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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht
Autoren: Scott Westerfeld
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und überhaupt sei das gesamte Konzept der Special-Operation unfair. Die meisten Städte hatten niemals solche Wesen hervorgebracht, höchstens ein paar Feuerwehrleute und Förster, deren Reflexe verbessert worden waren. Vielleicht war jetzt, im Nachhall dieses unglücklichen Krieges, der Zeitpunkt gekommen, sich dieser Specials zu entledigen.
  Nach einer langen Diskussion begann ausgerechnet Tallys Stadt mit diesem Prozess - als Friedensgeste an die restliche Welt. Die Agenten der Besonderen Umstände wurden der Reihe nach zu normalen, gesunden Bürgern zurückoperiert und Dr. Cable ließ nicht ein Wort des Widerspruchs hören.
      Tally hatte das Gefühl, dass die Wände ihrer Zelle jeden Tag enger wurden, die Vorstellung, noch einmal verändert zu werden, schien sie zu erdrücken. Sie betrachtete sich im Wandschirm und stellte sich vor, wie ihre Wolfsaugen wässrig gemacht und ihre Züge zur Durchschnittlichkeit abgeschliffen wurden.      Sogar die Schlitznarben an ihren Armen würden verschwinden und Tally erkannte, dass sie sie nicht verlieren wollte. Sie waren eine Erinnerung an alles, was sie durchgemacht, an alles, was   sie besiegt hatte.
      Shay und die anderen waren noch immer in Diego, noch immer frei, und vielleicht könnten sie entkommen, ehe ihnen das angetan wurde. Sie könnten überall existieren, Schlitzer waren schließlich für das Leben in der Wildnis gemacht.
      Aber Tally hatte keine Fluchtmöglichkeit, konnte sich nicht retten.  
      Und endlich eines Nachts kamen dann die Ärzte, um sie zu holen.

Operation
    Sie hörte sie draußen, zwei nervöse Stimmen. Tally schlüpfte aus dem Bett, lief zur Tür und presste die Handfläche gegen die Special-sichere Keramikwand. Die Chips in ihren Hände formten das Gemurmel zu Wörtern um.
    „Du bist sicher, dass es bei ihr funktionieren wird?“
    „Bisher hat es immer funktioniert.“
    „Aber ist sie nicht, du weißt schon, so eine Art Superfreak?“
    Tally schluckte. Natürlich war sie das. Tally Youngblood, die berühmteste
    psychotische Sechzehnjährige auf der ganzen Welt; die tödlichen Details ihres Körpers waren für alle sichtbar durchs Netz gejagt worden.
    „Entspann dich, sie haben diesen besonderen Mix speziell für sie zusammengestellt.“
    Einen Mix wovon, überlegte Tally.
    Dann hörte sie das Zischen ... Gas wurde in ihre Zelle geleitet.
    Tally sprang von der Tür zurück und saugte ganz schnell frische Luft in sich hin ein, ehe das Gas sich in der Zelle verteilte. Sie drehte sich hektisch um sich selber und starrte die vier erdrückend vertrauten Wände an, überprüfte sie zum millionsten Mal nach irgendeiner Schwäche. Suchte nach ein er Fluchtmöglichkeit ...
    Panik stieg in Tally auf. Sie konnten ihr das nicht antun, nicht schon wieder. Tally war doch nicht daran schuld, dass sie so gefährlich war. Sie hatten sie so gemacht.
    Aber es gab keinen Ausweg.
    Während sie den Atem anhielt, pumpte Adrenalin durch sie hindurch und vor ihren Augen wimmelten rote Punkte. Sie hatte seit fast einer Minute keinen Atem mehr geholt und die Eisigkeit ihrer Panik verflog jetzt. Aber sie konnte nicht aufgeben.
    Wenn sie nur klar denken könnte ...
    Sie schaute ihren Arm an, die vielen Narben. Der letzte Schnitt lag über einen Monat zurück und sie hatte das Gefühl, dass alle herzzerreißenden Erlebnisse der Zwischenzeit aus ihren Adern brechen wollten. Vielleicht könnte sie sich einen Ausweg ausdenken, wenn sie sich ein letztes M al schnitt.
    Immerhin würden ihre letzten Augenblicke als Special dann eisig sein ...
    Sie bohrte sich die Fingerspitzen ins Fleisch und knirschte mit ihren Rasierklingenzähnen. „Tut mir leid, Zane“, flüsterte sie. 
    „Tally!“, sagte eine zischende Stimme in ihrem Kopf.
    Sie blinzelte. Zum ersten Mal, seit sie in dieser Zelle steckte, war ihre Hautantenne nicht blockiert.
    „Steh nicht einfach so rum, du Idiotin! Tu so, als fielst du in Ohnmacht.“
    Tallys schmerzende Lunge saugte Atem in sich hin ein . Der Gasgeruch füllte ihren Kopf. Sie setzte sich auf den Boden, und die roten Punkte tanzten vor ihren Augen.
    »Ja, viel besser. Weiter so."
    Tally holte tief Luft - sie konnte kaum anders. Aber etwas Seltsames passierte. Die roten Punkte verschwanden aus ihrer Sicht, der dringend benötigte Sauerstoff machte sie aufmerksamer.
    Das Gas zeigte keine Wirkung.
    Sie ließ sich gegen die Wand sinken, die Augen geschlossen. Ihr Herz hämmerte noch immer. Was passierte hier? Und wer war in ihrem Kopf?
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