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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Autoren: Paul McAuley
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spielen Fangen am Himmel.«
    Macy war zufrieden, sich auszuruhen. Angeschnallt mit den Haltegurten saß sie auf der sanft abfallenden, warmen Wiese, ihre Tochter auf der einen Seite, die durch die Hormone ihrer späten Schwangerschaft gesund und rosig aussah, und die beiden Männer mit ihrem Sohn auf der anderen. Der kräftige Zweijährige zupfte fröhlich an den Halteleinen, das Kinn mit Joghurt beschmiert.
    »Du wolltest nicht zur Erde runterfliegen«, sagte Hannah.
    »Ach, davon hast du gehört?«
    »Ich weiß, dass Newt es als Überraschung für dich vorbereitet hatte.«
    »Eines Tages werden wir alle zusammen die Erde besuchen. «
    »Ich nicht. Wir haben hier zu viel zu tun. Außerdem müsste ich furchtbar viel trainieren, und die Zentrifuge habe ich jetzt schon satt. Ich finde, Schwerkraft ist was für Versager«, sagte Hannah und beschattete die Augen mit der Hand, während sie nach oben schaute. Macy hielt sich ebenfalls die Hand über die Augen und sah Kit und Abbie direkt über ihnen schweben. Ihre roten und gelben Flügel beschrieben weite, träge Bögen, während sie abbremsten. Und dann machten sie kehrt und nahmen erneut
Geschwindigkeit auf, ihre Flügel schlugen schnell und gleichmäßig. Lachend und rufend flogen sie tief über ihre Mutter und ihre Großmutter hinweg und stiegen schließlich erneut über die Baumwipfel auf, um das Manöver zu wiederholen.
    Und wie sie flogen!

› 3
    Jeden Tag erwachen die Mädchen von Mannschaft #1 um 6 Uhr morgens und schwimmen aus ihren Schlafkapseln – eine Schule geschmeidiger, blasser Meerjungfrauen, die durch den mit Sauerstoff angereicherten flüssigen Fluorkohlenwasserstoff gleiten, der die Röhren, Gemeinschaftsräume und Arbeitsplätze ihres Schiffes anfüllt, ein Medium, das in der dauerhaften Mikroschwerkraft viel besser geeignet ist als Luft. Sie sind knapp fünfhundert Tage alt und damit vollständig ausgewachsen. An der Hüfte tragen sie Werkzeuggürtel, sind sonst jedoch vollkommen nackt. Ihre muskulöse tonnenförmige Brust pumpt Fluorkohlenwasserstoff durch Buchlungen voller gut durchbluteter Fibrillen. Ihre Arme sind lang und besitzen zwei Ellbogengelenke, ihre miteinander verwachsenen Beine laufen in gerippte, fächerartige Schwanzflossen aus. Ihre Gesichter sind rund, mit kleinen, vorgewölbten Mündern, platten Nasen und großen schwarzen Augen. Auf der rechten Wange prangt eine Tätowierung aus Punkten und Strichen, die das Sternbild der Kleinen Wasserschlange darstellt.
    Es sind einundzwanzig Mädchen. Zwei von den ursprünglich vierundzwanzig sind während der Arbeit an der Oberfläche bei einem Unfall ums Leben gekommen, und ein drittes, das so stark verletzt war, dass es nicht mehr gerettet werden konnte, musste eingeschläfert werden.
    Sie holen sich Trinkbeutel aus dem Spender und essen rasch, saugen einen salzigen Schleim auf, der reich an Vitaminen und Aminosäuren ist, und entsorgen die leeren Beutel. Die halblebendigen Behälter folgen einem einfachen
chemischen Reiz und wabern wie platte Quallen zum Spender zurück, während die Mädchen eines nach dem anderen durch eine kurze Röhre zum Ausrüstungsraum schwimmen. Zwei Bildschirme sind bereits eingeschaltet, auf denen die Gesichter der Schutzgeister des Schiffes zu sehen sind: KI-Konstrukte, die mit den Persönlichkeiten der Kriegshelden Sada Selene und Phoenix Lyle animiert wurden. Sie berichten den Mädchen über die Fortschritte der anderen Mannschaften und teilen ihnen ihre Tagesaufgaben zu. Und dann flammt der große Bildschirm auf der gegenüberliegenden Seite des kugelförmigen Raums auf. Mit synchronen Bewegungen ihrer Schwanzflossen drehen sich die Mädchen dem Gesicht ihres geliebten, gütigen Anführers Levi zu.
    Während der Arbeit streiten sich die Mädchen manchmal darüber, ob Levi ebenfalls ein KI-Konstrukt ist wie ihre Mentoren oder mehr als das. Eine richtige KI oder womöglich sogar das Abbild eines echten Menschen, der irgendwo auf dem Schiff lebt. Natürlich nicht der echte Levi, aber vielleicht ein Klon. Sie wollen gerne glauben, dass er nicht nur geistig, sondern auch körperlich bei ihnen ist. Sie träumen davon, dass sie ihn eines Tages als Belohnung für ihre Arbeit persönlich kennenlernen werden.
    Wie an jedem anderen Tag redet Levi auch heute von dem großen Projekt, an dem sie beteiligt sind. Jeden Tag bewegen sie sich in winzigen, aber erkennbaren Schritten auf die Erfüllung der Prophezeiungen zu, die sein zukünftiges Ich in die Vergangenheit
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