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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Autoren: Paul McAuley
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sagte sie. »Und mir ist klargeworden, dass es auch keine Rolle spielt. Weil ich jetzt weiß, dass ich ihr ebenbürtig bin. Mindestens ebenbürtig. Und wir werden weitermachen und Dinge erreichen, die …«
    »Avernus hat ihren Platz in der Geschichte, und du hast deinen«, sagte Alder.
    Er konnte ihr nicht sagen, dass sie Avernus keineswegs ebenbürtig war und es auch niemals sein würde. Es wäre zu grausam. Und außerdem zwecklos. Sie würde sich ihre Fehler nie eingestehen, weil sie zu stolz und zu eitel war. Ein Ungeheuer mit einem monströsen Ego. So war sie schon immer gewesen. Sie mochte tausend Jahre leben, aber sie würde sich niemals ändern. Andere Menschen würde sie nie verstehen. Wie Berry hatte sie sich von der Welt zurückgezogen und sich in ihre Phantasien geflüchtet. Aber Berry hatte immerhin Xbo Xbaine. Sri besaß nur Kopien ihrer selbst.
    Schließlich stiegen sie einen verschlungenen Pfad wieder zu der Wiese und der Steilwand hinauf, wo die Plattform am Ende ihrer Schiene wartete.
    »Wir sind froh, dass du gekommen bist«, sagte Sri. »Wir haben uns so stark verändert, dass du uns nicht mehr verstehen
kannst, und wir werden uns weiter verändern. Aber wir werden dich nie vergessen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich noch einmal hierher zurückkehren werde«, sagte Alder. »Aber ich werde nicht Lebwohl sagen. Wir können uns weiter unterhalten, du und ich, wann immer wir wollen.«
    Doch er wusste, dass sie das nicht tun würden und dass Sri das ebenso klar war.
    Sie verabschiedeten sich voneinander, und der Avatar stand schweigend und ruhig inmitten der merkwürdigen Kinder, während Alder auf die Plattform stieg und diese die Steilwand zur Mündung des Schachts hinauffuhr. Ein Fleisch, ein Stamm, eine Familie. All das schrumpfte unter ihm zusammen und verschwand. Die Plattform durchbrach das Dach der Kammer und die Vorhänge der Druckbarrieren und fuhr auf den schwarzen Himmel am Ende des Schachts zu, wo sein Freund auf ihn wartete.

› 2
    Zwölf Jahre nach Avernus’ Tod lebte Macy Minnot immer noch auf dem Titan und arbeitete an dem Planoforming-Projekt. Gegenwärtig war sie vor allem damit beschäftigt, die Heißen Seen des Mondes zu erwecken. Diese befanden sich südlich des hügeligen Chaos von Xanadu in einer Kette frischer Krater, die durch die Einschläge von Bruchstücken des Eisschildes eines der Geisterschiffe entstanden waren. Das Schiff war während der Krise von ’31 durch den Außenrand der Atmosphäre des Titan geflogen und dabei zerbrochen. Eis, das durch die Einschläge geschmolzen war, hatte den Boden der Krater mit ammoniakhaltigem Wasser gefüllt. Jetzt verhinderten mit Kernreaktoren betriebene Radiatorennetze, dass die Seen zufroren, und Ökoingenieure und Genzauberer siedelten verschiedene Varianten von Methan – und Cyanobakterien darin an – der erste Schritt hin zur Erschaffung eines einfachen Ökosystems aus Plankton, Seetang, Krill, Krustentieren und Krabben.
    Als Newt Macy abholen kam, arbeitete sie gerade mit dem Nährstoffkreislaufteam in der Forschungsstation am größten See, Windermere Lacus. Einer ihrer Assistenten fuhr sie die steile Anhöhe hinauf. Unter ihr erstreckte sich der See, dessen Oberfläche mit Eisschollen bedeckt war. Nebel stieg von den offenen Wasserflächen auf. Sie fuhren zu der Landefläche, wo Newts Hitzeschild-Shuttle stand, das in dem charakteristischen Rosa seines Transportunternehmens gestrichen war und an eine Orchidee in einem Kohlenkeller erinnerte. Trotz der Kette aus Fusionslampen
im äquatorialen Orbit und der Bemühungen, eine Schicht UV-Strahlung absorbierender chemischer Substanzen in der oberen Atmosphäre zu schaffen, um die Bildung von Tholinen zu verhindern, aus denen die dunstige Hülle des Mondes hauptsächlich bestand, war es auf der Oberfläche des Titan immer noch recht dunkel. Die Sonne war inzwischen jedoch deutlich zu sehen, ein winziger Rubin inmitten von Staub, und ebenso der Saturn, dessen zur Seite geneigte Sichel über dem bleichen, wabernden Nebel am Himmel hing.
    Macy und ihr Assistent überwachten einen Roboter, der Paletten mit isolierten Packungen von dem Raupenkettenfahrzeug lud und sie im Frachtraum des Shuttles verstaute. Es waren verschiedene Proben für Macys Kollegen an der Universität von Athena und für ein Dutzend Laboratorien in Forschungsinstituten auf der Erde. Als die Proben sicher verladen waren, ging Macy an Bord, und Newt startete das Shuttle. Sie durchstießen den Himmel des Titan auf dem
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