LICHTTRÄGER
    Amatiel (Illusion/Wahrheit) – Shanny, Anne
    Azrael (Angst)
    El Auria (Feuer) – Fernando
    Eth (Äonen) – Myra
    Gabriel
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