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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Autoren: Paul McAuley
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eines Mikroskops krabbelte.
    Jeden Tag wagte es der Spion ein paar Minuten lang, den Militärfunk einzuschalten. Er lauschte dem Geplapper und versuchte, sich ein Bild davon zu machen, wie die Besetzung Diones voranschritt. Das Flaggschiff Großbrasiliens befand sich immer noch im Orbit um den Mond, und die brasilianischen Soldaten konnten sich auf seiner Oberfläche frei bewegen. Nur hier und dort gab es noch ein paar Widerstandszellen – und diese wurden eine nach der anderen ausgelöscht. Paris, das selbsternannte Zentrum des Widerstands, war schwer beschädigt worden. Das Stadtzelt hatte einen Riss bekommen, und ein Großteil der Stadt war dem eisigen Vakuum ausgesetzt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung war getötet worden. Der Rest war entweder geflohen oder gefangen genommen worden. Und nun holten die Brasilianer Außenweltler aus den Oasen und Habitaten überall auf Dione und brachten sie in provisorische Gefangenenlager außerhalb der gebeutelten Stadt.
    Wenn er Zi Lei finden wollte, würde er nach Paris gehen müssen. Es war seine beste Chance, und wenn sie dort nicht war, würde er den Rest des Mondes auf den Kopf stellen.
    Einmal kletterte er den Rand eines großen Kraters hinauf, der sich mitten in der Rinne befand, und als er oben
anlangte, sah er am anderen Ende des kreisförmigen Kraterbodens eine steil aufragende Pyramide aus Diamantscheiben und Fullerenstreben, die von innen beleuchtet und mit hohen Bäumen angefüllt war. Ein anderes Mal kam er am Außenrand von Feldern mit Vakuumorganismen vorbei, die wie dunkle, verschnörkelte Buchstaben aussahen, die auf den bleichen Boden gedruckt waren.
    Seine Wunde war inzwischen verheilt, und er nahm den Verband ab und faltete ihn zusammen.
    Schließlich wurde die Ostwand der Rinne niedriger und der Boden, der in Felsblöcke und kleine Schluchten zerbrochen war, stieg langsam an. Er hatte das Südende des Chasmas erreicht. Damit hatte er den kleinen Mond beinahe zu einem Viertel umrundet.
    Irgendjemand hatte in der chaotischen Landschaft einen Weg angelegt. Der Spion folgte ihm über zerborstene Felsbrocken und Schluchten, die von eleganten Brücken aus Fullerenverbundstoff überspannt wurden. Er wanderte um einen breiten, unebenen Höhenrücken am Rand eines kleinen Kraters herum und stieg eine natürliche Rampe aus verfestigtem Geröll hinauf, bis er zu der gewellten, von Kratern durchzogenen Ebene dahinter kam.
    Als er die nächste Schutzhütte erreichte, stellte er fest, dass sie ausgeräumt und dem Vakuum geöffnet worden war. Der Staub rund um die Hütte war mit Reifen – und Fußspuren übersät, und die Blumen waren abgehackt. Es bestand kein Zweifel daran, dass die Besatzungsmacht Großbrasiliens für die Plünderung verantwortlich war, und er fühlte sich einsam und verfolgt, als er weiterging. Aber er hatte keine andere Wahl.
    Vier Stunden später näherte er sich einer Oase, deren schrägwinkliges Zelt sich auf dem Rand eines Kraters von etwa fünf Kilometern Durchmesser befand. Innen brannte
kein Licht, und die drei Türen der Hauptluftschleuse standen offen. Der Garten der Oase war dunkel und gefroren. Der Spion war sich sicher, dass sie schon vor längerer Zeit von den brasilianischen Besatzern überfallen und ausgeräumt worden war, aber dennoch verbrachte er eine gute Stunde damit, die Umgebung zu beobachten, bevor er es wagte, die Oase zu betreten, obwohl Luft und Energie seines Anzugs schon wieder knapp wurden.
    In der Luftschleuse einer der außerhalb gelegenen Farmröhren fand er ein paar halb leere Batterien und konnte an einem Tank seinen Luftvorrat auffüllen. Besser noch: Er entdeckte ein Raupenkettenfahrzeug, das in einer flachen Grube am Rand eines breiten Felds voller verschlungener schwarzer Dornen unter einer Tarndecke verborgen war. Eine Weile beschäftigte er sich damit, die KI des Fahrzeugs auszufragen, die ihm jedoch nichts Nützliches mitteilen konnte. Deshalb döste er schließlich ein wenig vor sich hin, bis überall die Schatten hervorgekrochen kamen und sich über die Mondoberfläche legten. Dann startete er den Motor des Raupenkettenfahrzeugs und fuhr damit die flache Rampe an einem Ende der Grube hinauf.
    Im schwachen Licht des Saturn, der kaum heller leuchtete als die Sterne, fuhr er in Richtung Süden. Das Bollwerk des Eumeluskraters teilte den westlichen Horizont in zwei Hälften. Das Raupenkettenfahrzeug zu benutzen, war ein großes Wagnis, aber weniger riskant, als sich auf die Vorräte in Schutzhütten und
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