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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Autoren: Paul McAuley
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Doktor.«
    »Das war nicht meine Absicht«, sagte Sri. Die ganze Geschichte über Songlines und Träume, die die Welt erschufen, war natürlich kompletter Unfug, eine mythische Verklärung wesentlicher Überlebensstrategien, aber sie war der Meinung, dass er ihr damit einige nützliche Informationen darüber geliefert hatte, was die Pazifische Gemeinschaft mit dem von ihr annektierten Gebiet vorhatte.
    »Wie ich gehört habe, interessieren Sie sich für die Genzauberin Avernus«, sagte Tommy Tabagee und wechselte elegant das Thema. »Wussten Sie, dass sich auf Iapetus einer ihrer Gärten befindet?«
    Tabagee zufolge handelte es sich um eine kleine Oase in einem Zelt auf der dem Saturn abgewandten Hemisphäre des Iapetus, in der Nähe des Höhenzuges, der sich am Äquator des Mondes befand. Sie war mit Gewächsen bepflanzt,
die Bambus ähnelten: hohe schwarze Stängel, die sich raschelnd im Luftzug der Klimaanlage wiegten. Alle dreißig Tage wuchsen aus den Stängeln Banner in allen möglichen Farben und Mustern hervor. Die Stängel starben ab, worauf die Banner sich in einer großen Wolke in die zugige Luft erhoben. Miteinander kompatible Banner tauschten ihr genetisches Material aus, indem sie sich ineinander falteten und Schimären bildeten, die dann wieder in zwei Hälften zerfielen und auf die verrottenden Überreste der Stängel zurücksanken. Daraus wuchsen neue Stängel, und der Zyklus begann wieder von vorn. Ein endloser Kreislauf des Wachstums und der Reproduktion, der vergängliche Muster von einmaliger Schönheit hervorbrachte.
    »Vielleicht können Sie mir ja sagen, welcher Sinn dahintersteckt«, sagte Tommy Tabagee. »Denn ich kann es mir einfach nicht erklären.«
    »Ich glaube nicht, dass das Ganze irgendeinen Sinn hat. Abgesehen von seiner eigenen intrinsischen Bedeutung natürlich. «
    »Also ist es ein Kunstwerk?«
    »Avernus hat eine Vorliebe für Spiele«, sagte Sri. »Und ihre Spiele sind gleichzeitig scherzhaft und ernst gemeint. Sie sind Ausdruck der phantasievollen Seite ihres Talents und loten die möglichen Expressionen der begrenzten Anzahl natürlicher und künstlicher Gene aus, die gegenwärtig existieren. Genau das geschieht seit vier Milliarden Jahren durch die Evolution auf der Erde und in jüngerer Zeit auch im Ozean auf Europa. Daraus sind viele komplexe und erstaunliche Wunder entstanden, aber sie sind nur ein Tropfen im Meer des Informationsraums, der jede mögliche Expression des Lebens umfasst. Avernus’ Gärten sind Expeditionen über die derzeitigen Grenzen der Gentechnik hinaus. Sie schafft Neuland, so wie Ihre Vorfahren einst glaubten,
sie würden mit Hilfe ihrer Lieder das Land erschaffen, durch das sie wanderten.«
    Tommy Tabagee dachte einen Moment lang nach, bevor er antwortete: »Sie mögen sie, nicht wahr?«
    »Ich bewundere sie.«
    Sri ermahnte sich innerlich zur Vorsicht. Sie fragte sich, ob der agile kleine Mann wusste, wie furchtbar sie bei ihrer einzigen Begegnung mit Avernus gedemütigt worden war.
    Stattdessen erkundigte er sich jedoch nach den Gärten, die sie bereits entdeckt und erkundet hatte, und sie plauderten recht angenehm, bis die Soldaten in den weißen Jacken den Kaffee servierten und Arvam Peixoto sich erhob, um eine kurze Rede über die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen den drei Großmächten der Erde zu halten. Als der General fertig war, raunte Tommy Tabagee Sri zu, dass er sich nun sein Essen verdienen müsse. Dann stand er auf und hielt eine elegante Antwortrede. Damit war das Abendessen beendet, aber bevor Tabagee den Raum verließ, erzählte er Sri noch, dass er einmal ihren grünen Heiligen getroffen hatte.
    »Oscar Finnegan Ramos. Ein wirklich netter Kerl. Die Nachricht über seinen Tod hat mich sehr betrübt.«
    Sris Unbehagen wuchs. Tabagees Worte hatten ihr einen Stich ins Herz versetzt. Den offiziellen Berichten zufolge war Oscar an plötzlichem Organversagen gestorben, eines der typischen Syndrome, die mit den lebensverlängernden Maßnahmen einhergingen. Bis vor kurzem hatte Sri noch geglaubt, Arvam und sie seien die Einzigen, die die Wahrheit kannten, aber wenige Tage vor ihrer Abreise nach Janus hatte sie eine handgeschriebene Notiz auf dem aufklappbaren Tisch in ihrer Kabine vorgefunden.
    Ich bewundere Ihre mutige Tat. Sollten Sie jemals Hilfe brauchen, wenden Sie sich an mich.

    Sie hatte die runde, kindliche Schrift sofort erkannt: Die Notiz stammte von Euclides Peixoto, einem Cousin und Rivalen Arvams, der vor dem Krieg
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