Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Autoren: Paul McAuley
Vom Netzwerk:
anderer Gärten gesammelt hatte. Dann würde sie zum nächsten Garten weiterreisen und zum übernächsten …
    Nein, ihr würde niemals genug Zeit bleiben, um alles zu tun, was sie sich vorgenommen hatte. Aber obwohl Arvam Peixoto sie dazu gezwungen hatte, sich mit der Umgestaltung von Cash Bakers erweitertem Nervensystem zu befassen, und diese Tätigkeit auf ihrer Prioritätenliste keineswegs ganz oben stand, genoss sie ihre Gespräche mit dem Chefarzt des Schiffes. Er besaß umfassende Erfahrungen mit der Rekonstruktion von Gehirn und Nerven, und zwischen ihnen bestand eindeutig eine intellektuelle Verbindung. Sie waren einander sehr ähnlich, und Sri war ein wenig verärgert, als schließlich einer der Berater des Generals
auftauchte und sie an das offizielle Abendessen erinnerte.
    Der Berater führte Sri zu einer Offizierskabine und wartete draußen, während sie sich duschte und einen Uniformoverall und Slipper anzog. Dann führte er sie zur Offiziersmesse zurück, wo die ranghohen Offiziere und Verwaltungsbeamten bereits gemeinsam mit den Gästen aus der Pazifischen Gemeinschaft an einem langen Tisch saßen. Als Sri sich auf ihrem Platz zwischen dem Kapitän des Schiffes und dem Verbindungssekretär der PG niederließ, warf Arvam Peixoto ihr über die Tafeldekoration aus Lilien und Rosen hinweg, die aus irgendeinem Garten auf Dione heraufgeflogen worden sein mussten – vielleicht aus dem Habitat, in dem Berry untergebracht war –, einen strengen Blick zu.
    Gesellschaftliche Zusammenkünfte fand Sri meist äußerst ermüdend. Triviale Gespräche und eine sinnlose und einengende Etikette gingen mit kruden Zurschaustellungen von Status einher. Alphapersönlichkeiten wie der General spreizten ihre Federn, und alle anderen umschmeichelten sie, um ihre Position innerhalb dieser albernen kleinen Hierarchie zu stärken, während sie gleichzeitig nach möglichen Schwächen und Fehlern ihres Gegenübers Ausschau hielten. Äffisches Gehabe. Sri konnte diese Spielchen nicht mitspielen. Die lebhafte, energische, ständig auf Konfrontationskurs befindliche Persönlichkeit des typischen Alphamännchens ging ihr völlig ab. Zugleich fehlte es ihr aber auch an der Gerissenheit, wie sie für die Alphaweibchen typisch war, die gesellschaftliche Kontakte knüpften und sich ganze Kader von loyalen Anhängern aufbauten, die sie dann wie Versuchstiere mit der Zuckerbrot-und-Peitsche-Strategie unter Kontrolle hielten. Obwohl Sris Ruf ihr ein wenig gesellschaftliches Prestige verlieh, wurde sie bei solchen
Gelegenheiten immer wieder daran erinnert, dass sie ein Unsicherheitsfaktor war, der nur so lange toleriert wurde, wie er sich als nützlich erwies. Und um nützlich zu sein, musste sie arbeiten und durfte ihre Zeit nicht mit Geplauder und Selbstbeweihräucherung verschwenden.
    Außerdem war da noch die politische Dimension. Vor weniger als einem Jahrzehnt wäre beinahe ein Krieg zwischen der Pazifischen Gemeinschaft und Großbrasilien ausgebrochen, in dem es um die Herrschaft über Hawaii ging. Beide Machtblöcke waren im letzten Moment von einem bewaffneten Konflikt zurückgetreten und hatten Stück für Stück ihre diplomatischen Beziehungen wiederaufgenommen. Es war jedoch immer noch eine Menge Argwohn und gegenseitige Abneigung vorhanden. Und obwohl die Pazifische Gemeinschaft während des kurzen Krieges gegen die Außenweltler mit Großbrasilien und der Europäischen Union kooperiert hatte, hatte sie sich dem Feldzug erst spät angeschlossen und nur einen geringen Beitrag geleistet. Ihre Absichten waren immer noch weitgehend unbekannt. Arvam Peixoto wollte, dass Sri dem Verbindungssekretär der PG ein paar nützliche Informationen entlockte. Und obwohl sie dieses Spiel noch weniger mochte als den normalen gesellschaftlichen Umgang, musste sie ihrem Sohn und sich selbst zuliebe mitspielen.
    Glücklicherweise erwies sich der Verbindungssekretär, Tommy Tabagee, als hinreichend intelligent und geistreich, um sie während des langen, förmlichen Abendessens einigermaßen bei Laune zu halten. Er war ein schlanker, geschmeidiger Mann mit kohlrabenschwarzer Haut und Dreadlocks, die an die Haartracht der Medusa erinnerten. Er war stolz auf seine Herkunft als Aborigine und hatte sich ganz und gar der Wiederherstellung und Sanierung seines Heimatkontinents verschrieben. Er erzählte Sri von seinen – wie er
es nannte – bescheidenen Beiträgen zum Abbau der Städte und zur Tilgung sämtlicher Spuren, die die Sünden des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher