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Souvenirs

Souvenirs

Titel: Souvenirs
Autoren: David Foenkinos
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Bateau-Mouchesagte. Und dann fuhren wir zum Puppentheater in den Jardin du Luxembourg. Wir waren spät dran und mussten einen irrsinnigen Spurt hinlegen. Mein Kopf war leer. Wir waren glücklich. Ich dachte nicht daran, dass ich schon mit meinem Großvater hierhergekommen war. Doch als wir das Theater erreichten, klopfte mir die Vergangenheit auf die Schulter wie ein alter Bekannter. Große Gefühle überliefen mich, und ich wusste nicht, wohin damit. Paul hopste aufgeregt umher, und vor mir erschien das Gesicht meines Großvaters. Ich hatte in letzter Zeit nicht viel an ihn gedacht. Aber er hat einen Logenplatz in meiner Erinnerung. Ich liebe ihn, ich vermisse ihn. Ich vermisse ihn sogar schrecklich. Mein Sohn nahm mich bei der Hand, und in diesem Augenblick wurde auch ich wieder zum Kind. Die Vergangenheit kam zurück. Ich spürte meinen Großvater, hörte seine Stimme, roch seinen Schweiß, ich konnte ihn fast umarmen, so nah war er mir. Wärme stieg in mir auf, eine wohltuende Wärme. Nun erschien alles möglich. Wir gingen hinein, und das Schauspiel begann. Alles war genauso wie früher. Der Kasper zeigte sich, er hatte seinen Knüppel dabei, und die Kinder brüllten, um ihn vor dem Bösen zu warnen. Hier war alles beim Alten geblieben.
    ∗ Aus dem Filmklub war er mittlerweile wieder ausgetreten. Er hatte sich eingestanden, dass er mit seiner unvermittelten Kinoleidenschaft nur den Wünschen meiner Mutter entsprochen hatte. Er hatte versucht, sein Dasein zu füllen, den Vorwürfen seiner Frau zu begegnen, er sei so lethargisch. Nach der Scheidung hörte er ziemlich schnell auf, da weiter hinzugehen. Er gab zu, dass ihm Filme vollkommen schnurz waren. Und übrigens, jetzt konnte er es ja ruhig sagen: Bei
L’Avventura
hatte er keinen Piep verstanden.

68
Eine von meinen Erinnerungen
    Ich erinnere mich an den Tag, an dem sich meine Blockade löste. Es war, als hätte ich die zum Schreiben notwendige Melancholie in mir angesammelt. Ja, ich glaube, in dem Moment fand ich endlich die richtigen Worte. Als ich an diese Augenblicke des Glücks zurückdachte, dachte ich auch an das Sterbebett meines Großvaters und an meine Großmutter im Altenheim. Lächelnd rief ich mir unseren Besuch beim Maler des Bildnisses von der Kuh ins Gedächtnis, und ich erinnerte mich auch an die junge Frau, wegen der ich immer wieder zum Friedhof gepilgert war. Ich erinnerte mich daran, wie meine Großmutter aus dem Heim ausbrach, an die Ängste, die wir ausgestanden hatten, und daran, wie schließlich Louise in mein Leben trat. Ich dachte an den ersten Satz, den sie zu mir sagte: «Kann ich Ihnen helfen?» Ich erinnerte mich auch an den Satz meines Vaters, in dem mein Leben seinen Ursprung hat: «Sie sind so schön, dass ich Sie nie mehr wiedersehen will.» All das waren geordnete Gedanken, und ich erinnere mich daran, wie ich dachte: Es ist so weit.
    ENDE

 
     
     
     
     
     
     
     
    1. Auflage. 2012
Für die deutsche Ausgabe:
© Verlag C.H.Beck oHG, München 2012
Umschlaggestaltung: Geviert_Büro für Kommunikatiosndesign, München, Michaela Kneißl
Umschlagabbildung: MiYi, Getty Images und © Stéphanie Benjamin, Getty Images
ISBN Buch 978 3 406-63947 0
ISBN eBook 978 3 406-63948 7
     
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