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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht
Autoren: Scott Westerfeld
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blind sein zu müssen.
    „Bin schon unterwegs, Tally“, zischte die Stimme in ihrem Kopf.
    Oder hatte sie sich das nur eingebildet?
    Sie war jetzt gefangen, unfähig, sich zu bewegen, und die Stadt könnte sich endgültig an ihr rächen: ihre Knochen abschleifen, um sie zur durchschnittlichen Pretty-Größe zu reduzieren; die scharfen Kanten von ihren Wangen schneiden; die wunderbaren Muskeln und Knochen herausnehmen, die Chips in ihren Wangen und ihren Händen, ihre tödlichen Fingernägel; ihre schwarzen, vollkommenen Augen ersetzen. Und sie wieder zum Blubberkopf machen.
    Nur war sie diesmal wach und würde alles spüren ...
    Dann hörte Tally ein Geräusch, etwas knallte hart gegen den Tank - sie öffnete die Augen.
    Die Operationsflüssigkeit ließ alles verschwimmen, aber durch die durchsichtigen Tankwände sah Tally wütende Bewegungen und hörte ein weiteres gedämpftes Krachen. Eine der blinkenden Maschinen kippte um.
    Ihre Rettung war da.
    Tally wurde jetzt aktiv. Sie riss sich den Dermalstrang aus dem Arm, dann hob sie die Hände, um sich den Atemschlauch aus dem Mund zu ziehen. Der Schlauch wehrte sich, seine Fangarme schlossen sich dichter um Tallys Hinterkopf, wollten sich nicht entfernen lassen. Sie biss fest zu und ihre Keramikzähne zerfetzten den Kunststoff, worauf der Schlauch in ihrer Hand erschlaffte und ihr eine letzte Gischt aus Luftblasen ins Gesicht spuckte.
    Sie versuchte die Tankwände zu fassen zu bekommen, um sich herauszuziehen. Aber eine durchsichtige Schranke versperrte ihr den Weg.
    Mist!, dachte sie und ihre Finger tasteten verzweifelt nach einer Lücke in den Plastikwänden. Sie hatte noch nie einen Operationstank im Einsatz gesehen - wenn sie nicht benutzt wurden, waren sie oben immer offen! In wachsender Panik zog Tally
    ihre Fingernägel über die Seiten und zerkratzte sie.
    Aber die Wände brachen nicht ...
    Ihre Schulter stieß gegen das Skalpell eines Servo-Arms, das bereits ausgefahren war, und eine rosa Wolke aus Blut breitete sich vor ihren Augen aus. Die Nanos in der Operationsflüssigkeit brauchten nur Sekunden, um die Blutung zu stoppen.
    Na, das ist ja nett, dachte Tally. Aber atmen zu können wäre auch nicht schlecht.
    Sie spähte durch die verschwommene Lösung. Der Kampf dauerte noch an, eine Gestalt gegen viele. Beeil dich!, dachte Tally und suchte nach dem Atemschlauch. Sie schob ihn sich in den Mund, aber er war tot, verstopft von der Operationsflüssigkeit.
    Oben im Tank gab es einen knappen Zentimeter Luft und Tally schob sich hoch, um die winzige Sauerstoffmenge einzuatmen. Aber die würde nicht lange vorhalten. Sie musste raus aus diesem Ding!
    Sie versuchte sich mit den Fäusten einen Weg durch die Tankwand freizuschlagen, aber die Lösung war zu dick und zu zähflüssig. Tallys Faust bewegte sich in Zeitlupe, es war, wie in Sirup zu boxen.
    Rote Punkte leuchteten vor ihren Augen auf ... ihre Lunge war leer.
    Dann sah sie eine verschwommene Gestalt auf sich zustolpern. Ein Schlag hatte sie gegen die Seite des Tanks geschleudert und der Aufprall ließ das ganze Gerät auf seinem Untergestell unsicher herumwackeln.
    Vielleicht war das der Ausweg.
    Tally fing an, ihren K örper hin - und herzuschaukeln , die Lösung schwappte um sie herum und jedes Mal schwankte der Tank ein wenig mehr. Skalpelle rissen an ihren Schultern, als sie sich von einer Seite auf die andere schleuderte, das Brummen
    der Reparatur-Nanos passte sich den wirbelnden Punkten vor ihren Augen an, ein rosa Blutfarbton füllte die Flüssigkeit.
    Aber endlich kippte der Tank um.
    Die Welt um Tally herum schien ebenfalls zu kippen, Flüssigkeit spritzte auf und im Fallen drehte der Tank sich um. Tally hörte das gedämpfte Ächzen des Kunststoffs, als sie auf den Boden auftraf, sah, wie die Tankwände Risse warfen. Die Flüssigkeit strömte nach allen Richtungen davon und Geräusche drangen wieder an ihre Ohren, als sie den ersten Atemzug tat.
    Sie bohrte ihre Fingernägel in den zerborstenen Kunststoff und riss sich einen Weg aus dem Operationstank.
    Blutend und nackt stolperte Tally vorwärts und schnappte nach Luft. Die Operationsflüssigkeit klebte an ihr, als sei sie einer mit Honig gefüllten Badewanne entstiegen. Bewusstlose Ärzte und Wächter lagen auf dem Boden und wurden von der Flüssigkeit überspült.
    Und die Person, die sie gerettet hatte, stand vor ihr.
    „Shay?“ Tally wischte sich die Augen. „David?“
    „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst stillhalten? Musst du immer
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