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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht
Autoren: Scott Westerfeld
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natürlich auf dem Dach auf dich.“ Dr. Cable schnaubte. „Was findet ihr Abtrünnigen nur an diesen Dingern?«
    Tally schaute die drei bewusstlosen Gestalten auf dem Boden an.
    „Denen passiert nichts.“ Wieder schnaubte Cable. „Ich bin tatsächlich Ärztin, weißt du.“
    „Klar doch“, murmelte Tally und kniete nieder, um einem der Wächter vorsichtig den Kittel auszuziehen. Als sie ihn überstreifte, hinterließ die Operationsflüssigkeit sofort dunkle Flecken, aber immerhin war Tally nicht mehr nackt.
    Sie machte einen Schritt auf die Tür zu, dann drehte sie sich zu Dr. Cable um.
    „Haben Sie keine Angst, dass ich geheilt werden könnte? Dann wäre niemand von uns mehr übrig.“
    Dr. Cable schaute auf und ihr besiegter Gesichtsausdruck veränderte sich, ein Funken ihrer alten Tücke kehrte in ihre Augen zurück. „Mein Glaube an dich hat sich immer bezahlt gemacht, Tally Youngblood. Warum sollte ich mir da ausgerechnet jetzt
    Sorgen machen?“
    ***
    Als sie an die frische Luft kam , blieb Tally einen langen Moment stehen und schaute in den dunkler gewordenen Himmel. Sie hatte keine Angst vor Verfolgern. Cable hatte Recht gehabt: Wer sollte sie jetzt noch aufhalten?
    Die Sterne und die Mondsichel leuchteten sanft, der Wind trug Gerüche aus der Wildnis mit sich. Nach einem Monat mit recycelter Luft fühlte die kühle Sommerbrise sich auf Tallys Zunge lebendig an. Tally atmete die eisige Welt ein.
    Endlich war sie befreit von ihrer Zelle, dem Operationstank und Dr. Cable. Niemand würde sie gegen ihren Willen ändern, nie wieder. Die Besonderen Umstände gab es nicht mehr.
    Aber noch während sich die Erleichterung in ihr ausbreitete, hatte Tally das Gefühl, innerlich zu bluten. Die Freiheit schlitzte sie auf.
    Zane war doch immer noch tot.
    Salzgeschmack fand seinen Weg auf Tallys Lippen, eine Erinnerung an den letzten bitteren Kuss am Meeresufer. Diese Szene, die sie jede Stunde in ihrer unterirdischen Zelle durchgespielt hatte: das letzte Mal, dass sie mit ihm gesprochen hatte, der Test, bei dem sie versagt, bei dem sie ihn zurückgestoßen hatte. Aber auf irgendeine Weise lief die Erinnerung diesmal anders ab, lange und langsam und wunderschön kam sie ihr vor – als hätte sie nicht Zanes Zittern gefühlt, als hätte sie diesen Kuss einfach dauern und dauern lassen ...
    Wieder nahm sie den Salzgeschmack wahr und endlich spürte sie die Hitze, die über ihre Wangen strömte. Tally hob die Hände, sie konnte es erst glauben, als sie ihre Fingerspitzen im Sternenlicht glitzern sah.
    Specials weinten nicht, aber endlich waren Tallys Tränen gekommen.

Ruinen
    Ehe sie die Stadt verließ, schaltete Tally ihre Hautantenne ein und fand dort drei Mitteilungen vor.
    Die erste stammte von Shay. Sie erzählte, dass die Schlitzer in Diego bleiben wollten. Ihr Einsatz nach dem Angriff auf das Stadthaus hatte sie zur Verteidigungstruppe der Stadt werden lassen, dazu zu ihrer Feuerwehr, ihrer Rettungsmannschaft und ihren Helden in der Not. Der Stadtrat hatte sogar die Gesetze geändert, damit sie ihre Gestaltsvergehen behalten durften, jedenfalls bis auf weiteres.
    Mit Ausnahme von Fingernägeln und Zähnen. Die mussten verschwinden.
    Da das Stadthaus noch immer ein Schutthaufen war, brauchte Diego jede mögliche Hilfe. Obwohl das Heilmittel nun auch in anderen Städten angekommen war und langsam den ganzen Erdteil veränderte, trafen doch jeden Tag neue Flüchtlinge in
    Diego ein, die sich dem neuen System anschließen wollten.
    Die alte, statische Blubberkopf-Kultur war durch eine Welt ersetzt worden, in der Veränderung an erster Stelle stand. Eines Tages würde also irgendeine andere Stadt aufholen - denn von nun an würden Moden unter Garantie stetig wechseln - , aber
    für den Augenblick war noch immer Diego der Ort, der sich schneller veränderte als alle anderen. Hier wollten alle sein, und deshalb wuchs Diego jeden Tag.
    Shays ursprüngliche Mitteilung war stündlich aktualisiert worden, wie eine Art Tagebuch erzählte sie von den Herausforderungen, vor denen die Schlitzer standen, während sie eine Stadt wieder aufbauen sollten, die sich vor ihren Augen verwandelte.
    Offenbar wollte Shay, dass Tally über alles Bescheid wusste, damit sie sofort dazustoßen und mithelfen könnte, wenn sie endlich wieder frei wäre.
    Nur eins tat Shay leid. Sie alle hatten von dem Entspecialungs-Programm gehört. Darüber wurde öffentlich geredet, es war eine Friedensgeste. Die Schlitzer wünschten sich nichts mehr,
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