Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Autoren: Paul McAuley
Vom Netzwerk:
Speichern zu verlassen, die von der Besatzungsmacht inzwischen systematisch ausgeräumt worden waren. Schließlich fand er eine Straße, die sich in gerader Linie zum Äquator erstreckte – die übliche Konstruktion aus Eisschotter, der mit Fullerennetzen befestigt war, etwa dreißig Meter breit und absolut eben. An einer Straßenseite befanden sich Transponder-Leitvorrichtungen,
so dass er der KI die Steuerung des Fahrzeugs überlassen konnte. Er machte einige isometrische Übungen und dehnte sich, um seine verspannten Schultern zu lockern. Dann ging er in die Fahrzeugküche und ließ einen Beutel Zitronentee in einem Becher ziehen. Schließlich kehrte er zum Fahrersitz zurück und sah am Horizont eine leuchtende Linie.
    Es war die Eisenbahnstrecke, die entlang Diones Äquator verlief. Ein einzelnes, erhöhtes Gleis, das auf Pfeiler gestützt über die Ebene hinwegführte und einer Hängebrücke gleich den westlichen mit dem östlichen Horizont verband. Wie die Straße war es von den geduldig und unermüdlich arbeitenden Mannschaften von Baurobotern errichtet worden. Der Spion übernahm wieder die Steuerung des Raupenkettenfahrzeugs, hielt ein Stück weit von dem erhöhten Gleis entfernt an und schaute sich vorsichtig um. Die Eisenbahn war wichtig. Sie könnte ein Ziel sein und wurde möglicherweise überwacht …
    Weit im Osten leuchtete ein schwaches Licht. Ein Stern, der sich direkt über der geraden Linie des Eisenbahngleises befand, das in der Ferne verschwand. Der Spion benutzte die Zoomfunktion vom Sichtgerät des Raupenkettenfahrzeugs. Die Helligkeit des Sterns nahm ab, während er größer wurde, und Einzelheiten wurden sichtbar. Es handelte sich um einen Triebwagen, dessen äußere Form einem Geschoss glich. An seinem hinteren Ende befand sich ein Frachtraum, und das Vorderteil bestand aus einem Diamantverdeck über einer mit Luft gefüllten Kabine. Der Wagen war in westliche Richtung unterwegs gewesen, weg von Paris. Jetzt ruhte er auf der supraleitenden Magnetspur, und die Kabinentür stand offen.
    Der Spion nippte an dem Zitronentee, während er nachdachte. Der Strom war unterbrochen worden, der Triebwagen
war liegengeblieben und die Passagiere ausgestiegen. So viel war klar. Aber wo waren sie jetzt? Und um wen handelte es sich? Brasilianer oder Außenweltler? Knapp eine Stunde vor Morgengrauen setzte sich der Spion schließlich ans Steuer des Raupenkettenfahrzeugs, verließ die Straße und fuhr über den staubbedeckten Boden parallel zu dem erhöhten Gleis auf den liegengebliebenen Triebwagen zu. Die Haut in seinem Nacken und an seinen Handflächen kribbelte, aber er musste der Sache auf den Grund gehen. Er hoffte, aus dem Unglück anderer Menschen für sich selbst vielleicht einen Nutzen ziehen zu können.
    Am Sockel des Stützpfeilers, der dem liegengebliebenen Triebwagen am nächsten war, entdeckte er zahlreiche Fußspuren. Er hielt das Raupenkettenfahrzeug an, zog sich den Druckanzug über und stieg aus, um sich umzusehen. Die Fußspuren wurden zu einem Pfad, der entlang des Eisenbahngleises nach Osten verlief, in die Richtung, aus der der Triebwagen gekommen war. Es waren fünf Paar Fußabdrücke zu beiden Seiten von etwas, das in dem Eisstaub eine breite Spur hinterlassen hatte.
    Der Spion rief eine Karte auf und stellte fest, dass die Passagiere des Triebwagens offenbar zum nächsten Bahnhof gewandert waren, der sich etwa fünfzig Kilometer entfernt am Rand des Mnestheuskraters befand. Er richtete den Blick auf den Horizont, aber dort bewegte sich nichts. Alles war genauso still wie immer.
    Er kletterte die Sprossen hinauf, die an einer Seite des Pfeilers angebracht waren, und ging das Gleis entlang auf den Triebwagen zu. Einen Moment blieb er an der offenen Tür stehen. Eine der Platten der Fußbodenverkleidung fehlte, und an einer Stelle war auf dem Fußboden und auf zwei der großen Kissen, die als Sitze dienten, Blut zu sehen. Das Blut war in dem eisigen Vakuum gefroren und schwarz.

    Jemand war also verletzt worden. Und die anderen Passagiere hatten die Bodenplatte dazu benutzt, um ihn zu transportieren. Der Spion fragte sich, wie viel Luft sie wohl gehabt hatten und ob der Verletzte die Reise überstanden hatte.
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    Wenige Minuten, nachdem er das Raupenkettenfahrzeug erneut gestartet und sich parallel entlang des Bahngleises in Bewegung gesetzt hatte, ging direkt vor ihm am Horizont die Sonne auf. Das Sonnenlicht war jetzt genauso hell wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher